Yendi
Zweck warf ich noch mehr Gold aus dem Fenster, um eine Zauberin in ständiger Bereitschaft zu halten. Wenn ich sie tatsächlich brauchte, würde es extra kosten, aber so war ich wenigstens vorbereitet.
Temeks Berichte deuteten darauf hin, daß Laris ähnliche Maßnahmen ergriffen hatte. Davon abgesehen schien Temek aber wenig Glück zu haben. Jeder biß die Zähne zusammen. Damit ein paar ihre vielleicht doch auseinanderkriegten, schickte ich ihm Miraf’n mit einem Beutel mit tausend Imperials.
Der folgende Tag, Endwoche, war so ziemlich wie der letzte. Bis kurz nach Mittag. Ich bekam gerade die Nachricht, daß der Vollstrecker, der getötet worden war, als er Nielar zu Hilfe kam, erfolgreich wiederbelebt wurde, da –
»Boß!«
»Was ist denn, Temek?«
»Boß, kennst du den Geldverleiher, der von der Nördlichen Garschos-Straße aus arbeitet?«
»Ja.«
»Sie haben ihn gekriegt, als er gerade auf dem Weg zu dir war. Tot. Sieht aus, als wäre es ne Axt gewesen, der halbe Kopf ist weg. Ich bringe das Geld rüber.«
»Scheiße.«
»Genau, Boß.«
Ich erzählte Kragar davon und verfluchte mich gleichzeitig ein dutzendmal. Mir ist einfach nicht der Gedanke gekommen, daß Laris an meine Boten gehen würde. Natürlich wußte er, wann sie lieferten und von wo, aber es ist eines der großen ungeschriebenen Gesetze des Jhereg, daß wir uns nicht gegenseitig bestehlen. Ich meine, das ist nie vorgekommen, und ich möchte alles mögliche verwetten, daß es auch nie passieren wird.
Aber das bedeutet nicht, daß diese Leute in Sicherheit sind. Kein Argument der Welt verbietet es, sie zu erledigen und das Gold einfach bei ihnen zu lassen.
Ich fluchte mich gerade so richtig in Rage, als mir klar wurde, daß ich konstruktivere Dinge tun sollte. Ich kannte keinen der Boten gut genug, um psionischen Kontakt zu ihnen aufzunehmen, aber –
»Kragar! Melestav! Wyrn! Miraf’n! Herkommen, schnell! Ich werde die Türen verrammeln lassen, und wir verhalten uns ruhig. Teilt die Geschäfte auf, teleportiert euch augenblicklich dorthin, und laßt niemanden von dort weg, der nicht schon unterwegs ist. Ich werde mich später um ihren Schutz kümmern. Los jetzt!«
»Öh, Boß –«
»Was denn, Melestav?«
»Ich kann nicht teleportieren.«
»Mist. Also, Kragar, du deckst ihn mit ab.«
»Geht klar, Boß.«
Ein Rauschen verschwindender Luft ließ es in meinen Ohren knallen, und Melestav und ich waren alleine. Wir sahen uns an.
»Ich nehme an, ich werde noch einiges über dieses Geschäft lernen müssen, hm?«
Er grinste schwach. »Das nehme ich auch an, Boß.«
Sie kamen bis auf einen Laden überall rechtzeitig an. Auch dieser eine war tot, aber wiederbelebbar. Das Gold, das er bei sich hatte, deckte sogar fast die Kosten dafür.
Ich vergeudete keine Zeit mehr. Wyrn und Miraf’n ließ ich sofort wieder zu mir kommen. Das taten sie auch.
»Setzt euch. So. In diesem Beutel stecken dreitausend Goldimperials. Ich möchte, daß ihr beide herausfindet, wo sie H’noc auflauern wollen – er leitet das Freudenhaus ein Stück die Straße hoch. Findet heraus, wo der Attentäter steckt und schnappt ihn. Ich weiß nicht, ob ihr schon mal ›gearbeitet‹ habt, und es ist mir auch egal. Ich glaube, ihr könnt es; wenn nicht, sagt es mir. Wahrscheinlich gibt es nur einen. Falls da mehrere sind, schnappt euch nur den einen. Wenn ihr wollt, könnt ihr H’noc als Köder benutzen, aber ihr habt nur noch eine Stunde, dann sind wir über unsere gewöhnliche Lieferzeit hinaus. Dann werden sie wahrscheinlich mißtrauisch. Wollt ihr den Auftrag?«
Sie sahen sich an und diskutierten es, wie ich vermute, psionisch. Wyrn wandte sich wieder zu mir und nickte. Ich reichte den Beutel hinüber.
»Dann los, tut es.«
Sie standen auf und teleportierten nach draußen. Da bemerkte ich dann, daß Kragar hereingekommen war. »Und?« fragte ich ihn.
»Ich bin los und habe dafür gesorgt, daß sie das Gold im Laufe der beiden nächsten Tage herbringen, außer Tarn, der teleportieren kann. Er müßte jeden Moment hier sein.«
»Gut. Wir sind wieder pleite.«
»Was?«
Ich erklärte ihm, was ich getan hatte. Er schien zu zweifeln, doch dann nickte er. »Ich nehme an, du hast recht, es wird das beste sein. Aber wir sind am Boden, Vlad. Wirst du Nachschub bekommen, wo du das letztemal gewesen bist?«
»Das weiß ich nicht.«
Er schüttelte den Kopf. »Wir lernen zu langsam. Er ist uns immer noch voraus. So können wir nicht weitermachen.«
»Bei den
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