Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
gab sie zurück.
    Hastig drehte ich mich zu ihr um, ob sie mich veralberte. Das tat sie nicht. Ich betrachtete ihn erneut.
    »Natürlich?«
    »Ja.«
    »Auch die Färbung?«
    »Ja.«
    »Und die Größe?«
    »Ja.«
    »Garantiert?«
    »Ja.«
    »Soso.« Weitere fünf Minuten verbrachte ich damit, das Ding zu untersuchen. Ich bin kein Kenner, aber ich weiß ein wenig über Edelsteine. Ich konnte keinen Makel entdecken.
    »Ich nehme an, du hast ihn schätzen lassen. Wieviel ist er wert?«
    »Auf dem freien Markt? Vielleicht fünfünddreißigtausend, wenn du dir einen Käufer aussuchen kannst. Achtundzwanzig oder dreißig bei einem schnellen Verkauf. Ein Wäscher würde dir mindestens fünfzehn geben – wenn er sich überhaupt an das Ding wagt.«
    Ich nickte. »Ich gebe dir sechsundzwanzig.«
    Sie schüttelte den Kopf. Das überraschte mich. Kiera und ich feilschten nie. Wenn sie mir etwas anbot, gab ich ihr den besten Preis, den ich konnte, und das war das.
    Aber sie sagte: »Ich verkaufe ihn nicht. Er gehört dir.« Und dann: »Mach den Mund zu, Vlad, langsam zieht es.«
    »Kiera, ich –«
    »Keine Ursache.«
    »Aber warum ?«
    »Was für eine Frage! Ich gebe dir mal eben ein Vermögen, und du willst den Grund dafür wissen?«
    »Genau. Halt dein Maul, Boß!« Loiosh leckte ihr das Ohr.
    »Recht hast du«, sagte sie darauf.
    Plötzlich hatte ich eine Idee, wo ich den Stein oder seine Geschwister schon einmal gesehen hatte. Ich sah Kiera an. »Wo hast du den her?« fragte ich sie.
    »Warum um alles in der Welt willst du das denn wissen?«
    »Bitte sag es mir.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, dem Dzurberg einen Besuch abzustatten.«
    Ich seufzte. Das hatte ich mir gedacht. Dann schüttelte ich den Kopf und streckte ihr den Stein entgegen. »Ich kann nicht. Sethra ist eine Freundin.«
    Da seufzte Kiera. »Vlad, ich schwöre bei der Dämonengöttin, dir ist schwerer zu helfen, als Mario zu überlisten ist.« Ich wollte gerade etwas erwidern, doch sie erhob eine Hand. »Deine Loyalität deiner Freundin gegenüber ist sehr lobenswert, aber auch ich bin nicht ganz ohne – und sie auch nicht. Sie kann einen Krieg unter Jhereg genausowenig unterstützen wie Morrolan. Aber das hat ihn auch nicht davon abgehalten, oder?«
    »Wie hast du –«
    Sie fiel mir ins Wort. »Sethra weiß, was mit diesem Stein passiert, wenn sie es auch nie zugeben würde. Verstanden?«
    Wieder einmal war ich völlig sprachlos. Bevor ich etwas sagen konnte, gab Kiera mir den Beutel. Mechanisch legte ich den Stein hinein und steckte ihn in meinen Umhang. Kiera beugte sich zu mir und gab mir einen Kuß. »Für einen Auftragsmörder«, meinte sie, »bist du ein richtiges Schätzchen.« Dann war sie verschwunden.
     
     
    Später an jenem Tag meldete sich Temek mit einer Liste von fünf Etablissements, die Laris gehörten. Ich besorgte mir ein paar Zauberer, die als Kunden getarnt in zwei der Läden mit der Unterwanderung beginnen sollten. Zauberer kann übrigens entweder einen besonderen, sehr mächtigen Zaubermeister bezeichnen oder, bei den Jhereg, jemanden, der einen gegebenen Auftrag sehr gut ausführt. Falls ihr euch fragt, was hier gemeint ist – nun, ich auch.
    Wie dem auch sei, vier dieser Zauberer machten sich in zwei von Laris’ Läden breit, während Kragar sich etwas für die anderen Geschäfte einfallen ließ. Das erste haben wir uns noch am Abend vorgenommen. Neun Schläger, zumeist aus dem Haus der Orca für zwei Goldstücke pro Person angeheuert, fielen in dem Laden ein. Laris hatte zwei Vollstrecker dort, die jeweils einen von unseren Leuten erwischten, bevor sie überwältigt wurden. Die Eindringlinge benutzten Messer und Schlagstöcke gegen die Kunden. Tote gab es nicht, aber fürs erste würde keiner mehr so gerne in diesen Laden gehen wollen.
    In der Zwischenzeit stellte ich ein paar mehr von diesen Figuren zum Schutz meiner eigenen Geschäfte gegen ähnliche Behandlung ein.
    Zwei Tage darauf schlugen wir in einem weiteren zu, mit ausgezeichnetem Ergebnis. An jenem Abend meldete Temek, daß Laris untergetaucht war und sein Gebiet offenbar von irgendwo im Verborgenen leitete.
    Am Morgen danach fand Narvane, als er einem Gerücht nachging, Temeks Leiche in einer Gasse hinter dem ersten Laden, den sie auseinandergenommen hatten. Er konnte nicht wiederbelebt werden.
     
     
    Weitere drei Tage später meldete Varg, daß einer von Laris’ Leuten sich an ihn gewandt hatte, ob er mit ihnen bei einem Anschlag

Weitere Kostenlose Bücher