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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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nun aber leerstand, und wir gingen hinein. Zwei seiner Männer blieben an der Tür stehen. Ein dritter wartete drinnen. Er hatte einen Zauberstab dabei. Wir blieben vor ihm stehen, und Toronnan sagte: »Tu es.«
    In meinen Innereien wirbelte alles durcheinander, dann fand ich mich mit Toronnan und zweien seiner Leibwächter in einer Gegend wieder, die ich als das nordwestliche Adrilankha erkannte. Wir waren in den Hügeln, wo die Häuser fast alle verdammte Schlösser waren. Etwa zwanzig Meter vor uns lag der Eingang zu einem funkelnden weißen mit goldverzierten Flügeltüren. Eine echt schöne Hütte.
    »Rein da«, sagte Toronnan.
    Wir gingen die Treppe hinauf. Ein Knappe öffnete die Tür. Direkt dahinter standen zwei Jhereg in grauen Mänteln, die neu und maßgeschneidert aussahen. Einer von ihnen nickte Toronnans Vollstreckern zu und sagte: »Die können hier warten.«
    Mein Boß nickte. Wir gingen weiter hinein. Die Halle war schon größer als die Wohnung, in der ich nach dem Verkauf der Schenke gelebt hatte. Das Zimmer, in das sie mündete wie eine Gosse in die Kanalisation, war größer als meine jetzige Wohnung. Ich sah, daß mehr Gold, als ich im letzten Jahr verdient hatte, in Kleinkram gesteckt worden war. Nichts von alledem trug zur Besserung meiner Laune bei. Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich, nachdem wir in einen kleinen Warteraum gescheucht worden waren, eher streitlustig als eingeschüchtert. Mit Toronnan dort zehn Minuten zu warten half auch nicht.
    Dann kam dieser Typ herein, wie üblich in Schwarz und Grau mit goldenen Borten am Rand. Seine Haare ergrauten. Er sah alt aus, vielleicht zweitausend, aber rüstig. Fett war er nicht – Dragaeraner werden nicht fett –, aber er schien mir wohlgenährt. Seine Nase war klein und flach, die Augen tief und blaßblau. Mit tiefer, voller, herber Stimme wandte er sich an Toronnan: »Ist er das?«
    Was glaubte er denn, wer ich war? Mario Graunebel? Toronnan nickte bloß.
    »Schön«, sagte er. »Raus jetzt.«
    Toronnan verschwand. Der große Boß stand da und glotzte mich an. Ich sollte wohl unruhig werden, nehme ich an. Nach einer Weile gähnte ich. Seine Augen funkelten.
    »Langweilig?« fragte er.
    Ich zuckte die Achseln. Dieser Kerl, wer er auch war, konnte mich mit einem Fingerschnippen töten lassen. Aber ich würde ihm nicht in den Arsch kriechen, soviel ist mein Leben auch nicht wert.
    Er zog mit dem Fuß einen Sessel heran und ließ sich darin nieder. »Ihr seid also ein schwerer Fall«, meinte er. »Ich bin überzeugt. Ihr habt mich beeindruckt. So, wollt Ihr weiterleben oder nicht?«
    »Ich hätte nichts dagegen«, gab ich zu.
    »Gut. Ich bin Terion.«
    Ich stand auf und verneigte mich, dann setzte ich mich wieder. Von dem hatte ich schon gehört. Er war einer von den ganz großen Bossen, einer der fünf, die die Organisation in der Stadt Adrilankha führten (und Adrilankha hatte etwa neunzig Prozent aller Geschäfte). Ich war also beeindruckt.
    »Wie kann ich Euch dienen, Lord?«
    »Ach, hör auf, Boß. Sag ihm, er soll sich ins Chaos stürzen, steck ihm die Zunge raus, und spuck ihm in die Suppe. Los doch.«
    »Ihr könnt Eure Versuche, Adrilankha in Schutt und Asche zu legen, unterlassen.«
    »Lord?«
    »Hört Ihr nicht?«
    »Ich versichere Euch, Lord, ich habe keinerlei Interesse daran; Adrilankha niederzubrennen. Nur einen kleinen Teil.«
    Er lächelte und nickte. Dann, völlig ohne Warnung, verschwand das Lächeln, und seine Augen verwandelten sich in Schlitze. Er beugte sich zu mir, und ich merkte, wie mein Blut sich in Eiswasser verwandelte.
    »Spiel nicht mit mir, Ostländer. Wenn du die Sache mit diesem anderen Teckla – Laris – austragen willst, dann so, daß nicht das gesamte Imperium auf uns losgeht. Ich habe es ihm gesagt, jetzt sage ich es dir. Wenn das nicht klappt, sorge ich selbst für Ruhe. Verstanden?«
    Ich nickte. »Ja, Mylord.«
    »Schön. Jetzt sieh zu, daß du Land gewinnst.«
    »Ja, Lord.«
    Er stand auf, drehte mir seinen Rücken zu und ging. Ich mußte ein paarmal schlucken, dann stand ich auf und verließ das Zimmer. Toronnan war weg, seine Leute ebenfalls. Terions Diener brachte mich zur Tür. Den Teleport zurück zu meinem Büro machte ich selbst. Dort erzählte ich Kragar, daß wir unsere Vorgehensweise würden ändern müssen.
    Wir hatten allerdings keine Zeit dazu. Terion hatte recht gehabt, doch kam seine Einmischung zu spät. Die Imperatorin hatte bereits genug.

 
     
»ICH MACHE MAL EINEN

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