You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
halten und bekam keinen Ton mehr heraus. Unsere gute Mutter! Sie hatte wohl mit ihren „Alabama-Ohren“ gehört, dass Elvis’ Tochter mit einem ähnlichen starken Akzent sprach. Sie erinnert sich noch heute daran: „Sie klang überhaupt nicht so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Es schien eine andere Person zu sein.“
Möglicherweise gab es auch noch einen anderen Grund für Mutters Skepsis. Michael rief oft sie, Rebbie oder Janet mit verstellter Stimme an und spielte eine andere Person, meist einen britischen Gentleman. Das schien so überzeugend zu sein, dass er sie immer reinlegen konnte.
Mutter freute sich über Michaels Hochstimmung, endlich eine Ehefrau zu haben. Ich erlebte die beiden während ihrer Ehe nur selten, da sie ständig zusammensteckten und andere nicht an sich heranließen. Meine früheren Bedenken – dass er von professionellen Beratern umgeben war oder die Leere in seinem Leben mit Zufallsbekanntschaften füllte – hatten sich in Luft aufgelöst. Nun stand ein Mensch mit einem großen Herzen an seiner Seite, der keinerlei Angst vor den Geiern um ihn herum verspürte.
Ich musste über die Medienberichte lachen, in denen gemutmaßt wurde, sie machten ihre Liebe den anderen nur vor. Unsere ganze Familie wurde Zeuge der Intensität ihrer Beziehung und wusste um den Wunsch der beiden, ständig zusammen zu sein. Michael hätte so ein Glück niemals vortäuschen können. Die in dem Video „You Are Not Alone“ dargestellte Intimität verdeutlicht den Ansatz, dass Kunst das wahre Leben spiegelt. Der Clip bot einen kurzen und bewegenden Einblick in ihre Zweisamkeit – wie leicht sie miteinander umgingen und wie gerne sie miteinander lachten. Reportagen, in denen behauptet wurde, wir missbilligten und verachteten das neue Leben unseres Bruders, hätten nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein können. Lisa Marie wurde mit offenen Armen empfangen, und es bestanden nicht die geringsten Zweifel daran, dass sie nur das Beste für ihn wollte. Damals entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen ihr, Janet und Rebbie. Wenn meine Schwestern mit ihr einige Zeit verbracht hatten und hörten, wie sie über Michael sprach, sagten sie hinterher: „Meine Güte, das Mädchen ist ja ganz verrückt nach ihm!“
Da nun Lisa Marie ein Teil von Michaels Leben war, versuchte ich nicht mehr, ihn um alles in der Welt zu erreichen. Ich hatte mich immer um sein Wohl bemüht, und da ich jetzt wusste, dass es ihm gutging, war auch ich zufrieden.
Michael dachte zeitlebens an die Absicherung seiner Zukunft. Schon zu Beginn seiner Karriere schwor er sich, später einmal nicht zu den schwarzen Künstlern zu gehören, die in Armut lebten. Klar, das sagte er zu einer Zeit, in der er seinen phänomenalen Ruhm noch nicht erahnen konnte. Schon als Kind verriet er Mutter, dass er geschäftliche Vorkehrungen treffen wolle, damit „unsere Familie sich nie mehr über Geld Sorgen machen müsse“.
Er war jetzt verheiratet und wollte eine Familie gründen, und so stand für ihn die finanzielle Absicherung im Vordergrund. Egal wie viele Meilen uns auch von Gary, Indiana, trennten und egal, wie gewaltig sein Erfolg auch sein sollte – nichts konnte die Erinnerungen an den Überlebenskampf unserer Eltern auslöschen.
Vielleicht können die Menschen von diesem Standpunkt aus verstehen, warum Michael den „wohl größten Deal in der Geschichte der Verlagsrechte“ landete, wie er von vielen mit exakt diesen Worten beschrieben wird. Er folgte Paul McCartneys Ratschlag aus dem Jahr 1983, der meinte, dass die größte finanzielle Sicherheit darin liege, die Copyright-Rechte an Songs zu besitzen. Ein Jahr später erwarb Michael für 47,5 Millionen Dollar den Katalog der ATV Music Publishing mit ungefähr 4.000 Songs, darunter viele Klassiker wie „Tutti Frutti“ von Little Richard (was, und da bin ich mir sicher, besonders Joseph freute). Doch der größte Fisch waren die Hits der Beatles, all ihre Songs, die sie zwischen 1964 und 1971 schrieben. Eine besondere Ironie, die auch eine heftige Kontroverse auslöste, bestand in der Tatsache, dass Paul McCartney selbst versuchte, das Copyright zu kaufen, das er in den Sechzigern gegen Bares abgetreten hatte. Berichten zufolge wollte er die Hälfte eines 20-Millionen-Gebots beisteuern. Die andere Hälfte des Betrags sollte angeblich von John Lennons Witwe Yoko Ono geschultert werden. Doch daraus wurde nichts, und so interessierte sich McCartney nicht weiter dafür. Als er vom Deal
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