You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
Oprah-Interviews führte Michael schon eine Telefonbeziehung mit Lisa Marie, die auf ein Liebesverhältnis hinauslief. Durch diese Tatsache wird auch die Lüge nach den Ereignissen des Jahres 1993 offenbar, dass die „Hochzeit nur dazu gedient habe, seinen Ruf in der Öffentlichkeit wieder herzustellen“. Lange bevor der Albtraum begann, flirteten und unterhielten sich die beiden bereits angeregt miteinander.
Erste Hinweise auf das zukünftige Schicksal zeichneten sich schon 1974 ab, als wir uns für die Familien-Varieté-Show in Las Vegas aufhielten. Zwischen den ganzen Terminen begaben wir uns ins nahegelegene Tahoe, um in der Sahara-Tahoe Casino-Lounge aufzutreten. Dieser eher intime Veranstaltungsort zog Künstler wie Frank Sinatra und Charlie Rich an. Während einer Pause spazierte Jackie mit Michael zu einem der großen Lastenaufzüge. Und klammheimlich benutzten ihn die beiden. Plötzlich hielt der Aufzug an. Die Türen öffneten sich, und Elvis stieg ein – mit gegeelten Haaren und in seinem glitzernden Bühnendress mit dem hohen Kragen und einem großen Schal um den Hals. Er schaute Jackie und Michael an: „Ihr seid die Jackson-Jungs?“
Völlig verblüfft nickten sie. Wenn man schon Smokey Robinson, Sammy Davis Junior und Jackie Wilson begegnet war, müsste man sich eigentlich nicht mehr so leicht beeindrucken lassen, aber die unerwartete gemeinsame Fahrt mit dem King im Aufzug ließ sich in puncto Aufregung nicht mit den vorherigen Treffen vergleichen. Doch sie währte nicht lange, denn einige Sekunden später stoppte der Aufzug erneut, und Elvis machte sich auf den Weg: „Viel Glück, Jungs.“ An dem Tag traf Michael zufällig seinen zukünftigen Schwiegervater, den er nie wirklich kennenlernen sollte.
Ich war sehr neidisch, dass ich diese Chance verpasst hatte, doch einige Jahre später begegnete ich in einem Hotel in Nevada – ich kann mich nicht erinnern, wo genau – Elvis’ rechter Hand, Colonel Tom Parker, verborgen hinter einer dicken Wolke Zigarrenqualm. Er war eine Legende: der Manager aller Manager! Der voluminöse Mann saß an einem Restauranttisch in der Nähe des Casinos, die Augen von einer Brille verdeckt, und um das Doppelkinn sein Markenzeichen geschlungen – ein rotes Halstuch. Ich traute mich, hinüberzugehen und ihn zu begrüßen. Und bevor ich mich versah, saßen wir zusammen und unterhielten uns über Elvis Presley und die Jackson 5. Für Außenstehende mag das sicherlich merkwürdig ausgesehen haben, denn ich versuchte – als 20-Jähiger – wie ein Profi an einer seiner dicken Macker-Zigarren zu paffen. Er zeigte sich von Mutter und Joseph fasziniert. „Verrat mir doch mal, wie sie so viele Talente in einer Familie ‚produzieren‘ konnten? Das möchte ich gerne wissen!“ Wahrscheinlich kalkulierte er dabei seine prozentuale Beteiligung und multiplizierte die Summe mit neun.
Er meinte, ich könne ihm jede Frage zum King stellen! Nachdem ich herausgefunden hatte, dass Elvis Donuts und die Blues-Band Muddy Waters (nicht zu verwechseln mit dem Solokünstler) mochte, konnte ich mich nicht zurückhalten und sprach ihn auf ein heikles Thema an: „Ist es wahr, dass Sie die Einnahmen mit Mr. Elvis fifty-fifty teilen?“
Er musste über meine naive Offenherzigkeit lachen, antwortete mit einem „Yeah“ und blies dabei eine dicke Rauchwolke in die Luft.
In Bezug auf geschäftliche Angelegenheiten war ich damals noch reichlich grün hinter den Ohren, dachte aber, dass Elvis ganz schön verrückt sein musste, um die Hälfte seines Einkommens abzugeben. Doch Colonel Parker war ein cleverer Typ, der zu wissen schien, an welchen Rädern man am besten drehte und welche Hebel man in Bewegung setzen musste. Er saß völlig entspannt in seinem Stuhl, aber vermittelte den Eindruck, als könnte er alles kontrollieren, als gehörte ihm der ganze Laden! Wir unterhielten uns über seine geschäftliche Beziehung zu Elvis, darüber, wie wichtig das Vertrauen im Business war und wie der King die Latte in Bezug auf Leistung immer höher legte, denn Colonel Parker kannte niemanden, der so hart arbeitete. Später erzählte ich meinen Brüdern von dem inspirierenden Treffen, doch Michael stellte nur eine Frage: „Hast du ihn gefragt, ob Jackie Wilson zu Elvis’ Lieblingssängern gehört?“ So eine Frage hätte ich stellen sollen? „Weil es so aussieht, als hätte er seine Tanzschritte geklaut“, witzelte Michael.
Colonel Parker verriet mir, dass Elvis’ sechsjährige Tochter Lisa
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