You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Soft Facts , eine Story über ein gefundenes Videotape. Ihre Korrespondentin Diane Diamond berichtete den Zuschauern – und später dem Radiosender KABC-AM – atemlos, dass die Polizei den Fall gegen Michael wieder aufrolle. In derselben Woche bestätigte das LAPD indes, dass ein solches Videoband nicht existiere.
    Wie sich dann herausstellte, war die Quelle dieser Lüge kein anderer als Victor Gutiérrez, der freiberufliche Journalist, der schon Jordies Mutter in Venice Beach bedrängt hatte. Michaels Juristen strengten einen Prozess wegen Rufmordes an. Ein Richter und eine Jury stellten fest, dass die Story falsch und heimtückisch war, und sprachen meinem Bruder 2,7 Millionen Dollar Schadensersatz zu. Gutiérrez meldete Privatinsolvenz an und floh nach Mexiko. Trotz des minimalen Erfolgs ahnte ich schon, dass diese ganze Geschichte niemals enden würde.

    Nach den schrecklichen Erlebnissen des Jahres 1993 machte sich ein rehabilitierter Michael zu neuen Taten auf. Er hatte sich entschlossen, trotz der Erfahrung mit dieser einen Familie, weder seine Lebensphilosophie noch seine grundsätzliche Einstellung gegenüber Kindern zu ändern. Für ihn siegte die Liebe immer über den Hass. Er vertraute seinem Herzen und darauf, dass Gott die Wahrheit kennt. Michael ließ es nicht zu, dass die negativen Erfahrungen, die er machen musste, seine Liebe zu Kindern beschmutzen. Seine Persönlichkeit sollte nicht durch äußere Einflüsse verformt werden. Das war Stärke und keine Schwäche! Trotzdem traf er Vorsichtsmaßnahmen: Er würde nie mehr das Bett mit einem Kind teilen oder sich allein mit einem Kind im Schlafzimmer aufhalten. Doch was den normalen Ablauf in Neverland anbelangte, änderte sich nichts. Die Ranch war auf den soliden Pfeilern Vertrauen, Liebe und Wohltätigkeit aufgebaut.

    Im Februar 1994 nahm die Veranstaltung The Jackson Family Honours im MGM Grand in Las Vages ihren normalen Verlauf. Wir wünschten uns ausdrücklich, dass Oprah an dem Abend die Rolle der Gastgeberin übernahm. Sie schien eine geeignete Wahl darzustellen, da sie ihn ein Jahr zuvor einfühlsam und sympathisch interviewt und mit ihrer Sendung eine geeignete Plattform geboten hatte. Es wäre schön gewesen, wenn Oprah Michael an diesem Abend auf die Bühne gebeten hätte, an dem die Menschlichkeit im Vordergrund stand. Im Dezember 1993 hatte sie Präsident Bill Clinton im Weißen Haus bei einem neuen Gesetz gegen Kindesmissbrauch unterstützt, dem National Child Protection Act. Wir hofften nun natürlich, dass sie mit Michael, dem wohl größten Freund aller Kinder, den Schulterschluss üben würde, damit auch er sich einbringen könnte.
    Wir waren dementsprechend überrascht, als wir Oprahs Absage erhielten. Sie ließ uns mitteilen, dass sie keine gute Gastgeberin wäre, und wünschte uns ein gutes Gelingen unseres Projekts. Ich empfand es als eine Schande, bedenkt man, wie sehr sie Michael zugetan war, doch es wirkte sich nicht negativ auf die Veranstaltung aus. Als er die Bühne betrat, wurde er mit Standing Ovations empfangen, die erst nach rund zehn Minuten verebbten. Ich fühlte mich glücklich, Michael nach dieser ganzen Tortur wieder mit neuen Kräften und gesund auf der Bühne zu erleben. Er hatte eine positive Ausstrahlung und wirkte heiter.
    Zu Beginn des Jahres 1994 gab es für ihn einen guten Grund, sich überglücklich zu fühlen, denn er hatte endlich eine Seelenverwandte in einer Frau gefunden – einen Menschen, der selbst eine schwierige Kindheit erlebt hatte, sich von seinem Ruhm nicht beeindrucken ließ, ein Leben im Rampenlicht lebte und ihn nicht wegen des Geldes brauchte. Es war eine Frau, die Michaels Welt kannte und nichts anderes als seine Liebe wollte. Lisa Marie Presley erfüllte sämtliche Bedürfnisse Michaels.

I n der Rückschauist leicht zu erkennen, dass Lisa Marie Presley ganz allmählich erst einen immer wichtigeren Platz in Michaels Leben einnahm, bis sich ihre Wege schließlich deckten. Ein genauer Blick auf die Landkarte des Schicksals offenbart Gottes Plan, dass die beiden sich verbinden sollten.
    Ich glaube nicht an Zufälle, und ich weiß, dass Michael bei ihrem ersten Treffen als Erwachsene im Jahr 1992 schon starke Gefühle empfand – als wären sie füreinander geschaffen. Er stellte sich das Schicksal als Schachspiel vor: Wir, die Menschen, sind die Figuren, und Gott ist der Spieler, der die Figuren so lange hin- und herschiebt, bis der König eine Frau zur Königin nimmt.
    Zu der Zeit des