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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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unterdrücken, der ihm plötzlich durch die Glieder fuhr.
    Er war bisher nur zweimal im Studierzimmer des Direktors gewesen. Einmal zusammen mit seinem Vater, als er das erste Mal nach Deepdene gekommen war. Dann noch einmal ein Jahr später zusammen mit einer Gruppe von Schülern, die beschuldigt worden waren, während einer Prüfung geschummelt zu haben. Die drei Rädelsführer hatten eine Tracht Prügel bezogen und waren anschließend von der Schule geflogen. Die vier oder fünf Mitläufer waren bloß verdroschen worden, bis das Blut von den Pobacken spritzte, und konnten dann bleiben. Sherlock – dessen Essays die Gruppe abgeschrieben hatte – war um die Tracht Prügel herumgekommen, indem er behauptete, von alldem nichts gewusst zu haben. In Wirklichkeit hatte er natürlich voll und ganz Bescheid gewusst. Aber er war immer so etwas wie ein Außenseiter an dieser Schule gewesen, und wenn man ihn tolerierte oder sogar akzeptierte, falls er die anderen Schüler abschreiben ließ, würde er keinerlei ethische Einwände erheben. Andererseits würde er die Abschreiber selbstverständlich auch nicht verraten. Denn andernfalls hätte man ihn zusammengeschlagen. Und vielleicht vor eines der lodernden Kaminfeuer in den Schlafsälen gehalten, bis die Haut Blasen warf und die Kleidung zu qualmen anfing. So war das Leben in der Schule eben – ein pausenloser Balanceakt zwischen Lehrern und den anderen Schülern. Und er hasste es.
    Das Studierzimmer des Direktors war genauso, wie er es in Erinnerung hatte: groß, schummrig und durchdrungen von einer Geruchskombination aus Leder und Pfeifentabak. MrTomlinson saß hinter einem Schreibtisch, der groß genug war, um darauf Bowling zu spielen. Er war korpulent und trug einen Anzug, der ein bisschen zu klein für ihn war. Wahrscheinlich, weil es ihm half, sich der Illusion hinzugeben, dass er bei Weitem nicht so füllig sei, wie es offensichtlich der Fall war.
    »Ah, Holmes, nicht wahr? Komm rein, Junge. Rein mit dir. Und mach die Tür hinter dir zu.«
    Sherlock tat, was ihm gesagt wurde. Aber als er die Tür schloss, nahm er eine weitere Gestalt im Raum wahr: einen Mann, der mit einem Glas Sherry vor dem Fenster stand. Das geschliffene Kristallglas des Trinkgefäßes brach das Sonnenlicht in alle Farben des Regenbogens.
    »Mycroft?«, sagte Sherlock überrascht.
    Sein älterer Bruder drehte sich, um ihn anzusehen. In seinem Gesicht leuchtete für einen winzigen Moment lang ein Lächeln auf, das Sherlock vielleicht entgangen wäre, hätte er im falschen Augenblick geblinzelt. »Sherlock. Du bist gewachsen.«
    »Du auch«, antwortete Sherlock. In der Tat hatte sein Bruder beträchtlich an Gewicht zugelegt. Er war beinahe so dick wie der Direktor. Aber sein Anzug war so geschnitten, dass dies eher kaschiert als betont wurde. »Du bist mit Vaters Kutsche gekommen.«
    Mycroft zog eine Augenbraue in die Höhe. »Woraus hast du das um Himmels willen geschlossen, junger Mann?«
    Sherlock zuckte die Achseln. »Da auf deiner Hose sind parallele Falten, die vom Druck des Sitzpolsters stammen. Aber ich erinnere mich, dass Vaters Kutsche einen Riss im Polster hatte, der vor ein paar Jahren nur unzulänglich repariert wurde. Der Abdruck des reparierten Risses ist auf deiner Hose zu sehen, direkt neben den Falten.« Er hielt inne. »Wo ist Vater, Mycroft?«
    Der Direktor räusperte sich, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. »Ihr Vater ist …«
    »Vater wird nicht kommen«, unterbrach Mycroft ihn mit sanfter Stimme.
    »Sein Regiment wurde zur Verstärkung unserer Truppen nach Indien verlegt. Es gab dort Unruhen in der Nordwestlichen Grenzprovinz. Du weißt, wo das ist?«
    »Ja. Wir haben Indien in Geographie und Geschichte durchgenommen.«
    »Guter Junge.«
    »Mir war nicht klar, dass die Einheimischen dort erneut Probleme bereiten«, knurrte der Direktor. »Es stand zumindest nicht in der
Times
, soviel ist mal sicher.«
    »Es sind nicht die Inder«, gestand Mycroft. »Als wir das Land wieder von der Ostindischen Kompanie übernommen haben, wurden ihre Soldaten wieder der Aufsicht der regulären Armee unterstellt. Sie fanden das neue Regime sehr viel … nun ja … strenger als das, was sie gewohnt waren. Es hat dort jede Menge schlechte Stimmung gegeben, und die Regierung hat beschlossen, die Armeestärke in Indien drastisch zu erhöhen, um ihnen eindrucksvoll vor Augen zu führen, wie
wahre
Soldaten wirklich sind. Es ist schlimm genug, wenn die Inder rebellieren. Aber

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