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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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leichtfüßig von dannen, ohne darauf zu achten, ob Sherlock ihm folgte.
    Wieder warf Sherlock einen besorgten Blick auf die Uhr. Es war jetzt kurz vor elf, und er hatte nichts Besseres vor, als durch die Landschaft zu spazieren. Er würde es nicht schaffen!
    Neben einem grasbewachsenen Damm blieb der Gärtner schließlich stehen. Auf der anderen Seite des Damms fiel der Boden zu einer natürlichen Senke mit annähernd runder Fläche ab, auf der nur wenige Bäume wuchsen. Ringsherum an den Rändern der Senke konnte Sherlock dunkle Löcher erkennen – Kaninchenlöcher, wie er vermutete.
    Unwillkürlich blitzte eine Erinnerung in ihm auf: der Kaninchenkopf im Kaninchenbau, zu Hause in Farnham. Das, womit seine ganze Reise begonnen hatte. Das alles schien schon lange her zu sein, dabei waren nur ein paar Tage vergangen.
    »Hier habe ich die Falle ausgelegt«, sagte Hendricks. Er mied beharrlich Sherlocks Blick und starrte stattdessen irgendwo in die Ferne. »Ich nehm dazu Schlingen, die ich an einem gebogenen Bäumchen befestige. Das Kaninchen steckt seinen Kopf durch die Schlinge und löst die Falle aus. Das zurückschnellende Bäumchen zieht die Schlinge zu und reißt das kleine Viech in die Luft hoch. Ich sehe alle paar Stunden nach den Fallen.«
    Sherlock starrte auf die Stelle, an der sich die Schlinge befunden hatte. Aber er war sich nicht sicher, was ihm das verraten sollte. Aus einer bloßen Laune heraus begab er sich zu der Stelle im Damm, wo sich die meisten Kaninchenlöcher befanden. Er bückte sich neben dem erstbesten, um es unter die Lupe zu nehmen. Von einem Kaninchen war keine Spur zu sehen, dafür aber wurde er auf ein paar Pflanzenstängel aufmerksam, die unmittelbar an der Öffnung des Baus auf dem Boden lagen. Einen Moment lang vermutete er, dass es sich um die Reste einer Mahlzeit handelte, die die Kaninchen mit zurück in den Bau gebracht hatten. Doch dann erkannte er, dass das nicht die Erklärung dafür sein konnte. Noch nie zuvor hatte er beobachtet, dass Kaninchen Futter von einem Ort zum anderen transportierten. Sie fraßen stets dort, wo gerade etwas Essbares wuchs. Er nahm einen der Stängel auf. An dessen einem Ende befanden sich einige Blüten, die aussahen wie violette Glocken. Das andere Ende war abgerupft. Diese Pflanzen waren absichtlich vor den Bau gelegt worden. Aber wer sollte so etwas machen?
    »Wissen Sie, was das ist?«, fragte er und streckte Hendricks den Stängel entgegen, so dass dieser einen Blick darauf werfen konnte.
    »Fingerhut«, antwortete der Gärtner und starrte stirnrunzelnd auf die Pflanze. »Seien Sie vorsichtig damit, Sir. Die werden auch Totenglocken genannt. Zwei Blätter reichen, und Sie können sterben. Manche sagen sogar, dass man dazu nur in der Nähe der Pflanze Luft holen muss. Ich treibe mich nun schon Jahre in diesem Wald hier herum, aber auf so ein Geschwätz gebe ich nichts. Hatte noch nie ein Problem.« Wieder runzelte er die Stirn. »Hab’ allerdings auch nie viel davon zu Gesicht bekommen. Ist hier ziemlich selten.«
    »Warum sollten Kaninchen giftige Pflanzen fressen?«, fragte Sherlock. »Tiere meiden so etwas doch wohl eher.« Er drehte den Stängel in seiner Hand. »Oder besser gefragt, warum sollte jemand eine Giftpflanze dort platzieren, wo ein Kaninchen sie zwangsläufig finden muss?«
    »Man sagt«, antwortete Hendricks, »dass Kaninchen immun gegen Fingerhut sind.« Er hatte das Gesicht verzogen, als würde er über irgendetwas angestrengt nachdenken. »Keine Ahnung, ob das stimmt oder nicht, aber wenn …«
    »Wenn es stimmt«, unterbrach Sherlock ihn aufgeregt, während seine Gedanken seinen Worten vorauseilten, »dann könnte sich das Gift im Körper des Kaninchens angereichert haben. So angereichert, dass sich jeder vergiftet hätte, der sein Fleisch verzehrt!«
    Er sah auf, um den Blick des Gärtners zu suchen. Der starrte ihn mit immer noch finster verzogener Miene an. In diesem Moment kam Sherlock ein Gedanke. Vielleicht war es Hendricks gewesen, der den Fingerhut vor den Kaninchenbau gelegt hatte. In der Hoffnung, dass er von den Tieren gefressen werden und das Gift sich in ihrem Fleisch anreichern würde. Und wenn er eines der Kaninchen dann Aggie Macfarlane in dem Wissen gebracht hätte, dass sie es für Sir Benedict zubereitete, hätte der Gärtner einen besonders hinterhältigen Mord begangen. Und würde sicher verhindern wollen, dass Sherlock irgendjemandem davon berichtete. Er spannte die Muskeln und machte sich bereit

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