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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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davon sprach, den Wald statt einzelner Bäume wahrzunehmen? Sherlock blickte nicht auf die Leute, als wären es einzelne Passanten, sondern sah gleichzeitig ihre Geschichten und möglichen zukünftigen Schicksale vor sich.
    Angesichts der Dimensionen, die sich bei seinen Betrachtungen vor ihm auftaten, wurde ihm schwindlig. Doch dann war der Moment vorbei, und die Szenerie fiel wieder in eine simple Masse von Menschen in sich zusammen, die kreuz und quer auf den Straßen dahineilten.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte eine Stimme. »Einen Moment dacht’ ich, du wirst ohnmächtig.«
    Sherlock wandte sich zur Seite und stellte fest, dass Matthew Arnatt – Matty – neben ihm stand. Der Junge war kleiner als Sherlock und ein oder zwei Jahre jünger. Eine Sekunde lang sah Sherlock nicht den Jungen, seinen Freund, in ihm, sondern eine lebende Ansammlung von Zeichen und Indizien. Nur eine Sekunde lang, und dann war er wieder Matty – der treue, zuverlässige Matty.
    »Dann geht es Albert also nicht gut«, stellte Sherlock fest und bezog sich damit auf Mattys Pferd. Albert zog das Kanalboot, auf dem Matty lebte, wann immer es seiner Meinung nach an der Zeit war, in eine andere Stadt zu ziehen.
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Matty.
    »Du hast Heu am Ärmel«, stellte Sherlock fest. »Also hast du ihn mit der Hand gefüttert. Normalerweise aber lässt er sich einfach da das Gras schmecken, wo er gerade angepflockt ist. Du würdest kein Pferd mit der Hand füttern. Es sei denn, du machst dir Sorgen, dass es nicht richtig frisst.«
    Matty hob eine Augenbraue. »Nur weil ich ihm manchmal gerne selbst sein Fressen gebe«, sagte er, »besteht kein Grund, so ein Trara zu machen. Für mich kommt Albert dem am nächsten, was man eine Familie nennt.« Er zuckte verlegen mit den Achseln. »Also verwöhn ich ihn gern mal mit was Besonderem.«
    »Okay.« Sherlock prägte sich die Information für spätere Betrachtungen ins Gedächtnis ein. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, fragte er schließlich.
    »Hab’ dich spielen hören«, erwiderte Matty knapp. »Die ganze Stadt konnte das. Ich glaube, deswegen ist Albert auch der Appetit vergangen.«
    »Witzig«, meinte Sherlock.
    »Willste mit und sehen, ob wir was zum Mittag auftreiben? Auf dem Markt ist zu dieser Zeit immer jede Menge Zeugs übrig.«
    Sherlock dachte einen Augenblick lang nach. Sollte er ein bisschen Zeit mit Matty verbringen oder lieber gleich weiter zu Virginia gehen?
    »Kann nicht«, sagte er schließlich, als ihm plötzlich etwas einfiel. »Mein Onkel hat gesagt, ich soll zum Mittagessen zurück sein. Es geht um irgendeine alte Psalmensammlung, die er neulich erworben hat und die ich katalogisieren soll.«
    »Oh, welch Freude«, sagte Matty. »Viel Spaß dabei.« Er lächelte. »Vielleicht könnte
ich
ja stattdessen mal nach Virginia sehen.«
    »Und vielleicht könnte ich dich von einer Brücke mit dem Kopf voran ins Wasser tauchen«, erwiderte Sherlock.
    Matty starrte ihn an. »Hab nur ’n Witz gemacht«, sagte er schließlich.
    »Ich nicht.«
    Sherlock bemerkte, wie Mattys Blick langsam die Straße zum Markt hinabglitt. »Los, geh schon«, sagte er daraufhin grinsend. »Schnapp dir ein paar alte Früchte und Pastetenbruch. Vielleicht sehen wir uns später. Oder sonst morgen.«
    Matty warf ihm rasch ein dankbares Lächeln zu und flitzte davon. Sherlock blickte ihm nach, wie er sich durch die Menge schlängelte, bis er nicht mehr zu sehen war.
    Eine Weile schlenderte Sherlock an der Straße entlang, die aus Farnham heraus zum Haus seiner Tante und seines Onkels führte.
    Jedes Mal, wenn ein Pferdekarren vorbeikam, drehte er sich um und sah den Kutscher an. Aber die meisten mieden seinen Blick. Er nahm es nicht persönlich. Diese Prozedur hatte er lange genug praktiziert, um zu wissen, dass die Erfolgsrate bei ungefähr eins zu zwanzig lag. Doch schließlich schaute ein Kutscher zu ihm herunter und rief: »Wohin soll’s denn gehen, Jungchen?«
    »Holmes Manor«, rief er zurück.
    »Die haben keinen Bedarf für Gelegenheitsarbeiter.«
    »Ich weiß. Ich … will bloß jemanden besuchen.«
    »Dann kletter’ mal rauf. Ich fahr bei denen am Haupttor vorbei.«
    Sherlock warf den Violinenkoffer auf den langsam weiterfahrenden Karren, kletterte hinterher und ließ sich in einen dicken Heuhaufen fallen. Er fragte sich, warum er immer noch nicht gern zugab, wo er lebte. Vielleicht weil er Angst hatte, die Leute könnten ihre Einstellung ihm gegenüber

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