Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman
Schlag tausend Dämonen aus der Hölle herschicken können?«, fragte Emily.
»Ja«, bestätigte Sora. »Und dann hätte er dieselben tausend Dämonen auf die obere Ebene mitnehmen können, und niemand wäre imstande gewesen, ihn aufzuhalten.«
»Du lieber Himmel!«
Der Alte nickte. »Diesmal hatten wir Glück. Die grauen Federn in Asasels Schwingen deuten darauf hin, dass er noch nicht seine ganze Kraft entfaltet hatte. Wäre er Luzifer ebenbürtig gewesen, hätten wir vielleicht nicht so gut abgeschnitten. Nach Lage der Dinge sind wir noch immer nicht weiter in unserer Mission, die Not zu beenden, die Satan über die Welt bringt – die dämonische Pest breitet sich unvermindert weiter aus.«
Webster verzog das Gesicht. »Ja. Wir werden uns einen neuen Angriffsplan aushecken müssen. In der Zwischenzeit will ich keinen Zentimeter Boden verlieren. Die sichere Verwahrung des Schleiers hat oberste Priorität.«
»Womit wir wieder bei Stefan wären.«
»Wir müssen ihn finden«, sagte Murdoch.
»Das wird nicht einfach«, vermutete MacGregor. Der Ausbilder der Seelenwächter hatte sich den Ledersessel neben dem Kamin zurückerobert, als er mit Rachel zurückgekehrt war. »Er ist der begabteste Magier, den ich jemals getroffen habe.«
Murdoch schnitt eine Grimasse. Stefan hatte schon mit seiner Weigerung, Kiyoko zu heilen, bewiesen, dass es fast unmöglich war, ihn eines Besseren zu belehren, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte.
»Sora ist aber auch ziemlich cool«, warf Emily ein.
Der Sensei lächelte. »Danke für das Kommpliment. Aber ich kann ihm nicht das Wasser reichen, wenn es um Magie geht. Sein Repertoire ist viel größer als meins.«
»Damit ist die Sache entschieden«, bestimmte Webster. »Ich gebe Murdoch recht. Ich sage, wir sollten den Mistkerl aufspüren und ihm den Schleier abknöpfen. Er mag das Ding mit den besten Absichten an sich genommen haben, aber ich werde auf keinen Fall etwas so Gefährliches den Händen eines einzigen Mannes überlassen.«
»Besonders dann nicht, wenn dieser Mann zu denen gehört, die von Zeit zu Zeit nach dunkler Magie stinken«, murmelte Lena.
»Lena«, mahnte MacGregor leise.
»Was? Ich sage doch nur, was alle anderen denken.«
Dem konnte niemand widersprechen.
Als alle gegangen waren, um beim Spülen zu helfen oder um sich auszuruhen, ging Emily zu Brian.
»Darf ich dich etwas fragen?«
Er nickte. »Was ist denn?«
Sie hatte Mühe, ihre Gefühle in Worte zu fassen. »Wir haben gerade diese große Schlacht gewonnen, den bösen Jungen einen Kopf kürzer gemacht und den Tempelschleier gerettet. Irgendwie jedenfalls. Ich hab mich gut geschlagen. Das weiß ich. Nicht perfekt, aber verdammt gut.«
Er lächelte. »Verdammt richtig.«
»Aber warum fühle ich mich dann so schlecht?«
Er zog sie an sich und umarmte sie. »Weil wir gute Leute verloren haben, Süße. Zweiundzwanzig von ihnen. Und das tut weh. Wenn wir Leute verlieren, fühlt sich der Sieg nie toll an. Wenigstens am Anfang nicht. Später, wenn der Schmerz etwas nachlässt, können wir damit beginnen, stolz auf das Erreichte zu sein. Aber im Augenblick wollen wir nur um die trauern, die es nicht geschafft haben.«
»Wie zum Beispiel Carter.«
»Ja, wie zum Beispiel Carter.«
Sie legte das Gesicht an seine Brust, damit er die Tränen in ihren Augen nicht sehen konnte. Babys weinten, aber doch keine Erwachsenen. Und schon gar keine Dreifältigen Seelen. »Er wird mir fehlen.«
»Uns allen wird er fehlen.«
»Oje!«, sagte eine schneidende Frauenstimme. »Warum muss ich nur immer in solch rührselige Szenen platzen?«
Emily spürte, wie Brian erstarrte.
»Hey, Boss!«, entgegnete er. »Ich würde ja sagen: ›Schön, Euch zu sehen‹, aber das wäre glatt gelogen.«
Emily drehte sich widerstrebend um. Die Herrin des Todes hatte bei ihr nicht gerade einen Stein im Brett. Gut möglich, dass diese Vorbehalte auf das von ihr angezettelte Mordkomplott gegen Emily im letzten Herbst zurückzuführen waren. Es fiel ziemlich schwer, jemanden zu mögen, wenn dieser Jemand in mörderischer Absicht einen Lockdämon auf einen ansetzte.
Die Göttin lag auf dem Sofa und sah Cruella De Vil bemerkenswert ähnlich. Ihr weißes Haar wirkte aufgedonnert, ihr Kleid war schwarz und aufreizend, und ihre blutroten Nägel passten farblich exakt zu ihrem Lippenstift. Sie machte ganz auf Sirene. Jemand sollte ihr endlich beibringen, dass der Tod niemals sexy war.
»Habe ich das richtig
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