Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Titel: Zärtliches Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
Möchtest du ihn gern einmal halten?"
    Radcliffe blickte unsicher drein, nahm jedoch das Kind entgegen. Er kam sich fürchterlich linkisch vor, als er es auf dem Arm hielt, doch wie er es genauer betrachtete, wurde ihm die Brust eng.
    Das winzige Knäblein sah aus wie ein kleiner, alter Mann. Seine Augen waren fest zugedrückt, abgesehen von einem feinen Flaum war er kahl, und sein Gesicht war ganz zusammengekniffen. Sicherlich sollte dies sein Missfallen sowie seinen Ärger ausdrücken über das, was er soeben durchgemacht hatte. Mit seinen winzigen Fäustchen fuchtelte er in der Luft herum. Er war das hässlichste kleine Ding, das Radcliffe jemals gesehen hatte - und gleichzeitig das entzückendste.
    „Er ist so winzig", raunte Radcliffe und merkte, dass ihm die Tränen kamen. Dieses wunderbare neue Leben hatten Charlie und er erschaffen!
    „Das würdest du nicht sagen, wenn er sich aus dir hinausgedrängt hätte", entgegnete Charlie schroff, und ihr Gemahl machte vorübergehend einen ziemlich bestürzten Eindruck. Doch als er die Heiterkeit in ihren Augen aufblitzen sah, lächelte er wieder.
    „In Wirklichkeit ist er überhaupt nicht klein", erklärte nun auch Beth, die zu ihnen herangekommen war. „Für ein Neugeborenes ist er im Gegenteil ziemlich groß - größer als sämtliche Babys, die ich auf Westerly habe zur Welt kommen sehen."
    „Beth hat sich immer sehr für das Heilen interessiert", erklärte Charlie, als Radcliffe ihre Schwester neugierig anblickte. „Wenn immer daheim auf unserem Gut jemand krank war oder eine Geburt stattgefunden hatte, war Elizabeth zur Stelle und wollte helfen."
    „Soll ich das Baby einmal hinausbringen, um es Tomas und Stokes zu zeigen?" fragte Beth. „Dann könnt ihr beide auch einen Moment für euch allein haben."
    „Ja, bitte." Radcliffe gab den Knaben an dessen Tante weiter. Die anderen beiden Frauen hatten ihre Arbeit inzwischen beendet und verließen nun ebenfalls das Zimmer. Er wartete noch so lange, bis Beth die Tür leise hinter sich geschlossen hatte, beugte sich dann zu Charlie hinunter und küsste sie zärtlich auf die Lippen.
    „Ich danke dir, Charlie", raunte er ihr ins Haar und umarmte sie behutsam.
    „Keine Ursache, Mylord", seufzte sie und schmiegte sich an ihn. „Wofür eigentlich?" fragte sie dann.
    „Für unser Kind."
    „Ich meine mich zu erinnern, dass du dabei ebenfalls die Hand im Spiel hattest", flüsterte sie belustigt und lehnte sich an die Polster. „Das mit heute tut mir Leid."
    Er zog die Brauen hoch. „Was tut dir Leid?"
    „Dass ich unsere schöne Trauung ruiniert habe. Das wollte ich nicht, doch als ich sah, wie der Flickschuster den kleinen Jungen schlug ..."
    „Da konntest du dich nicht zurückhalten."
    „Genau." Sie biss sich auf die Lippe. „Ich konnte mich einfach nicht abwenden und es übersehen."
    „Ich würde auch gar nicht gewollt haben, dass du es getan hättest", versicherte er ihr.
    „Ehrlich?" Sie schaute zu ihm hoch.
    „Ehrlich. Dein Mitgefühl für die Schwachen und dein Abscheu vor Ungerechtigkeit sind zwei der Dinge, die ich an dir so sehr liebe." Als Charlie sich daraufhin entspannte, fügte er hinzu: „Allerdings bin ich dankbar, dass du in deinem Zustand nicht diejenige warst, die dem Mann an den Rücken sprang, wie du es seinerzeit bei dem Bauern mit den Welpen tatest. Ich war ziemlich erleichtert, als ich die, welche ich für dich hielt, dem Flickschuster vom Rücken zog und feststellte, dass es Beth war."
    „Ich übte mich eben in Zurückhaltung", erklärte sie würdevoll. „Das ist etwas, das ich von dir gelernt habe."
    „Dann lernen wir ja voneinander. Ich habe nämlich von dir gelernt, wieder zu leben", flüsterte er und merkte, dass dies die Wahrheit war. Selbst sein schlechtes Gewissen quälte ihn nicht mehr.
    Sobald sie in jener längst vergangenen Nacht wieder heimgekommen waren, hatte Charlie ihm alles erzählt, was sie von Norwich über den Mord an Mary und Robert erfahren hatte, und dieses zu hören hatte ihm die Schuldgefühle genommen. Er hätte also gar nichts tun können, um seine Schwester zu retten. Selbst wenn er sie und ihren Gatten dazu überredet hätte, eine Kutsche, einen bewaffneten Wächter oder eine ganze Armee mitzunehmen - Norwich würde sie eines Tages doch umgebracht haben. Radcliffe hätte Mary niemals schützen können. Das hätte nicht einmal Robert gekonnt. Niemand hatte Norwichs Absichten geahnt, denn er war ein Wahnsinniger gewesen ...
    „Jetzt bin ich sehr

Weitere Kostenlose Bücher