Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Titel: Zärtliches Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
dauerte nicht allzu lange.
     
    Inzwischen hätte Charlie eigentlich merken müssen, dass ihr das Glück nicht eben hold war. War sie nicht mit einem schauerlichen Kerl verlobt, einer Peitschen schwingenden Hexe ausgeliefert und von einer gefallenen Zofe beinahe erschlagen worden? Und das alles in einer einzigen Woche!
    Unter diesen Umständen sollte es sie eigentlich auch nicht wundern, dass die Gewandschneiderin an ihr einen ganzen Tag lang Maß nahm, zupfte, schubste und sie mit Stecknadeln traktierte. Als die Frau endlich ihre Stoffe samt Hilfskräften einpackte, um das Haus zu verlassen, und erklärte, ihre Arbeit sei nunmehr beendet, wäre Charlie beinahe vor Erleichterung in Tränen ausgebrochen.
    So lästig der ganze Tag auch gewesen war, so hatte er Charlie trotzdem ungemein ermüdet, und sie wollte sich eigentlich zur Ruhe legen, entschied dann jedoch, sich in der Bibliothek bei einem Buch und einer guten Tasse Tee zu entspannen.
    Sie bat Bessie, ihr einen Tee zu holen, ging dann gemächlich an den langen Reihen der Bände vorbei, zog ein Buch aus dem Regal, blätterte es eher ziellos durch, stellte es dann wieder zurück und holte sich ein anderes. Sie hielt nicht viel vom Lesen über Dinge, die jemand anders getan hatte, sie tat lieber selbst etwas. Am Ende war sie recht froh, als Bessie kam und ihr den Tee brachte.
    Sie setzte sich in den Sessel beim Feuer und sah dem Mädchen beim Tee-Eingießen zu. Bessie trug ein schlichtes graues Gewand, welches wohl schon bessere Tage gesehen hatte, doch sauber und zweckmäßig war. Heute wirkte das Mädchen fröhlicher und sah nicht mehr so aus, als würde im nächsten Moment die Welt untergehen. Die kleine Zofe lächelte Charlie freundlich zu und wandte sich dann zur Tür.
    „Hast du dich gut eingelebt?" erkundigte sich Charlie. Bessie lächelte strahlend. „Oh ja, danke, Miss. Mr. Stokes ist sehr freundlich, und alle anderen sind es auch. Nun ja, vielleicht mit Ausnahme des Kochs. Doch Joan, die Haushälterin, sagte mir, er sei etwas ... äh, katzerös ... nein, so hieß das nicht." Sie zog die Stirn kraus und versuchte es noch einmal. „Kapperzös?"
    „Meinst du kapriziös?" fragte Charlie, und das Gesicht des Mädchens hellte sich sofort auf.
    „Ja, genau. Er sei etwas kapriziös, meinte Joan. Doch ich glaube, er ist einfach unausstehlich. Jeder scheint sich vor ihm zu fürchten. Sogar Stokes geht in seiner Nähe nur auf Zehenspitzen, wenn Sie wissen, was ich meine." Sie neigte den Kopf zur Seite und dachte nach. „Er ist genau wie Lord Kentleys Diener, wo meine Mum in Woodstock arbeitet. Er benimmt sich so scheußlich, weil er weiß, dass er es darf. Niemand würde es wagen, ihn zu tadeln - außer Lord Kentley selbst, aber bei dem ist der Diener auch nie kapperzös."
    Charlie runzelte ein wenig die Stirn. Sie hatte schon eine ganze Menge Geschimpfe und Geschrei aus der Küche gehört, und zwar immer kurz nachdem Beth und Radcliffe hinausgegangen waren. Oft hatte sie sich gefragt, was das bedeuten sollte. Die Antwort darauf schien auf der Hand zu liegen: Der Koch hatte wieder einmal einen Temperamentsausbruch.
    Ob Radcliffe wohl wusste, wie sich sein Koch benahm, wenn er selbst nicht anwesend war? Was der Mann kochte, war bestenfalls annehmbar, doch das rechtfertigte noch lange nicht, dass er die Belegschaft terrorisierte.
    Gerade wollte sie sich Bessie gegenüber dazu äußern, da hörten sie beide, wie die Vordertür geöffnet wurde.
    Die Zofe öffnete die Tür der Bibliothek, und Beth' aufgeregte Stimme drang herein. Kurz danach hörte man ihre eiligen Schritte auf der Treppe.
    Bessie schloss die Tür wieder. „Lord Charles ist heimgekommen", verkündete sie strahlend.
    Charlie nickte. „Scheint so."
    „Er ist ja so ein netter Mensch und so schön!" Bessies Augen glänzten. „Ich werde ihm ewig dafür dankbar sein, dass er mich vor Aggie gerettet hat. Ich weiß nicht, was ich sonst getan hätte."
    „Nun ja", begann Charlie verlegen und schwieg dann, als Radcliffe erschien.
    „Oh!" Er blieb im Türrahmen stehen. „Tut mir Leid - ich wusste nicht, dass jemand hier drinnen ist."
    Charlie lächelte ihn strahlend an. „Keine Ursache. Ich wollte nur eine Tasse Tee trinken. Möchten Sie vielleicht auch eine?"
    Radcliffe überlegte einen Moment und nickte dann.
    „Ich hole rasch eine zweite Tasse", hauchte Bessie und verschwand.
    Radcliffe schaute ihr nach und ging dann zu Charlie. „Das scheint ein ganz nettes Mädchen zu sein. Wie sieht es mit

Weitere Kostenlose Bücher