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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sie seinen Brief stahlen oder seine Idee klauten oder beides. Nein, nein, sagte sich Rafe, lehnte sich in dem Sessel zurück und steckte das Kuvert in seine Westentasche, ich werde den Brief persönlich aufgeben, den ganzen Weg nach Indian Rock reiten und auf die Postkutsche warten.
    Er seufzte, schloss die Augen und legte die Füße auf den Schreibtisch.
    Vielleicht würde es gar nicht so schlecht sein, eine Frau zu haben. In einer kalten Nacht würde er sie gleich greifbar haben, und das war auf einer so abgelegenen und einsamen
    Ranch wie der Triple M ein Segen. Er würde sie schwängern, bevor die Tinte in der Familienbibel getrocknet war, und das wäre es dann. Die Ranch würde ihm gehören, wenn es so weit sein würde, und Kade und Jeb würden entweder nach seiner Pfeife tanzen oder ihr Pferd satteln und fortreiten müssen.
    Er wusste, dass sie niemals die Ranch verlassen würden - dieses Leben lag ihnen im Blut wie ihm selbst -, und er lächelte bei dem Gedanken, sie arbeiten zu lassen wie Ackergäule. Als Erstes würde er sie ein neues Loch für den Abort graben und dann das alte mit Kalk zuschaufeln lassen. Das Dach des Arbeiterquartiers musste im kommenden Frühjahr repariert werden - sie brauchten verdammt viel Glück, damit es den kommenden Winter über noch hielt -, und natürlich würden er und die Frau einen Anbau ans Haupthaus brauchen, damit sie ein wenig Privatsphäre hatten. Jeb hatte zwar daran gearbeitet, die Grenzzäune zu reparieren, doch viele Pfosten mussten ersetzt und oben an der Nordgrenze mussten Bäume gefällt werden. Während seine Brüder unter den Aufgaben schwitzen würden, die er sich für sie ausdachte, würde er ausreiten und nach dem prächtigen Hengst suchen, den er wie einen Geist in den Canyons gesehen hatte. Er war nie nahe genug herangekommen, doch wenn es ihm gelingen würde, dieses Pferd einzufangen, würde das der Beginn seiner eigenen Herde sein.
    Jemand schlug ihm auf die Füße, die auf der Schreibtischplatte lagen, und er erschrak fast zu Tode und setzte sich mit einem Fluch aufrecht hin, bereit zu kämpfen.
    Kade, mit siebenundzwanzig zwei Jahre jünger als Rafe, starrte auf ihn herab. »Was hast du soeben gedacht, großer Bruder?«, fragte er in seiner gedehnten Sprechweise. Er hockte sich auf die Schreibtischkante, verschränkte die
    Arme und sah seinen Bruder aus zusammengekniffenen Augen an. »Nach deiner Miene zu schließen, hattest du nichts Gutes im Sinn.«
    Rafe war froh darüber, dass er den Brief in seine Westentasche gesteckt hatte, wo er nicht zu sehen war. Er legte die verschränkten Hände auf den Bauch und setzte eine beleidigte Miene auf. »Was ist denn das? Du traust mir nicht, kleiner Bruder?«
    »Er müsste schön blöd sein, wenn er dir traut!«, rief Jeb von der Türschwelle her. Sein Mund war zu einem sarkastischen Grinsen verzogen. »Ich würde eher einem Stinktier vertrauen.« Er betrat das Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich. Der große Raum schien zu schrumpfen, als sich alle drei darin aufhielten. Rafe spielte mit dem Gedanken, aufzustehen und ein Fenster zu öffnen, doch er wollte nicht den Platz in dem Sessel aufgeben, den er bereits als seinen eigenen betrachtete.
    Er setzte sich gerade hin und stellte die Füße auf den Boden.
    Kade drehte den Kopf, beobachtete das Nahen ihres jüngsten Bruders, der sich einen Stuhl heranzog und sich setzte. Jeb bewegte sich lässig und geschmeidig. Er war der beste Zureiter auf der Ranch - Rafe hatte noch keinen gesehen, der wie sein kleiner Bruder von vielen wilden Pferden abgeworfen worden und meistens auf seinen Füßen gelandet war.
    »Was sollen wir tun?«, hakte Jeb jetzt ernst nach und schlug die Beine übereinander. »Dies ist keine seiner Schrullen, wisst ihr? Pa meint seine Worte ernst.«
    Kade nickte grimmig, die Arme immer noch verschränkt. Er war der Ruhige, Gesittete, Nachdenkliche der Brüder. Er las und zitierte ständig Poesie, und man musste bei ihm aufpassen wie bei einer Klapperschlange. »Ich glaube, dass er es ernst gemeint hat«, stimmte er zu. »Es hat mit seinem Geburtstag zu tun. Er fühlt sich alt.«
    »Hölle, er ist alt«, murmelte Rafe.
    Jeb lachte und schüttelte den Kopf. »Sag das dem Arbeiter, den er vorige Woche dabei erwischt hat, als er eine der Stuten schlug«, entgegnete er. »Der Typ liegt immer noch in Daisys Pension. Der Doc sagt, es könnte bis zum Frühjahr dauern, bis der arme Kerl wieder reiten kann.«
    Kade grinste. »Daisy«, murmelte er.

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