Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
Vom Netzwerk:
man, können einen mit Blicken ausziehen. Antoniewicz’ Blick glich eher einem Seziermesser, mit dem er mich bis auf die Knochen tranchierte. »Interessant. Die meisten von denjenigen, die zu mir gebracht werden, freuen sich überhaupt nicht auf dieses Erlebnis. Viele von ihnen schreien sogar und scheinen gar nicht mehr aufhören zu können.«
    Ich schluckte unwillkürlich. All die Geschichten und Gerüchte, was mit den Leuten geschehen war, die vor Antoniewicz gebracht wurden, schossen mir durch den Kopf. »Ich verstehe, Sir«, sagte ich demütig. »Aber wenn ich so verwegen sein darf – ich glaube nicht, dass einer von diesen Leuten Ihnen ein solches Geschenk gemacht hat, wie ich es Ihnen darbieten kann.«
    Er mochte den Mundwinkel nach oben gezogen haben, aber diese Regung bewegte sich höchstens im Mikrometerbereich. Das Lächeln, falls es denn eins war, ließ die Augen nur noch toter erscheinen. »Wirklich. Ich hatte den Eindruck, dass die Ikarus mir jetzt sowieso gehört – aufgrund des bloßen Besitzrechts.«
    »Das stimmt«, sagte ich und verzichtete geflissentlich darauf, zu erwähnen, dass, wenn ich ihm das Schiff nicht zuvorkommend in die Arme geflogen hätte, es sich nicht in seinem Besitz befunden hätte. In Anbetracht der Größe und Anzahl seiner Leibwächter vermochte ich mir eine solche Bemerkung aber leicht zu verkneifen. »Ich hatte auch etwas ganz anderes gemeint. Oder vielmehr jemand ganz anderen.«
    »Einen Moment«, knurrte Everett und kam einen Schritt auf mich zu. »Wenn du dich mit diesen Federn schmücken willst, gibt’s was auf die Zwölf.«
    »Ryland?« Antoniewicz deutete auf Tera.
    »Everett behauptet, dass sie die Tochter von Arno Cameron sei«, sagte Bruder John. Ich vermochte noch immer die aufgesetzte Heiterkeit in seiner Stimme zu hören, aber sie wirkte nun seltsam gedämpft. Fast alles Gute, sagte ich mir, dürfte in Antoniewicz’ Gegenwart sich verdüstern oder verwelken. Auch der Humor. »Cameron ist derjenige, der …«
    »Ich weiß, wer er ist«, sagte Antoniewicz. »Sagt mir, weshalb Everett glaubt, dass er sich Meriten wegen ihr verdient hat.«
    »Ich möchte alle Anwesenden daran erinnern, dass ich keine Trophäe von einem Rummelplatz-Schießstand bin«, meldete Tera sich zu Wort und schaute uns der Reihe nach finster an – aber der böseste Blick war mir vorbehalten. Ich konnte ihr das auch nicht verdenken; wenn ich während meines brillanten Sachvortrags vor ein paar Minuten nicht ihre Identität preisgegeben hätte, wäre sie jetzt nur eine weitere Gefangene in der Berghütte.
    Ich räusperte mich. »Wenn ich das erklären dürfte …«
    »Ruhe«, sagte Antoniewicz. Er hatte die Stimme nicht erhoben, der Tonfall hatte sich nicht geändert, und er hatte mich nicht einmal angesehen – seine ganze Aufmerksamkeit war in diesem Moment auf Tera gerichtet. Und doch schien der Mund sich fast wie von selbst zu schließen. Mein Vermittlungsversuch war im Keim erstickt worden.
    Die schiere Präsenz des Mannes, die Macht und das Böse, das von der Fassade kaschiert wurde, manifestierten sich beinahe körperlich wie seine Stimme und das Gesicht und der teure Anzug. Nun begriff ich auch, wie es ihm gelungen war, ein so riesiges und weiträumiges Reich des Verbrechens zu erschaffen.
    Tera war nicht annähernd so beeindruckt wie ich. »Ich weiß nicht genau, wer Sie sind«, sagte sie in die Stille, »aber was auch immer Sie glauben, was ich für Sie wert bin – Sie sind auf dem Holzweg.«
    »Nein, das glaube ich nicht«, widersprach Antoniewicz milde. »Von allen, die an diesem Schiff gearbeitet haben, ist nur Ihr Vater noch auf freiem Fuß. Sie sind der Hebel, mit dem wir ihn aus seinem Versteck holen werden.«
    »Wenn Sie das glauben, sind Sie ein noch größerer Dummkopf, als ich angenommen habe«, spottete Tera. Es war ihr offensichtlich egal, ob sie ihn damit beleidigte. Ich ließ den Blick über unseren kleinen Kreis schweifen und sah, dass Everett und Bruder John zusammenzuckten. Pix und Pax zuckten auch leicht. So redete man einfach nicht mit Mr. Antoniewicz. »Mein Vater ist sich voll und ganz bewusst, welchen Wert dieses Schiff für die Menschheit hat«, fuhr Tera fort. »Und er hat noch nie persönlichen Befindlichkeiten Vorrang vor den Notwendigkeiten eingeräumt. Welche Informationen auch immer er über die Ikarus besitzt -es würde ihm nicht im Traum einfallen, sie jemandem wie Ihnen zu geben. Und schon gar nicht unter Zwang.«
    »Nicht einmal, wenn das Leben

Weitere Kostenlose Bücher