Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
Ryland aber«, sagte ich ihr.
»Ja, stimmt«, bekräftigte Bruder John. »Immerhin habe ich euch schon einmal das Leben gerettet. Es waren meine Leute, die bei eurem überstürzten Aufbruch von Palmary den Raumhafen besetzt hatten. Nebenbei bemerkt, auch den Kontrollturm.«
»Ich hatte mich schon gefragt, wieso wir so unbehelligt verschwinden konnten«, murmelte Nicabar. »Ich hätte zumindest erwartet, dass die Patth alle abgehenden Flüge gestrichen hätten.«
»Das haben sie auch versucht.« Bruder John strahlte wie ein Honigkuchenpferd. »Sie haben es wirklich versucht. Sie hatten Druck auf die Behörden ausgeübt, und die hatten dann die entsprechenden Anweisungen gegeben. Irgendwie hatten sich die Controller durch bessere Einsicht dann aber darüber hinweggesetzt.«
»Das müssen wir ihm wirklich zugutehalten«, sagte ich. »Als ich aber sagte, du solltest ihn nicht unterschätzen, Tera, hatte ich mich auf etwas ganz anderes bezogen. Mr. Ryland würde es nie einfallen, uns hier zu töten. Nicht, wenn er noch etwas mehr Geld machen könnte, indem er uns an die Patth ausliefert.«
Tera starrte mich mit offenem Mund an. »Wollen Sie damit etwa sagen …?« Sie drehte sich zu Bruder John um. »Abschaum!«
»Du solltest deiner Freundin sagen, dass sie still sein soll, Jordan«, sagte Bruder John mit der Kälte eines Novembertags in der Stimme. »Zumal der Kurswert eures Lebens in den letzten drei Minuten deutlich gesunken ist.«
»Was soll das bedeuten?«, fragte Nicabar ruhig. Die Schlägertypen hatten Tera um ihre Schrotpistole erleichtert; und nun waren Nicabar und ich an der Reihe.
»Er meint, dass er nicht gedenkt, uns für ein bisschen Kleingeld an die Patth zu verkaufen«, erklärte ich ihm und zuckte zusammen, als die tastenden Hände mit meinen malträtierten Muskeln und Gelenken in Konflikt gerieten. »Es geht ihm hauptsächlich darum, Zeit zu gewinnen, um die Ikarus hier wegzuschaffen und irgendwo zu versenken. Weil dann keiner von uns wüsste, was mit dem Schiff geschehen ist, könnten die Patth uns bis Ultimo verhören, ohne irgendetwas zu erfahren.«
»Nette Kerle«, murmelte Shawn und scheute zurück, als einer der Gangster ihn mit einem Blick zur Vorsicht mahnte.
»Weißt du, Jordan, ich glaube wirklich, dass ich dich sträflich unterschätzt habe«, sagte Bruder John, als einer seiner Leute Nicabars Kochran-Uzi fand und sie einsteckte. »Nein, nein, nicht hinsetzen«, ergänzte er, als sie uns wieder auf die Stühle drücken wollten. »Du und dein außerirdischer Partner kommt mit mir. Weißt du eigentlich, dass du mir nie gesagt hast, er sei ein Alien?«
»Ja, ich weiß«, sagte ich. »Genau deshalb hat Everett Jones auch fälschlich für meinen Partner gehalten. Sie hatten ihm nicht gesagt, dass Ixil ein Alien war, weil Sie es damals selbst nicht wussten.«
»Ich hasse Aliens«, sagte Bruder John beiläufig. »Fast genauso, wie ich Alien-Freunde hasse. Everett, Sie könnten eigentlich auch mit uns kommen. Der Rest von euch wird so lange hierbleiben, bis wir entschieden haben, was mit euch geschehen soll.«
»Sie sollten die Frau vielleicht auch mitnehmen, Mr. Ryland«, sagte Everett und zeigte auf Tera, während er sich erhob. »McKell sagt, dass sie Arno Camerons Tochter sei.«
»Wirklich«, sagte Bruder John, und zum ersten Mal, seit er hier erschienen war, sah ich einen Anflug echter Überraschung auf seinem Gesicht. »Dann nehmen wir sie auf alle Fälle mit. Es wäre schließlich möglich, dass es bei McKell noch zusätzlicher Überredungskünste bedarf.«
»Überredungskünste?«, fragte Nicabar, als einer der Gangster Tera auf die Füße zog.
»Ja«, sagte Bruder John mit plötzlich düsterer Stimme. »Es scheint nämlich so, dass unser neunmalkluger Alien Freund etwas mit der Steuerung der Ikarus angestellt hat. Unsere Leute können die Systeme nicht aktivieren.«
»Ich wollte dich nicht gehen lassen, ohne dass wir uns noch einmal nett unterhalten hätten«, sagte ich milde und schaute zu Everett hinüber. »Hand aufs Herz, Everett. Du hast hier eine gute Show abgezogen; aber du hast Jones doch nicht wirklich getötet, oder?«
Er schnaubte. »Dann hast du es also doch nicht mit Sicherheit gewusst, obwohl du dich hier so aufgeplustert hast, hä?«, spottete er. »Natürlich habe ich ihn getötet. Hast du vielleicht geglaubt, Chort wäre es gewesen?«
»Ich wollte mich nur vergewissern«, murmelte ich.
»Freut mich, dass wir das nun klären konnten«, sagte Bruder John.
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