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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Entscheidung nicht hundertprozentig zufrieden sei.
    Daraufhin drehte ich demonstrativ den Kopf ein paar Grad nach links und schaute auf ein Trio von Patthaaunutth in grauen Gewändern, die in der Mitte der Bar saßen und hochmütig den Blick über die anderen Gäste schweifen ließen – wie selbst ernannte Gutsherrn, die über ihre Knechte wachten. »Haben Sie vielleicht geglaubt, ich hätte Ihnen nicht helfen wollen?«, fragte ich und hörte dabei den Anflug von Bitterkeit in meiner Stimme.
    Er folgte meinem Blick, setzte den Krug an den Mund und nahm einen Schluck; und eher schon mit dem sechsten Sinn als aus dem Augenwinkel sah ich, wie er hinter dem Rand des Krugs leicht zusammenzuckte. »Nein«, sagte er leise. »Ich glaube nicht.«
    Ich nickte wortlos. Der Talariac-Antrieb galt seit etwas mehr als fünfzehn Jahren als Referenz-Standard auf den Handelsrouten der Spirale, und in dieser kurzen Zeit hatten die Patth, die ursprünglich eine drittklassige Rasse kleiner machiavellistischer Intriganten gewesen waren, beinahe die volle Kontrolle über die Schifffahrt hier in unserer gemütlichen Ecke der Galaxis erlangt. Was natürlich auch kaum verwunderte: Da der Talariac- Antrieb viermal schneller und dreimal billiger war als alle anderen Sternen-Antriebe, musste man kein kaufmännisches Genie sein, um zu wissen, welche Schiffe vorzugsweise gechartert wurden.
    Dadurch war der Rest von uns sozusagen zwischen Baum und Borke geraten. Es gab zwar immer noch eine beachtliche Anzahl kleinerer Routen und einen Transportbedarf, der noch nicht von den Patth gedeckt wurde, aber es gab einfach zu viele Nicht-Patth-Schiffe, die zu wenigen Aufträgen nachjagten und das hatte ein verheerendes wirtschaftliches Chaos zur Folge gehabt. Ein paar der großen Transportgesellschaften kamen gerade noch so über die Runden, die meisten unabhängigen hingegen waren bereits aus dem Geschäft gedrängt worden oder sie hatten auf Intrasystem-Transporte ausweichen müssen, wo kein Stardrive benötigt wurde.
    Oder sie hatten sich mit ihren Schiffen auf eine andere, weniger seriöse Geschäftstätigkeit verlegt.
    Einer der Patth am Tisch drehte etwas den Kopf, und unter seiner Kapuze erhaschte ich ein Glitzern der elektronischen Implantate, die in dieses hagere, mahagonifarbene Gesicht eingelassen waren. Die Patth hatten ein gutes Geschäft am Laufen, und sie hatten auch nicht die Absicht, es zu verlieren. Patth-Sternenschiffe waren direkt mit dem jeweiligen Piloten gekoppelt; mit kleinen, aber systemrelevanten Elementen der Talaric-Schaltkreise und mit FeedbackSystemen, die in den Körper des Piloten implantiert waren und visuell dargestellt wurden. Das System war zunächst auf Bedenken gestoßen, als es in der Spirale eingeführt wurde – das Management der Transportgesellschaften hatte befürchtet, dass, falls dem Patth-Piloten unterwegs etwas zustieße, ihre wertvolle Fracht irgendwo im Nichts verloren wäre; und wenn da draußen etwas verlorenging, war es gleich ein komplettes Sternenschiff. Die Patth hatten diesen Bedenken Rechnung getragen, indem sie jedes Schiff mit einem oder zwei Copiloten besetzten. Dies hatte das Risiko eines Unfalls reduziert, ohne jedoch den Nebel der Geheimhaltung zu lüften, in den sie den Talariac- Antrieb hüllten. Ohne die in den Piloten implantierten Schaltkreise -und ohne eine ganze Palette von anderen Schutzvorrichtungen, die in die Antriebstechnik selbst integriert waren -wären die Informationen, die man einem geliehenen oder gestohlenen Patth-Schiff entlocken würde, gleich null.
    Von dieser Voraussetzung ging man jedenfalls aus. Und der Umstand, dass bisher noch keine »Raubkopien« des Talariac-Antriebs auf dem Markt aufgetaucht waren, schien diese Theorie auch zu stützen.
    Der Mann mir gegenüber stellte seinen Krug mit einem leicht ungeduldig klingenden Geräusch auf dem Tisch ab. Ich wandte den Blick und die Gedanken von den unter ihren Kapuzen verborgenen Patth ab und widmete mich wieder dem Geschäft: »Um welche Uhrzeit möchten Sie aufbrechen?«
    »So früh wie möglich«, sagte er. »Sagen wir, morgen früh um sechs.«
    Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. Meima war eine Ihmis-Kolonialwelt, und eine der Besonderheiten der von Ihmisit betriebenen Raumhäfen war, dass Schiffer zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang keinen Zugang zum Hafen hatten. Der gesamte Raumhafen war während dieser Zeit hermetisch abgeriegelt. Experten für Alien-Psychologie erklärten dies nach herrschender

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