Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
Vom Netzwerk:
Arbeit.
    Und schließlich ergab es doch einen Sinn.
    Es war allerdings nicht die Antwort, die ich erwartet hatte; und nachdem ich das Ergebnis noch einmal überprüft hatte, saß ich für ein paar Minuten stumm da und schaute finster auf die Zeichnungen. Ich war mir so sicher gewesen, dass Sherlock und ich es schließlich doch noch geschafft hatten, dieses Rätsel zu lösen. Aber die Zahlen passten perfekt, und Zahlen lügen nun mal nicht.
    Oder doch?
    Auf der nächsten Seite war die Zeichnung des unteren Decks – das Deck, auf dem ich mich im Moment befand. Nachdem ich ein paar Minuten gerechnet hatte, stellte sich heraus, dass diese Zahlen ebenfalls plausibel waren.
    Aber das war erst der theoretische Teil dieses Projekts. Nun ging es daran, die Sache experimentell zu bestätigen.
    Eine Lasermessung wäre wohl am einfachsten gewesen, aber nach dem, was Ixil zugestoßen war, hatte ich gewisse Bedenken, mit Werkzeugen aus dem Mechanikraum der Ikarus zu hantieren. Zum Glück hatte ich noch eine andere Möglichkeit. Ich hatte nämlich den Drucker oben in Teras Computerraum gesehen, und ich wusste auch, welches Papierformat er verwendete. Also legte ich den Boden mit den Risszeichnungen aus und vermaß so meine Kabine. Das dauerte gerade einmal zwei Minuten, und als ich fertig war, ging ich mit ein paar Blättern auf den Gang hinaus und maß ihn ebenfalls aus.
    Und als ich damit fertig war, passten die Zahlen auf einmal nicht mehr zusammen.
    Bei den Platten der Innenhülle handelte es sich um Quadrate mit einer Kantenlänge von ungefähr einem Meter, die von jeweils sechzehn Konnektoren gehalten wurden. Das Multifunktionswerkzeug des »gemeinen« Raumfahrers ist eigentlich nicht geeignet, Hüllenplatten abzumontieren, aber mein Werkzeug war eine verbesserte Ausführung des Standardmodells und verfügte über ein paar zusätzliche Klingen, die der einfacheren Variante fehlten. Als ich noch vier Konnektoren lösen musste – die in den Ecken –, hatte ich schon eine gewisse handwerkliche Routine entwickelt. Ich legte eine kurze Pause ein, holte die Taschenlampe heraus und stellte sie an einem günstigen Ort aufs Deck; und nach kurzer Überlegung holte ich auch die Plasmawaffe heraus und legte sie neben die Lampe. Dann löste ich die letzten vier Konnektoren und nahm die Platte ab.
    Und da, im Widerschein des Lichts, das durchs Oberlicht der Kabine drang, erkannte ich das dunkelgraue Metall der Außenhülle. Allerdings keine zwanzig Zentimeter von der Innenhülle entfernt, wie es eigentlich hätte sein sollen, sondern in einem Abstand von stolzen anderthalb Metern.
    Mit der Plasmawaffe in der einen und der Taschenlampe in der anderen Hand steckte ich vorsichtig den Kopf in die Öffnung und schaute mich um. Die Rohrleitungen, Kabel und Leitungsrohre, die im Raum zwischen den Hüllen verlaufen sollten, waren alle da und sicher an der Innenhülle befestigt, wie es sich gehörte. Sonst war der Zwischenraum völlig leer außer den Verstrebungen, durch die die beiden Hüllen miteinander verbunden waren. Streben, die in meinen Augen einen schwierigen, aber begehbaren »Trimm-dich« -Pfad für jemanden darstellten, der sich ungesehen im Schiff bewegen wollte.
    Und eine bequeme Arbeitsplattform für jemanden, der zum Beispiel das Koaxialkabel von einer Gegensprechanlage anzapfen wollte. Speziell von meiner Gegensprechanlage. Ich richtete das Licht auf die Stelle zur Linken, wo die entsprechenden Kabel zutage traten, aber sie war zu weit entfernt und meine Perspektive zu ungünstig, als dass ich mit Sicherheit zu sagen vermocht hätte, ob hier irgendetwas manipuliert worden war.
    Die nächste Strebe in diese Richtung war ungefähr einen halben Meter entfernt. Ich legte die Waffe und die Lampe neben mir auf das Deck, ging in die Hocke, schätzte die Entfernung und stieß mich ab.
    Und mit einer plötzlichen Desorientierung, bei der sich mir schier der Magen umdrehte, kippte ich seitlich weg und schlug mit der rechten Schulter und dem Bein hart gegen die äußere Hülle.
    Es ist bezeichnend für den Schock, dass mein erster Gedanke der Frage galt, ob der Gravitationsgenerator der Ikarus wieder einen Defekt hatte und just in dem Moment aussetzte, als ich sprang – und dies ungeachtet der Tatsache, dass ich nun auf der Seite an der Außenhülle lag. Es dauerte dann noch einmal ein paar Sekunden, bis mein Gehirn unter Berücksichtigung des Umstands, dass ich wirklich an der Außenhülle lag, erkannte, dass der Begriff »liegen«

Weitere Kostenlose Bücher