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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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vielleicht jemand aus dem Grund die Sabotage verübt, um zu verhindern, dass die Ladung der Ikarus untersucht wurde und nicht etwa als Reaktion auf unsere Unterhaltung?
    Indes – ich glaubte keine Sekunde lang daran. Ich hatte zwar nur einen kurzen Blick auf die Spitze des Schweißbrenners geworfen, der Ixil zu köpfen versucht hatte, aber dieser eine Blick hatte mir auch schon genügt. Das Gewinde der Schraubschelle, durch die der Kopf mit den Schläuchen verbunden war, war zerstört – wahrscheinlich durch eine Druckzange. Und als sich dann ein ausreichender Druck aufgebaut hatte, war der Kopf abgesprengt worden. Als Sabotagemethode war das zwar ziemlich wirkungsvoll gewesen, aber auch ziemlich primitiv – oder vielmehr schnell und einfach. Jedenfalls würde man ein solches Werk nicht einmal einem Amateur zutrauen; zumindest keinem Amateur, der genug Zeit gehabt hatte, diesen Sabotageakt gründlich vorzubereiten.
    Was darauf hindeutete, dass unser Saboteur überstürzt gehandelt hatte. Was bedeutete, dass es doch eine Reaktion auf unser Gespräch gewesen war.
    Und was bedeutete, dass ich nun wieder ganz am Anfang stand. Wie hatte er uns belauscht?
    Ich verbrachte die nächste Viertelstunde damit, die Spinde und Kojen zu untersuchen, und fand auch das, was ich erwartet hatte – nämlich nichts. Dann streckte ich mich auf meiner Koje aus, starrte auf die Unterseite der Koje über mir und versuchte nachzudenken.
    Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, wie Sherlock Holmes zu sagen pflegte, musste das, was noch übrig war, die Wahrheit sein – und sei es noch so unwahrscheinlich. Das war freilich ein Aphorismus, von dem ich nicht allzu viel hielt; hauptsächlich aus dem Grund, weil es im wirklichen Leben viel schwieriger war als in Holmes’ fiktiven Konstrukten, sämtliche unmöglichen Varianten auszuschließen. Jedoch war in diesem bestimmten Fall die Liste der Richtungen, in denen die Antwort sich verbergen konnte, ausgesprochen – und beängstigend – kurz. Und nachdem ich das Problem eine Weile gewälzt hatte, wurde ich mir bewusst, dass noch genau eine von Sherlocks Unwahrscheinlichkeiten übrig war.
    Ixil hatte einmal erwähnt, dass er sich die komplette Risszeichnung der Ikarus angeschaut hätte. Ich hielt es für wahrscheinlich, dass er eine Kopie davon angefertigt hatte. Also ging ich zu seiner Kabine zurück, öffnete die manipulierte Tür und ging hinein. Der Raum sah noch genauso aus wie zu dem Zeitpunkt, als ich ihn verlassen hatte, nur dass Pix und Pax nun in der mittleren Koje bei Ixil waren. Sie schnüffelten an seinem Hüftbeutel, wo er für gewöhnlich die Leckerlis aufbewahrte, die sie so gern mochten. Ich platzierte sie wieder auf ihrer Koje, damit sie nicht zerdrückt würden, falls Ixil sich im Schlaf umdrehte. Dann kramte ich in dem Beutel und gab jedem von ihnen zwei Leckerlis. Anschließend durchsuchte ich seinen Spind. Die Zeichnungen waren tatsächlich da – ein Stapel eng zusammengerollter Papiere. Ich steckte mir die Rolle unter den Arm, verließ die Kabine und manipulierte wieder den Öffnungsmechanismus. Dann ging ich zu meiner Kabine zurück.
    Mein erster Blick galt der Übersichtszeichnung, wobei ich mich vor allem auf den Durchmesser der Hauptkugel konzentrierte, die den vorderen Abschnitt des Schiffs bildete. Der angegebene Wert lautete einundvierzig Komma drei sechs Meter – eine seltsam krumme Zahl, sagte ich mir, obwohl ich an ihrer Richtigkeit keinen Zweifel hegte. Die Abmessungen eines Schiffs waren nämlich von größter Wichtigkeit, wenn es um die Zuweisung einer Landemulde ging. Deshalb unterlief in dieser Hinsicht auch niemandem ein Fehler. Und wenn doch, dann höchstens einmal.
    Zwei Blätter weiter unten fand ich das, wofür ich mich am meisten interessierte: die Risszeichnung für das mittlere Deck. Ich kramte einen Stift aus der Innentasche der Jacke, drehte das oberste Blatt um und notierte ein paar Zahlen in einem freien Abschnitt.
    Auch unter Berücksichtigung des grundsätzlichen Problems, dass man rechteckige Räume in eine große Kugel hatte einpassen müssen, waren die verschiedenen Räume der Ikarus ziemlich seltsam geformt; und die wahllos anmutende Anordnung der Vorratsschränke, Ausrüstungsmodule, Pumpen und Substationen für die Luftwiederaufbereitung verstärkte diesen chaotischen Eindruck nur noch. Ich war jedoch nicht gewillt, mich von ein paar Zahlen irritieren zu lassen, auch wenn sie mir noch so komisch vorkamen, und machte mich an die

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