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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Sensormechanismus öffnen und genauso leicht manipulieren, wie ich es eben getan hatte – vorausgesetzt, er wusste über die Einstellscheibe Bescheid. Nur dass die wenigsten Leute an Bord des Schiffs Kenntnis von diesem technischen Detail hatten. Wenigstens würde ein Einbruchsversuch bei Ixil Geräusche und Vibrationen verursachen, die ich hoffentlich auch in meiner Kabine hörte. Ixil, der auf seiner Seite der Tür über einen separaten Sensormechanismus verfügte, konnte die Kabine natürlich nach Belieben verlassen. Ich erreichte meine Kabine und spielte für einen Moment mit dem Gedanken, mit meiner Tür genauso wie mit Ixils zu verfahren. Dann entschied ich mich doch dagegen und betrat die Kabine.
    Der Raum war so klein und schmucklos, wie er sich immer schon präsentiert hatte; doch als ich der Tür den Rücken zudrehte, betrachtete ich ihn trotzdem mit anderen Augen. Irgendwie hatte irgendjemand unser letztes Gespräch hier drin belauscht und genug gehört, um sich in den Mechanikraum zu schleichen und den Schweißbrenner zu sabotieren.
    Stellte sich nur die Frage, wie.
    Die Wand, die die Kabine vom Korridor trennte, bestand aus massivem Metall und war gut fünf Zentimeter dick. Die Schotte waren sogar noch dicker, wahrscheinlich neun oder zehn Zentimeter, und auf der entgegengesetzten Seite des Korridors war die innere Hülle der Ikarus – mit nicht mehr als zwanzig Zentimetern Abstand zur Außenhülle. Und hinter der Außenhülle war natürlich das Vakuum des Weltraums. Ich wusste zwar, dass es Möglichkeiten gab, auch durch massive Metallwände zu lauschen, doch erforderten diese Methoden eine ziemlich komplizierte Ausrüstung; zumal auch solche Mittel keine hundertprozentige Gewähr boten in einem Raumschiff, das von einer Kakofonie der verschiedensten Schwingungen erfüllt wurde: vom sonoren Brummen der Triebwerke bis hin zu den Stimmen und Schritten, die man sogar durch ein Zwischendeck zu hören vermochte. Und die Kojen waren wegen ihrer einfachen Leichtbauweise auch nicht als Versteck für einen Sender geeignet, der stark genug gewesen wäre, ein Funksignal durch so dickes Metall zu übertragen. Das Gleiche galt für die Spinde. Außerdem hatte ich seit diesem Vorfall mit dem Peilsender auf Meima darauf geachtet, mich selbst und Ixil regelmäßig auf solche lästigen Lauscher zu untersuchen, hatte aber mit der gleichen Regelmäßigkeit nichts gefunden. Und dann gab es auch nichts an den Wänden, womit man solche Abhörgeräte zu tarnen vermocht hätte.
    Außer der Gegensprechanlage.
    Ich löste mit dem Multifunktionswerkzeug die Abdeckung der Gegensprechanlage und verfluchte mich dabei stumm. Das war der älteste Trick überhaupt: Als ich das Schiff einmal verlassen hatte, wahrscheinlich auf unserem Stopp auf Dorscinds Welt, war jemand hier eingedrungen und hatte ein paar Kabel neu verschaltet, so dass die Gegensprechanlage immer aktiviert war – zumindest die Verbindung zu einer ganz bestimmten Gegenstelle. Jemand, der mit der Materie einigermaßen vertraut war, hätte das innerhalb von drei Minuten zu bewerkstelligen vermocht. Ich entfernte die Abdeckung von der Gegensprechanlage und warf einen Blick hinein, wobei ich noch immer fluchte und mir wie der letzte Depp vorkam.
    Es war eine Gegensprechanlage, das stand zumindest fest. Eine einfache, billige Schiffs-Gegensprechanlage in der Standardausführung. Eine in der Art, wie man sie für fünf commark in jedem Elektroladen in der Spirale kaufen konnte.
    Und sie war auch nicht manipuliert worden.
    Ich starrte sie nun selbst für drei Minuten an, schob mit dem Schraubendreher die Kabel beiseite und verfolgte mindestens fünfmal den Weg jedes einzelnen Kabels vom Anfang bis zum Ende. Nichts. Nichts Verdächtiges, keine zusätzlichen Drähte, keine fragwürdigen Bauteile – nichts, das nicht dorthin gehört hätte. Und es lief auch nichts aus der Box heraus außer zwei Stromkabeln und einem dünnen Koaxialkabel – exakt die richtige Anzahl –, die durch ein kleines Loch in der inneren Hülle verschwanden und sich dort mit dem Dickicht aus Kabeln und Rohrleitungen vereinigten, das den engen Zwischenraum zwischen der Innen- und Außenhülle durchzog.
    Langsam brachte ich die Abdeckung der Gegensprechanlage wieder an. Nun war ich wirklich verwirrt. Hatten wir uns womöglich doch geirrt und waren gar nicht abgehört worden? War der Unfall mit dem Schweißbrenner wirklich nur ein Unfall gewesen? Und wenn es doch kein Unfall gewesen war, hatte

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