Zanes Erlösung (Scanguards Vampire - Buch 5) (German Edition)
sie diesen unerklärlichen Drang, ihn zu beschützen. Es war natürlich dumm. Schließlich war er Bodyguard und dazu da, sie zu beschützen, nicht umgekehrt. Überhaupt wollte er ihre Hilfe nicht. Sein aggressives Verhalten war ein deutlicher Hinweis dafür, dass er sich von ihr fernhalten wollte.
„Können wir ein bischen herumfahren?“
„Warum?“
„Ich möchte noch nicht nach Hause. Mir fällt dort die Decke auf den Kopf.“
„Ich verstehe.“
Überrascht von seiner Antwort musterte sie sein Profil. Vielleicht waren sie gar nicht so verschieden. Im Grunde waren sie beide alleine. Und während hinter ihr kein Attentäter her war, hatte sie eine Frist, die ihr im Nacken saß. Fünf Wochen bis zu ihrem Geburtstag und dem Tag, an dem ihr Körper seine endgültige Form annahm und sich nie wieder verändern würde. Sie musste noch Entscheidungen treffen: Wie lange sie ihr Haar tragen wollte, ob sie vorher noch ein oder zwei Kilo abnehmen sollte, Dinge, die plötzlich belanglos schienen.
„Wie ist es, zum Vampir verwandelt zu werden?“
Sie war als Halb-Vampir geboren worden, doch für einen Vampir wie Zane, der einst ein Mensch gewesen war, musste es eine andere Erfahrung gewesen sein.
Die Knöchel von Zanes Hand wurden weiß, als er das Lenkrad fester umklammerte. „Es ist die Hölle.“
Ihr Herz schmerzte instinktiv. „Tut mir leid.“
„Warum?“
„Schon mal von Mitgefühl gehört?“
Konnte er nicht einmal akzeptieren, dass es ihr leid tat, durch welche Qualen er gehen hatte müssen? Dass sie so sehr wünschte, es lindern zu können?
Zane ignorierte die Bemerkung. „Ich hab’s überlebt. Aber sie haben dafür bezahlt.“
„Bezahlt?“ Sie hielt den Atem an, war nicht sicher, ob sie es genauer wissen wollte.
Er beehrte sie mit einem Blick von der Seite. „Die Männer, die mich verwandelt haben.“
„Es waren mehrere?“ Sie verstand nicht, was er damit meinte.
„Es war eine ganze Gruppe. Sie sind jetzt tot, alle außer einem von ihnen.“ Dann suchte er ihre Augen, blickte sie tief an und fuhr fort, „Ich habe einen nach dem anderen umgebracht. Langsam und schmerzvoll.“
Portia rang nach Luft, ihr Herz stolperte bis zum Stehenbleiben. Sie wollte etwas sagen, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Er hatte die Männer umgebracht, die ihn verwandelt hatten? Männer?
„Ich verstehe immer noch nicht. Haben mehrere Vampire dich verwandelt?“
Er schüttelte den Kopf und beobachtete wieder den Verkehr. Sie fuhren jetzt durch einen Golfplatz, doch Portia blickte nicht aus dem Fenster, um die Aussicht zu genießen.
„Es waren fünf. Und sie waren Menschen.“
„Aber –“
Zane unterbrach sie. „Ich will nicht darüber reden. Also entweder hörst du auf, Fragen zu stellen oder ich fahre dich sofort nach Hause.“
Portia hielt den Mund und nickte.
Einige Momente später hielt Zane an und schaltete den Motor ab.
„Von hier aus hat man einen großartigen Blick auf die Golden Gate Brücke.“
Er öffnete die Tür und kletterte aus dem Wagen. Portia tat es ihm gleich und überquerte die Straße. Drüben war ein weiteres Loch des Golfplatzes und dahinter sah sie die Bucht von San Francisco und die Golden Gate Brücke, die sich über deren Eingang streckte. Von Lichtern erleuchtet funkelte sie in Rot- und Orangetönen.
„Sie ist wunderschön“, gab sie zu und blieb neben Zane stehen.
„Die Schönheit hat ihren Preis. Elf Männer sind während ihres Baus ums Leben gekommen.“
Portia seufzte. „Musst du immer das Negative an allem sehen?“
„Ich versuche nur, nicht zu vergessen, dass dort, wo es Schönheit gibt, auch das Elend nicht weit weg ist.“
„Warst du schon immer ein Pessimist?“
„Nur in der Jugend ist man noch Optimist, weil man es da noch nicht besser weiß“, konterte er.
„Und du weißt es besser?“
Er nickte. „Ich habe in meinem Leben schon mehr gesehen als ich je wollte.“
„Aber nicht alles kann so schlimm gewesen sein, wie du es darstellst. Du musst auch gute Dinge erlebt haben: Freundschaft, Liebe.“
Wenn er sie nur näher an sich heranlassen würde, vielleicht könnte sie dann diejenige sein, mit der er diese Emotionen teilte. Die kühle Nachtluft ließ sie zittern oder vielleicht war es die Spannung zwischen ihnen, die die Luft plötzlich prickeln ließ.
„Es wird spät. Ich sollte dich nach Hause bringen. Du hast morgen Vorlesungen.“
Der Moment war dahin. Zane würde sie in dieser Nacht nicht näher an sich heranlassen, so gut
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