Zanes Erlösung (Scanguards Vampire - Buch 5) (German Edition)
kannte sie ihn bereits. Es war besser, es für heute Nacht bleiben zu lassen und ihre Energie für die nächste Nacht aufzusparen.
18
Es war noch immer dunkel draußen, als Oliver kam, um ihn abzulösen. Er sah müde aus, was Zane veranlasste, ihn zu beruhigen.
„Sie wird dir heute keine Schwierigkeiten machen.“
Oliver hob zweifelnd eine Augenbraue. „Wirklich?“ Er entledigte sich seiner Jacke und trat ins Wohnzimmer. „Ich schwöre, die Göre ist schwieriger zu bewachen als ein ausgewachsener Krimineller.“
Zane wollte beinahe lächeln – beinahe, tat es aber natürlich nicht. Er lächelte niemals. „Ich weiß, was du meinst. Ich hab mit ihr über ihr Benehmen von gestern gesprochen. Glaub mir, sie wird’s nicht noch einmal versuchen.“
„Und woher willst du das wissen? Sobald du weg bist, wird sie wieder Gedankenkontrolle an mir anwenden und abhauen.“
„Wird sie nicht. Sie kennt die Konsequenzen.“
„Womit hast du ihr gedroht? Folter?“
„So ähnlich.“
Doch wenn er seine Drohung, sich von diesem Auftrag abziehen zu lassen, wirklich einlösen würde, bedeutete das mehr Folter für ihn als für sie.
„Ich kann dir sagen, es ist echt ätzend, dass sie ein Vampir ist und ich nicht. Ist ein echter Nachteil für mich.“
Es war nicht das erste Mal, dass Oliver die Vorteile des Vampirdaseins hervorhob. Zane fragte sich schon länger, ob er Samson eines Tages um die Erlaubnis bitten würde, sich verwandeln zu lassen. Aber wusste Oliver wirklich, worauf er sich da einließ?
„Ein Vampir zu sein ist auch nicht das Nonplusultra.“
„Wie meinst du das?“, fragte Oliver schockiert.
„Erstens mal: keine Strandtage mehr“, antwortete Zane locker.
Für einen Moment überlegte er, ob er die Sonne tatsächlich vermisste. Er lebte bereits so lange im Dunkeln, dass er sich kaum noch daran erinnern konnte, wie es war, die Sonnenstrahlen auf seiner Haut zu genießen. Außerdem passte die Finsternis zu seiner Stimmung. Besonders im Moment.
„Als gäbe es jemals Strandwetter in San Francisco. Den ganzen Sommer über steckt die Stadt im Nebel und an den obligatorischen drei Tagen, an denen es heiß ist, ist es bestimmt Mittwochnachmittag, wo alle arbeiten müssen.“
An Olivers Einschätzung war was dran. „Ja, hier ist das Wetter etwas eigensinnig. Man könnte sich natürlich auch mal krankmelden.“
Oliver runzelte die Stirn. Nein, er würde seine Aufgaben nicht vernachlässigen. Sein Pech.
„Wenn das also das Einzige ist, das ich aufgebe, wenn ich ein Vampir werde, dann ist die Entscheidung nicht sehr schwer.“
Zane schüttelte den Kopf. „Die Verwandlung ist schmerzhaft.“
„Ich bin ja kein Schwächling.“
„Das sagt ja auch keiner.“
„Um Unsterblichkeit zu erlangen und all die großartigen Fähigkeiten stört es mich nicht, wenn ich erst Schmerzen erleiden muss.“
„Mit den Fähigkeiten kommt aber auch Verletzlichkeit. Außerdem kann ein langes Leben sehr einsam sein.“ Wie Zanes Leben. Einsam und eingenommen von Hass.
„Darüber würde ich mir keine Sorgen machen.“ Er grinste ihn herausfordernd an. „Stell dir vor, ich kann alle Mädels haben, die ich will.“
„Ja.“ Als hätte das etwas damit zu tun, ein Vampir zu sein. Zane blickte auf seine Uhr. „Ich muss los.“
„Bis heute Nacht.“
Zane ging zu seinem Hummer und fuhr zu Samsons Haus in Nob Hill. Da es noch lange vor Sonnenaufgang war, waren die Straßen nahezu leer. So war es ihm am liebsten.
Er stellte den Wagen vor Samsons Garage ab. Das viktorianische Haus war hell erleuchtet. Er wusste, dass selbst Delilah ihre Gewohnheiten angepasst hatte, nachts wach zu bleiben und tagsüber zu schlafen, um wenigstens halbwegs ein normales Eheleben führen zu können. So normal, wie das Leben mit einem Vampir eben sein konnte.
Samson öffnete die Tür und ließ ihn hinein. „Du wolltest mich sprechen?“
Zane nickte.
„Gehen wir in mein Büro.“
Zane folgte Samson und übte die Unterhaltung, die er mit seinem Chef haben wollte, in seinem Kopf. Dummerweise war er nicht sehr diplomatisch, und es war nicht einfach, das zu sagen, was ihm auf dem Herzen lag.
Als er die Tür hinter sich schloss, wandte Samson sich ihm zu und lehnte sich an den schweren Mahagonischreibtisch.
„Also, was gibt’s?“
Zane trat von einem Fuß auf den anderen, versuchte, eine normale Pose anzunehmen, scheiterte aber. „Es geht um meinen Auftrag.“
Samson hob eine Hand. „Halt. Das haben wir bereits
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