Zauber der Hoffnung
Hochzeitkleid der armen Genevieve nicht zerschlitzt.“
Dieser Anruf war Claire wirklich schwergefallen. Genevieve hatte es verständlicherweise nicht besonders gut aufgenommen, dass ihr Hochzeitskleid zerstört worden war. Daraufhin hatte Claire mit dem Designer telefoniert, der versprochen hatte, das gleiche Kleid innerhalb der nächsten Wochen noch einmal zu schicken – gegen einen Aufpreis natürlich. Claire musste die Kosten übernehmen, bis ihre Versicherung für den Schaden bezahlte, das war Claire allerdings unwichtig. Hauptsache, das Ganze führte nicht zu einem Streit mit der Beaumont-Familie.
„Katherine, du hast deine Ohren doch überall.“ Alex fuhr mit geschickten Fingern fort, die Perlen zu sortieren, während sie sprach. „Was glauben denn die Leute, wer hinter dieser Einbruchserie steckt?“
„Als ich vor einer Stunde im Diner vorbeigeschaut habe, gab es jede Menge Gerüchte. Von der ukrainischen Mafia über kalifornische Gangs bis hin zu irgendeiner Regierungsverschwörung war alles dabei. Riley wird eine Menge zu tun haben, diesen ganzen verrückten Hinweisen nachzugehen.“
„Er wird den Fall lösen.“ Mary klang äußerst überzeugt. „Dieser Junge ist von Geburt an äußerst dickköpfig. Er wird nicht aufgeben, bevor er die Einbrüche aufgeklärt und die Verbrecher hinter Gitter gebracht hat. Egal, wie schwer es wird.“ „Mit anderen Worten meint Ma damit, dass ihr einziger Sohn hinterlistig und fies ist“, erklärte Alex.
„Und manipulativ und niederträchtig“, fügte Maura hinzu. „Nicht zu vergessen: störrisch wie ein Esel“, schlug Claire vor. Durch die jahrelangen Streitereien mit Riley hatte sie sich das Recht verdient, mit den anderen über ihn herzuziehen, obwohl sie nicht seine Schwester war.
Alle Frauen lachten, außer Ruth, die die Lippen zusammenpresste. Trotz ihrer Freundschaft mit Mary Ella konnte sie Riley nicht ausstehen und fand nichts, aber auch gar nichts, was ihn betraf, amüsant. Sie konnte nicht vergessen, wie viel Ärger er inseiner Jugend verursacht und wie sehr er seine Mutter verletzt hatte. Alle anderen aber kicherten noch, als die Türglocke bimmelte und besagter Mann in den Laden trat.
So wie er dastand, das dunkle Haar zerzaust vom kalten Wind, einen Anflug von Dreitagebart auf Kinn und Wangen, schien er Unmengen überschüssiges Testosteron zu verströmen. Claire stellte sich vor, wie es wäre, mit den Fingern über seine Bartstoppeln zu streichen, die Linien seines kantigen Kinns nachzuzeichnen und das Grübchen in seinem Mundwinkel zu berühren.
Hitze schoss in ihre Wangen. Was, in drei Teufels Namen, war eigentlich ihr Problem? Es musste der Stress sein. Nur so konnte sie sich diese vollkommen unpassende Reaktion erklären.
Riley musterte die Gruppe kichernder Frauen, und Claire stellte fest, dass sie nicht die Einzige war, die seinem Blick auswich. Doch wahrscheinlich war sie die Einzige, deren Hormone gerade Purzelbäume schlugen.
„Okay, warum habe ich urplötzlich das Gefühl, dass meine Ohren heiß werden sollten?“, murmelte er.
„Dafür gibt es keinen Grund, Darling“, versicherte Mary Ella eilig, zwinkerte dabei aber den anderen zu.
„Sind wir etwa ein wenig narzisstisch veranlagt?“, fragte Alex süffisant.
Statt einer Antwort zog er an dem dunklen Haar seiner Schwester, dann beugte er sich vor und küsste seine Mutter auf die Wange. Claire war nah genug neben ihm, um seinen Duft einzuatmen, erdig und männlich.
„Wie nett von euch allen, Claire zu helfen. Scheint so, als ob das hier Monate dauern würde.“
„Sag ich doch“, erwiderte Ruth murrend.
„Ich schätze, du kennst hier alle“, sagte Mary Ella. „Oh, von Evie einmal abgesehen. Evie Blanchard, das ist der neue Polizeichef von Hope’s Crossing und mein Baby, J. Riley McKnight. Evie arbeitet für Claire.“
Riley warf seiner Mutter einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ich würde es vorziehen, Jüngster genannt zu werden und nicht‚mein Baby‘, dennoch danke, Ma. Freut mich, Sie kennenzulernen, Evie.“
Er schüttelte Evies Hand, und Claire rechnete damit, dass er sofort beginnen würde, seinen Charme spielen zu lassen. Evie war eine schöne Frau, zart und blond, sie wirkte zerbrechlich – was sie nicht war –, vor allem heute mit den leichten Schatten unter den großen blauen Augen. Aber Riley schaute sie nur höflich und fast schon distanziert an.
„Wie laufen die Ermittlungen?“, erkundigte sich Maura. „Wir haben gerade darüber gesprochen.
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