Zauber der Leidenschaft
bin.« Rydstrom war es gelungen, sich ihr zu nähern. »Komm hinter mich.«
Sie erhob sich etwas wackelig und schwankte auf ihn zu. Doch sie erreichte Rydstrom nicht, bevor die Kreaturen über ihn herfielen. Während er ihren geschwungenen Kriegshämmern immer wieder auswich, trieben sie ihn auf den Rand der Klippe zu. Eine Keule traf seinen Arm und zerschmetterte ihn. Das spitze Ende eines weiteren Hammers riss ihm den Oberschenkel auf. Als seine Beine nachgaben und seine Knie auf den Boden auftrafen, begann der Rand zu bröckeln, ja, sogar der Fels unter ihm zersplitterte.
Kurz bevor er endgültig nachgab, sah er ihr in die Augen. » Ich werde dich holen .«
Dann verschwand er in einer Lawine aus Staub und Felsentrümmern.
»Rydstrom!«, schrie sie und rannte auf den Abgrund zu. Oh ihr Götter! Zu dunkel … ich kann ihn nicht sehen!
Doch dann fiel ihr wieder ein, dass er ein gewaltiger, praktisch unzerstörbarer Dämon war und kein Sorceri. Er konnte das hier – und noch ganz anderes – überleben.
Wütend drehte sie sich zu den Angreifern um. »Warum habt ihr uns angegriffen? Seid ihr auf der Suche nach mir?« Vielleicht hatte Omort eine Belohnung auf sie ausgesetzt.
»Unser Land. Ihr Eindringlinge«, sagte einer von ihnen, während er Rydstroms Bündel plünderte und sein Schwert nahm. Er war der Größte von ihnen, also wahrscheinlich ihr Anführer. »Du Sklavenmarkt.«
Sklavenmarkt? Sie wussten nicht, dass sie zu den Sorceri gehörte; sie hatte weder ihre Kräfte zeigen können, noch war sie wie eine solche gekleidet. Sie trug keinen Schmuck, und die blauen Quasten an ihrem Gürtel sahen ganz und gar nicht nach Gold aus.
Soll ich ihnen sagen, dass ich eine Prinzessin von Omorts Hof bin oder dass ich die Königin des Dämonenkönigs bin?
In jedem Fall sollte sie rasch handeln. Die Teegloths waren nicht nur Sklavenhändler, sie waren außerdem Trophäenjäger, die die Körperteile ihrer besiegten Feinde an ihrer Kleidung befestigten. Ihre groben Lederwesten waren mit Fingern und Skalps geschmückt. Einer hatte ausschließlich Ohren an seiner Jacke und starrte ihre aus glänzenden Augen begehrlich an.
»Ich bin die Schwester von Omort von Rothkalina. Nach dem Gesetz seid ihr verpflichtet, Lösegeld für mich zu fordern.«
»Lösegeld – Sklavin verkaufen. Dasselbe«, sagte er in seiner primitiven Ausdrucksweise.
Sie hatte schon von den Sklavenmärkten gehört, deren Ausbreitung Omort gegen eine kleine Gewinnbeteiligung erlaubte.
»Das eben war König Rydstrom, den ihr angegriffen habt, und ich bin seine Frau. Er wird mich finden. Und wenn er sich über eure Kehlen hermacht, werde ich ihm über den Kopf streicheln.«
»Fesselt Frau?«, fragte einer der anderen.
»Das ist ein Spiel zwischen uns. Man kann wohl kaum erwarten, dass jemand wie du das begreift.«
Er schlug ihr ins Gesicht. Sie schwankte, den Mund voller Blut. Als sie ihn anspuckte, schlug er sie doppelt so fest, sodass alles vor ihren Augen verschwamm und sie ins Taumeln geriet. Er packte sie und warf sie sich über die Schulter. Als die Dämmerung einsetzte, brach die Meute auf.
Stunden später hatte Sabine immer noch kein Zeichen von Rydstrom entdeckt – oder von irgendeinem anderen Lebewesen, das ihr hätte beistehen können. Wieso ergab sie sich nicht jener eiskalten Wut, die sie so gut kannte? Wo waren die Übelkeit, das Bedürfnis zu handeln? Als sie begriff, woran es lag, war sie von sich selbst angewidert.
Ich erwarte, dass Rydstrom mich rettet.
Mit ihren gefesselten Händen griff sie nach der Rückseite ihres Gürtels, riss eine der blau-goldenen Quasten ab und ließ sie fallen, damit er ihrer Spur besser folgen konnte. Sie hoffte, dass er es zu würdigen wusste, dass sie seinetwegen mit Gold um sich warf. Aber das war vermutlich zu viel verlangt von diesem Weltverbesserer. Ihren Kopfputz hatte er schließlich weggeworfen wie einen faulen Apfel!
Als die Abenddämmerung anbrach, war sie davon überzeugt, dass sich jeder Tropfen Blut ihres Körper in ihrem Kopf angesammelt hatte. Außerdem hatte sie die Tatsache akzeptiert, dass Rydstrom möglicherweise nicht kommen und sie retten würde. Seine Verletzungen waren schwer gewesen, schon bevor er gestürzt war.
Jetzt drohte die Angst sie zu überwältigen. Und sie bangte nicht nur um sich selbst. Im verblassenden Sonnenlicht sah sie, dass der Sand felsigem Boden wich, während sie sich einem weiteren Berg näherten. Oh ihr Götter, sie brachten sie in die Felsen hinein,
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