Zauber des Orients
lächelte zurück und wollte schon weitergehen, doch dann drehte sie sich plötzlich noch einmal um. „Jamilah“, sagte sie zögernd. „Ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber ich denke, Sie sollten wissen, dass Ahmed El-Salamouny Gerüchte über Sie und Salman al Saqr verbreitet.“
„Was? Aber … ich hatte keine Ahnung.“ Jamilah spürte, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. „Danke, dass Sie es mir gesagt haben.“
Als sie wieder allein war, stützte sie beide Hände auf ein Waschbecken, ließ den Kopf zwischen die Arme hängen und seufzte tief. Kein Wunder, dass die Leute sie so angestarrt hatten.
Trotz ihres Ärgers konnte sie Ahmed sogar ein wenig verstehen. Zweimal hatte er sich Hoffnungen gemacht, und beide Male hatte sie ihn wegen Salman abblitzen lassen. Das änderte allerdings nichts daran, dass ihr Ruf ruiniert war.
Nicht, dass sie sich deshalb wirklich Sorgen machte. Sie war nicht denselben strengen Regeln unterworfen wie viele andere Frauen aus ihrem Teil der Welt.
Sie hatte keine Familie mehr, und ihr Vater war Franzose. Sie war immer ein wenig anders gewesen. Dennoch war es äußerst peinlich, dass im Laufe weniger Stunden der ganze Palast Bescheid wissen würde. Und Salman konnte mit einer weiteren Eroberung prahlen.
Jamilah richtete sich auf und strich ihr Haar glatt, bevor sie mit erhobenem Kopf wieder in die Halle ging. Sie musste sich für nichts schämen. Zwar bereute sie inzwischen bitter, dass sie sich noch einmal von Salman hatte verführen lassen, aber das ging niemanden außer ihr etwas an.
Nachdem Salman ihr von den Qualen seiner Kindheit erzählt hatte, konnte sie nicht länger so tun, als wäre er ihr gleichgültig. Sie sehnte sich danach, ihn in ihren Armen zu halten und seine seelischen Wunden zu pflegen. Aber er hätte nicht deutlicher machen können, dass es das Letzte war, was er wollte.
Zum Glück war ihr Tag voller Termine, sodass sie Salman nicht begegnete. Doch als sie am Nachmittag die Tür zu seiner Suite öffnete, stand er vor ihr, bevor sie in ihr eigenes Zimmer gehen konnte. Offensichtlich hatte er auf sie gewartet.
„Heute Abend muss ich eine Wohltätigkeitsveranstaltung besuchen, und ich möchte, dass du mich begleitest“, erklärte er ohne Einleitung.
Er trug einen Smoking, in dem er zwar nicht so exotisch aussah, aber dafür äußerst elegant. Jamilah versuchte, den Schauer zu ignorieren, der ihr beim Klang seiner dunklen, männlichen Stimme über den Rücken lief.
„Nein …“, setzte sie an, aber plötzlich zögerte sie.
Salman stand breitbeinig vor ihr, seine Hände waren lässig in die Hüften gestützt. Sie wusste, dass er mit seiner Haltung Macht und Selbstbewusstsein ausstrahlen wollte, aber seine Augen sahen verletzlich aus.
„Das heißt … um was für eine Wohltätigkeit handelt es sich?“
„Eine Organisation, die ich vor einigen Jahren ins Leben gerufen habe.“
„Du hast eine Wohltätigkeitsorganisation gegründet?“, fragte sie ungläubig.
„Offensichtlich hast du Menschenfreundlichkeit nicht gerade für eine meiner stärksten Eigenschaften gehalten“, bemerkte Salman zynisch.
Jamilah errötete und murmelte eine undeutliche Erwiderung. Immer wieder überraschte Salman sie aufs Neue mit einer weiteren Facette seiner Persönlichkeit.
Sie versuchte, gleichgültig zu bleiben, aber sie schaffte es nicht, ihre Neugier zu unterdrücken. „Worum geht es bei dem Projekt? Ich habe noch nie gehört, dass du dich als Wohltäter engagierst.“
Salman zuckte die Schultern. „Die Organisation läuft auf einen anderen Namen. Ich ziehe es vor, anonym zu bleiben.“
Jamilah wollte ihm noch tausend Fragen stellen, aber sie beherrschte sich. „Gib mir eine Viertelstunde.“
Salman sah Jamilah nach, als sie in ihr Schlafzimmer ging. Er atmete tief ein, während sein Herz wild in seiner Brust hämmerte. Erst jetzt merkte er, wie fest er mit einer Absage gerechnet hatte. Seine Erleichterung über ihre Zusage erschütterte ihn.
Salman wusste selbst nicht, wieso ihm Jamilahs Begleitung so wichtig war. Den ganzen Tag über hatte er ihr Bild nicht aus dem Kopf bekommen. Der Gedanke an einen Abend ohne sie war ihm so unerträglich erschienen, dass er auf sie gewartet und um ihre Begleitung gebeten hatte.
Jamilah war sogar noch schöner, als er sie in Erinnerung gehabt hatte, mit vollen Brüsten, schmalen und doch gerundeten Hüften und langen schlanken Beinen. Selbst während er eine Rede vor einem bis zum letzten Platz gefüllten Saal
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