Zauber des Orients
dir etwas zu sagen.“ Ihr Herz hämmerte schmerzhaft gegen ihre Rippen. „Ich bin kein Roboter, den man ein- und ausschalten kann. Damals habe ich dich geliebt, Salman. Und du hast mich stärker verletzt, als ich sagen kann. Für dich mag es einfach sein, eiskalt zu bleiben und deine Gefühle wegzuschließen, aber ich kann das nicht. Du hast mein Herz gebrochen! Ich kann das kein zweites Mal durchstehen.“
Salman fühlte sich alles andere als kalt. Bei Jamilahs Worten brach ihm der Schweiß aus, und das Herz pochte hart in seiner Brust. Jamilah hatte ihn geliebt! Er hatte das verzweifelte Gefühl, als würde ihm in diesem Moment das Wertvollste entgleiten, das er in seinem Leben besessen hatte.
Hilflos fuhr er sich mit den Händen durch seine dichten Locken. Er wollte sein Leben ändern! Aber was konnte er tun, um Jamilah davon zu überzeugen?
„Bitte bleib noch ein paar Tage mit mir hier“, bat er sie. „Wenigstens, bis Nadim nach Hause kommt. Bis dahin müssen wir uns mit nichts auseinandersetzen.“
Jamilah schüttelte den Kopf. Ihre riesigen Augen schienen sich direkt in seine Seele zu bohren. „Nein. Wir müssen uns jetzt damit auseinandersetzen. Du willst das Unvermeidbare doch nur hinauszögern. Ich bin nicht bereit, eine Affäre weiterzuführen, die nur auf körperlicher Anziehung beruht. Ob du es zugeben willst oder nicht, wir haben eine Beziehung, und Beziehungen bedeuten nun mal Intimität. Man spricht miteinander und öffnet sich einander. Aber das tust du nicht! In den letzten sechs Jahren hat sich nichts wirklich verändert. Wenn du mich wieder verlässt, um zu deinem alten Leben und deinen anderen Frauen zurückzugehen, wirst du noch einmal mein Herz brechen.“
Salman stöhnte auf. „Was willst du von mir, Jamilah? Noch mehr Geschichten darüber, was mir damals passiert ist? Wie zum Beispiel, dass die Soldaten einmal eines der Hausmädchen des Palastes mitgebracht haben, um mir zu zeigen, was man mit einer Frau zu tun hat? Ist es das, was du willst? Werden wir so diese Affäre weiterführen können?“
Salman sah, wie Jamilah blass wurde. Sofort verfluchte er sich und wünschte, er könnte seine Worte zurücknehmen. Er hatte kein Recht gehabt, Jamilah auch noch diese Geschichte zu erzählen. Auch so hatte er schon eine viel zu große Bürde auf ihre zarten Schultern geladen.
Doch er konnte zusehen, wie Jamilah sich wieder fasste und sich aufrichtete. Die Farbe kehrte in ihre Wangen zurück.
Traurig schüttelte sie den Kopf. Es hatte ihr die Augen geöffnet, wie Salman ihre Zeit miteinander als diese Affäre bezeichnet hatte. Sie tat das Richtige. Eine Affäre war alles, was sie für ihn war, alles, was sie jemals sein würde.
„Es tut mir leid, Salman, wirklich furchtbar leid, dass du so etwas mit ansehen musstest. Aber ich spreche nicht von dieser Art Intimität. Ich rede von etwas, das in einer Beziehung zwischen zwei Menschen wächst, die sich lieben, die einander brauchen und füreinander sorgen. Von den banalen Kleinigkeiten unseres Lebens, von unseren Hoffnungen und Träumen. Aber du wirst niemals zulassen, dass wir so etwas miteinander teilen.“
Salman streckte die Arme aus und umfasste Jamilahs Schultern. „Du verlangst zu viel. Das ist eine Intimität, die ich mit niemandem teilen will, nein, teilen kann .“
Unwillkürlich zuckte Jamilah bei seinen Worten zusammen, als hätte er sie geschlagen. Sie wand sich aus seinen Armen. Tränen nahmen ihr die Sicht und liefen über ihre heißen Wangen. „Ich weiß von dem Grauen, das du erlebt hast, Salman. Ich kann mir vorstellen, dass es deinen Glauben an das Gute im Menschen erschüttert hat. Aber es muss nicht für immer so weitergehen. Es gibt das Gute, es gibt Liebe, du musst es nur zulassen.“
Salmans Gesicht war ausdruckslos. „Woher willst du wissen, wie es sich für mich anfühlt?“
Jamilah streckte eine Hand aus. „Eben. Wie kann ich es wissen, wenn du es mir nicht erzählst?“ Unbewusst legte sie die Hand auf ihren Bauch. „Es ist nicht so, dass du dich einer solchen Nähe nicht hingeben kannst, Salman. Du tust es einfach nicht. Und das kannst du auch nicht vertuschen, indem du dich ausschließlich in körperliche Intimität stürzt.“ Sie merkte, dass Tränen über ihre Wangen liefen, und wischte sie ungeduldig mit ihrem Handrücken ab. „Ich weiß nicht, wieso ich dich habe glauben lassen, dass mein Baby nicht von dir war, Salman. Wahrscheinlich wollte ich dich schützen, dabei brauchst du eher eine
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