Zauber des Orients
Sie das bitte erklären, Miss Whitney?“
Tariq schickte dem Moderator ein stummes Dankeschön. Die Frau hatte sicherlich nicht gesagt, dass …
„Gern“, entgegnete die Frau ruhig. „Sie haben ganz richtig festgestellt, dass künstliche Befruchtung nicht neu ist, aber die Methode, die FutureBorn entwickelt hat, ist nicht nur neu, sondern revolutionär.“
Tariq starrte auf den Bildschirm. Wie konnte eine Frau nur so reden?
„Und was sind die Vorteile?“
„Nun …“ Die Frau fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Es handelte sich sicherlich um eine unbewusste Geste, doch sie sorgte dafür, dass er selbst einen trockenen Mund bekam. „Nun, ein offensichtlicher Vorteil ist, dass ein Mann, der zurzeit nicht den Wunsch hat, ein Kind zu zeugen, eine Probe seines Spermas bei uns hinterlegen kann. Eine Spende für die Zukunft, sozusagen. Er kann sich sicher sein, dass die Spende noch Jahre später zu seinem Nutzen zur Verfügung steht.“
Eine Spende, dachte Tariq. Interessante Wortwahl.
„Und wenn nicht zu seinem Nutzen, so doch in seinem Sinne.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte der Moderator.
„Nun, zum Beispiel könnte der Mann in seinem Testament verfügen, wie sein Sperma nach seinem Tod verwendet werden soll.“ Sie lächelte höflich. „Gefrorenes Sperma, zusammen mit einem legalen Dokument, wie es benutzt werden soll, wäre die moderne Möglichkeit für einen reichen Mann, sicherzugehen, dass er einen Erben hat …“
Oder ein Kronprinz einen Nachfolger.
Tariq runzelte die Stirn.
Was, wenn er eine – wie hatte sie es genannt? Eine Spende hinterließ? Wenn ein Reagenzglas mit seinem Samen eingefroren würde, für den Fall, dass das Schicksal zuschlug, ehe er eine passende Ehefrau gefunden hatte?
Himmel. War er verrückt geworden?
Tariq richtete die Fernbedienung auf den Bildschirm und schaltete den Fernseher aus. Dann stand er auf.
Ein richtiger Mann machte keine „Spende“, die in einem Reagenzglas verwahrt wurde. Ein richtiger Mann platzierte seinen Samen im Körper einer Frau.
Er hatte einfach nicht sorgfältig genug gesucht, das war alles. In dieser Millionenstadt wartete mit Sicherheit die perfekte Heiratskandidatin auf ihn. Er musste sie nur finden.
An diesem Abend war er zu einer Party eingeladen. Sein Anwalt hatte ein Stadthaus in der East Side gekauft und wollte das feiern. Während Tariq sein Jackett anzog, kam ihm ein Sprichwort in den Sinn: Aller guten Dinge sind drei. Zuerst hatte er in Dubaac nach einer Ehefrau gesucht. Dann im ganzen Staatenbund. Jetzt würde er eben in Amerika fündig werden …
Ab heute würde sich sein Blatt zum Guten wenden.
„Okay, Leute. Wir sind nicht mehr auf Sendung.“
Madison Whitney stand auf, entfernte das kleine schwarze Mikrofon, das an ihrem Revers steckte, und reichte es dem wartenden Toningenieur.
„Madison“, sagte ihr Chef, „Sie haben sich gut geschlagen.“
„Vielen Dank.“
„Exzellent, um genau zu sein.“ Er lachte – ho, ho, ho, wie eine schlechte Imitation des Weihnachtsmannes, dachte Madison. „Was halten Sie davon, wenn wir etwas trinken gehen und die Dinge besprechen?“
Was besprechen?, hätte sie am liebsten geantwortet. Wie du mich am besten ins Bett kriegst, ohne dass deine Frau etwas davon erfährt? Doch ihre Mutter hatte keine dumme Tochter großgezogen, und so lächelte Madison strahlend – so wie sie es bereits die ganze Zeit tat, seit MicroTech FutureBorn übernommen hatte – und erwiderte, dass das ganz wunderbar wäre, doch dass sie leider bereits eine Verabredung hätte.
Sie spürte, wie seine Augen ihr folgten, als sie das Gebäude verließ.
Zwanzig Minuten später schlüpfte sie an einen Tisch in einer ruhigen Bar auf der Lexington Avenue. Zwei Dinge warteten hier auf sie: ein kalter Caipirinha und ihre alte College-Zimmergenossin Barbara Dawson.
Madison seufzte, griff nach dem Cocktail und nahm einen langen, tiefen Schluck. „Dem Himmel sei Dank, dass du bereits bestellt hast. Den habe ich wirklich gebraucht.“
„Gern geschehen“, erwiderte Barb lächelnd und deutete mit dem Kopf zu dem Fernseher über der Bar. „Ich habe die Sendung gesehen. Du versteckst dich immer noch hinter dieser Brille, hm?“
Madison grinste. „Sie verleiht mir einen intellektuellen Touch.“
„Du meinst wohl eher, dass sie dich unberührbar wirken lässt.“
„Wenn’s denn so wäre“, seufzte Madison und nahm einen weiteren Schluck.
„Sag bloß, der alte Lüstling ist immer noch hinter
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