Zauber einer Winternacht
muss Ihnen ja einen ziemlichen Schrecken eingejagt haben.«
Er nickte nur. Aber jetzt war der Schrecken vorüber. Er war weniger als eine Viertelmeile von Heim und Herd entfernt und steckte mit einer wildfremden Frau und ihrem für mindestens einige Tage fahruntüchtigen Wagen im Schnee. »Was zum Teufel suchen Sie überhaupt hier draußen?«
Seine wütend hervorgestoßenen Worte ließen sie kalt. Ohne Hast löste sie den Sicherheitsgurt. »Vermutlich habe ich in dem Schneesturm die falsche Richtung genommen. Ich wollte nach unten, nach Lonesome Ridge, um dort zu übernachten. Nach der Karte ist das die nächste Stadt, und ich hatte Angst, am Straßenrand zu halten und einzuschneien.« Sie sah zum Geländer hinüber und schüttelte sich. »Ich nehme nicht an, dass wir meinen Wagen wieder freibekommen.«
»Heute nicht mehr.«
Stirnrunzelnd schob Gabriel die Hände in die Taschen. Es schneite noch immer, und die Straße war verlassen. Wenn er sich jetzt umdrehte und zum Jeep zurückging, ohne sich weiter um sie zu kümmern, würde sie möglicherweise erfrieren, bevor ein Einsatzfahrzeug oder Schneepflug sie fand. So lästig ihm die Verpflichtung auch war, er konnte die Frau nicht einfach hilflos im Schnee zurücklassen.
»Mehr als Sie mitzunehmen kann ich nicht für Sie tun.« In seinem Tonfall lag nicht die Spur von Liebenswürdigkeit. Die hatte sie allerdings auch nicht erwartet. Er hatte jedes Recht, wütend und ungeduldig zu sein. Schließlich hatte sie ihn fast gerammt.
»Es tut mir leid.«
Er zuckte mit den Schultern. Ihm war klar, wie unfreundlich er war. »Die Abzweigung zu meiner Hütte ist oben auf dem Hügel. Sie werden Ihren Wagen hierlassen und mit mir im Jeep fahren müssen.«
»Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.« Der Motor war abgestellt, das Fenster offen, und die Kälte drang langsam durch ihre Kleidung. »Tut mir leid, wenn ich mich aufdränge, Mr. …?«
»Bradley. Gabriel Bradley.«
»Ich bin Laura.« Sie streifte den Sicherheitsgurt ab, der sie zweifellos vor Verletzungen bewahrt hatte. »Im Kofferraum liegt ein Koffer. Würden Sie mir helfen, ihn herauszuholen?«
Gabriel nahm die Schlüssel und stapfte nach hinten. Wenn ich nur eine Stunde früher losgefahren wäre, dachte er, dann wäre ich jetzt zu Hause, und zwar allein.
Der Koffer war nicht sehr groß und alles andere als neu. Die Lady mit nur einem Namen reist mit leichtem Gepäck, ging es ihm durch den Kopf. Es wäre ungerecht, ihr böse zu sein oder sie herablassend zu behandeln. Wenn sie dem Jeep nicht in letzter Sekunde ausgewichen wäre, würden sie beide jetzt statt Kaffee und trockener Sachen wohl einen Arzt brauchen.
Gabriel beschloss, höflicher zu ihr zu sein, und drehte sich um. Sie stand reglos da und sah ihm zu, während der Schnee auf ihrem Haar eine Haube zu formen begann. In diesem Moment entdeckte er, dass sie nicht nur wunderschön, sondern auch sehr, sehr schwanger war.
»Oh Himmel«, war alles, was er herausbrachte.
»Es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen so viel Ärger bereite«, sagte Laura. »Und ich möchte Ihnen jetzt schon danken. Wenn ich von Ihrer Hütte aus telefoniere und einen Abschleppwagen bestelle, brauche ich Ihnen vielleicht nicht länger zur Last zu fallen.«
Er hatte nicht ein Wort verstanden. Kein einziges. Alles, was er tun konnte, war, auf die beträchtliche Wölbung unter ihrem dunklen Mantel zu starren. »Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist? Sie haben nichts davon gesagt, dass Sie … Werden Sie einen Arzt brauchen?«
»Mir geht es gut.« Diesmal lächelte sie, einigermaßen entspannt. Die Kälte hatte die Farbe in ihr Gesicht zurückkehren lassen. »Wirklich. Dem Baby ist nichts passiert. Es ist nur etwas verärgert, wenn ich die Tritte in meinem Bauch richtig deute. Den Aufprall haben wir beide kaum gespürt. Wir sind ja nicht frontal gegen das Geländer geprallt, sondern hineingeglitten.«
»Aber vielleicht ist das Baby …« Er suchte fieberhaft nach dem richtigen Wort. »Vielleicht ist es durchgerüttelt worden.«
»Es ist alles in Ordnung«, beteuerte sie. »Ich war angeschnallt, und der Schnee ist zwar an allem schuld, aber er hat wenigstens für Dämpfung gesorgt.« Er war noch nicht überzeugt, und sie warf ihr schneebedecktes Haar nach hinten. Trotz der mit Seide gefütterten Lederhandschuhe begannen ihre Finger gefühllos zu werden. »Ich verspreche Ihnen, dass ich das Kind nicht mitten auf der Straße bekommen werde. Es sei denn, Sie haben vor, hier noch ein
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