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Zauber einer Winternacht

Zauber einer Winternacht

Titel: Zauber einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zu widersprechen.«
    »Das werde ich mir für später merken.« Das Baby auf dem einen Arm, den anderen um Laura gelegt, ging er in den Salon.
    Sie hatte das Bild entstehen sehen, vom ersten bis zum letzten Pinselstrich. Dennoch wirkte es hier, über dem Kamin, ganz anders. In der Galerie hatte sie es als meisterhaftes Kunstwerk bewundert, als etwas, das von Kunststudenten und Kennern studiert, von Kritikern und potenziellen Käufern analysiert werden konnte. Hier, am späten Nachmittag im Salon, war es eine persönliche Aussage des Malers, etwas, das zu allen dreien von ihnen gehörte.
    Erst jetzt ging ihr auf, wie sehr es ihr missfallen hatte, dass es in Marions Galerie hing. Und erst jetzt wurde ihr klar, was es wirklich bedeutete, es hier zu sehen. Es gab ihr das Gefühl, endlich ein Zuhause gefunden zu haben.
    »Es ist wunderschön«, murmelte sie.
    Er verstand, wie sie es meinte. Es war nicht Eitelkeit oder Selbstüberschätzung. »Noch nie in meinem Leben habe ich etwas wie dieses gemalt. Und ich bezweifle sehr stark, dass ich es jemals wieder tun werde. Setz dich, ja?«
    Irgendetwas an seinem Tonfall ließ sie zu ihm hinübersehen, bevor sie es sich auf der Couch bequem machte. »Ich hatte keine Ahnung, dass du es hier aufhängen wolltest. Du hattest doch Angebote dafür.«
    »Ich habe nie vorgehabt, es zu verkaufen. Es war immer für diesen Platz gedacht.« Er stützte das Baby auf seine Hüfte und ging zum Porträt hinüber. »Seit ich hier in diesem Haus lebe, habe ich nichts gemalt oder woanders entdeckt, was ich an diese Stelle hängen wollte. Wenn ich nicht in Colorado gewesen wäre und du nicht auf der Flucht, wenn es nicht geschneit hätte … Erst unser Zusammentreffen und das der Situationen, in denen wir uns gerade befanden, hat dieses Bild möglich gemacht.«
    »Als du es gemalt hast, habe ich mich immer wieder gefragt, warum du wie im Rausch gearbeitet hast. Jetzt verstehe ich es.«
    »Wirklich?« Mit einem Lächeln drehte er sich zu ihr um. »Ich frage mich, was du verstehst, Engel. Erst vor kurzer Zeit ist mir aufgegangen, dass du keine Ahnung hast, was ich für dich empfinde.«
    »Ich weiß, dass du mich brauchst, mich und Michael. Wir haben gemeinsam das Beste aus unserer Lage gemacht.«
    »Und mehr nicht? Du hast gesagt, du liebst mich. Ich weiß, dass Dankbarkeit dabei eine große Rolle spielt, aber ich möchte auch wissen, ob da noch mehr ist.«
    »Was möchtest du, dass ich sage?«
    »Ich möchte, dass du hinschaust.« Er streckte ihr die Hand hin. Als sie sich nicht rührte, ging er zur Couch und zog sie auf die Füße. »Schau dir das Porträt an, und erzähl mir, was du siehst.«
    »Mich selbst.«
    Heute scheint der Tag der Kraftproben zu sein, dachte Gabriel. Rasch brachte er den schlafenden Michael in sein Zimmer und legte ihn ins Kinderbett. Wieder bei Laura, fasste er sie an den Schultern und postierte sie so, dass sie das Porträt betrachtete. »Erzähl mir, was du siehst.«
    »Ich sehe mich selbst. So wie du mich damals gesehen hast. Vielleicht etwas zu verletzlich, etwas zu traurig.«
    Er schüttelte sie ungeduldig. »Du siehst nicht genug.«
    »Ich will Stärke sehen«, platzte sie heraus. »Ich glaube, ich sehe sie. Und eine Frau, die bereit ist, das zu schützen, was ihr gehört.«
    »Sieh dir ihre Augen an, Laura. Sag mir, was du in ihnen siehst.«
    »Es sind die Augen einer Frau, die dabei ist, sich zu verlieben.« Sie schloss ihre eigenen. »Du musst es gewusst haben.«
    »Nein.« Er legte die Arme von hinten um sie, sodass sie beide weiterhin das Porträt betrachten konnten. »Nein, ich wusste es nicht. Und zwar weil ich mir permanent eingeredet habe, ich würde nur das malen, was ich sehen wollte und was ich selbst fühlte.«
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Was immer er fühlte, das konnte er auch malen. Zu dem Ergebnis war sie selbst gekommen. »Was hast du gefühlt?«
    »Ich fühle es noch immer. Siehst du es denn nicht?«
    »Ich will es nicht in dem Bild sehen.« Sie drehte sich um und packte sein Hemd. »Ich will es hören.«
    Er war nicht sicher, ob er die richtigen Worte finden würde, Worte kamen so viel schwerer als Gefühle. Er konnte seine Empfindungen malen, sie sogar herausschreien, aber ruhig über sie zu reden war schwierig, wenn sie so bedeutend waren.
    Er berührte ihr Gesicht, ihr Haar, dann ihre Hand. »Gleich von Anfang an hast du mich auf eine Art angezogen, wie es noch nie jemand getan hatte und nie jemand tun wird. Ich dachte, ich wäre

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