Zauber einer Winternacht
die Veränderung minimal war, entging sie ihm nicht. Er sah ihr ins Gesicht. »Gibt es ein Problem?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Du tust eine Menge Dinge gut, Engel. Aber Lügen gehört nicht dazu.«
»Gabriel, nichts würde mich mehr freuen als eine neue Ausstellung. Das ist die Wahrheit.«
»Aber?«
»Kein Aber. Ich hinke schon hinter meinem gewohnten Zeitplan zurück. Michael müsste längst gebadet sein.«
»Noch etwas zu warten wird ihm nicht schaden.« Er brauchte sie nicht festzuhalten. Es genügte, ihr mit den Händen über die Arme zu streicheln. »Ich weiß, dass zwischen dir und Marion Spannungen herrschen. Dass sie und ich eine rein geschäftliche Beziehung führen, habe ich dir ja bereits erklärt.«
»Das verstehe ich. Ich habe dir gesagt, was ich getan hätte, wenn das nicht der Fall gewesen wäre.«
»Ja, das hast du.« Sie hätte ihre Taschen gepackt, um ihn zu verlassen, wäre aber keine drei Meter weit gekommen. »Also, wo ist das Problem?«
»Es gibt kein Problem.«
»Ich würde es vorziehen, wenn ich mir die Antwort nicht von Marion holen müsste.«
»Ich ebenfalls.« Ihr Kinn fuhr hoch. »Hör auf, mich zu drängen, Gabriel.«
Er nickte und ließ die Hände zu ihren Schultern hinaufwandern. »Diesen Gesichtsausdruck bekommst du äußerst selten. Und wenn du ihn bekommst, würde ich dich am liebsten auf der Stelle nehmen.« Als sie errötete, presste er sie lachend an sich.
»Lach nicht über mich.« Sie wollte sich aus seinen Armen winden, doch sein Griff war fest.
»Entschuldigung. Ich habe nicht über dich gelacht, mehr über die Situation.« Vielleicht war jetzt ein behutsameres Vorgehen angebracht, doch ihm fehlte die Geduld dazu. »Willst du dich mit mir streiten?«
»Im Moment nicht.«
»Wenn du nicht besser lügen kannst, wirst du nie eine gute Pokerspielerin«, murmelte er. »Ich habe zufällig mitbekommen, worüber du mit Marion geredet hast, als ich in die Galerie kam.«
»Dann brauche ich es dir ja nicht groß zu erklären. Sie glaubt, dass ich dich an der Arbeit hindere, dein volles Talent blockiere. Und dagegen hat sie etwas unternommen. Vermutlich hätten die Eagletons uns in ein paar Tagen ohnehin gefunden. Trotzdem verzeihe ich ihr nicht, dass sie sie angerufen hat. Die Tatsache, dass sie deine Galeristin ist, zwingt mich, in der Öffentlichkeit ihr gegenüber höflich zu sein. Aber mehr als das ist nicht drin.«
Die Belustigung war aus seinem Gesicht verschwunden, und er hatte Laura fester an den Schultern gepackt. »Soll das heißen, dass Marion die Eagletons angerufen hat?«
»Ich denke, du hast unser Gespräch gehört, also …«
»Alles habe ich nicht mitbekommen.« Er trat einen Schritt zurück. »Warum hast du mir das nicht früher gesagt? Dann hätten wir ihr gesagt, sie soll zur Hölle gehen.«
»Ich habe nicht geglaubt, dass du …« Sie verstummte und starrte ihn an. »Oder hättest du doch?«
»Verdammt, Laura, was muss ich denn noch tun, um dich davon zu überzeugen, dass ich ganz auf deiner und Michaels Seite bin?«
»Aber sie hat gesagt …«
»Was macht es für einen Unterschied, was sie gesagt hat? Es kommt darauf an, was ich sage, oder etwa nicht?«
»Ja.« Laura faltete die Hände, senkte den Blick jedoch nicht. Genau darauf kam es an. Was er sagte. Und dass er sie liebte, hatte er noch kein einziges Mal gesagt. »Ich wollte mich nicht in deine beruflichen Angelegenheiten einmischen.«
»Und ich werde es nicht tolerieren, wenn Marion sich in mein Leben einmischt. Lass mich nur machen.«
»Was willst du tun?«
Konsterniert fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. »Erst redest du so, als dürfte ich mein Werk der Menschheit nicht vorenthalten, und dann wieder so, als müsste ich betteln gehen, um eine andere Galerie zu finden.«
»Du willst deine Bilder aus Marions Galerie nehmen?«
Er murmelte etwas Unverständliches und drehte eine weitere Runde durchs Zimmer. »Ich glaube, wir müssen uns einmal ernsthaft unterhalten. Aber vielleicht gibt es noch ein besseres Mittel.« Er machte einen Schritt auf sie zu und fluchte leise, als das Telefon läutete. »Bleib hier.« Er drehte sich auf dem Absatz um und eilte hinaus.
Laura ging zu Michael und gab ihm seinen geliebten Hasen. Warum sollte sie nicht überrascht sein, dass er ihretwegen mit Marion brach? Aber tut er es wirklich meinetwegen?, fragte sie sich und beugte sich zu dem Baby hinunter. Nein, eher seinetwegen. Marion hatte den Fehler begangen, sich in Dinge einzumischen, die
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