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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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könnten wir Spinnen nicht überleben. Sie sorgen immer dafür, daß wir nicht herunterfallen. Manchmal haben meine Nestgefährten und ich ein Zugseilrennen veranstaltet, damals, als ich noch jung war. Da sind wir aus großen Höhen hinuntergesprungen, um zu sehen, wer am dichtesten über der Erde hängenblieb, ohne –« Er war nun nicht mehr zu erkennen.
    »Nestgefährten?« fragte Dor, hauptsächlich, damit die Spinne weiterschnatterte und er wußte, wo sie war.
    »Meine Verwandten, die aus dem gleichen Eiersack ausgebrütet wurden«, erwiderte Hüpfer von oben herab. »Wir waren mehrere hundert. Wir haben unsere erste Haut abgeworfen und sind dann in die Außenwelt hinausgetreten, um uns dann zu trennen und für uns selbst zu sorgen. Ist das bei euch denn nicht so?«
    »Nein«, gab Dor zu. »Ich bin Einzelkind.«
    »Mein Beileid! Hat denn irgendein Ungeheuer die anderen alle aufgefressen, bevor sie fliehen konnten?«
    »Äh, eigentlich nicht. Meine Eltern sorgen gut für mich, wenn sie zu Hause sind.«
    »Dein Herr und deine Herrin bleiben zusammen? Ich fürchte, ich verstehe nicht richtig.«
    »Na ja, äh –«
    »Faszinierender Gedanke, daß man mit seinem Partner nach der Fortpflanzung zusammenbleiben könnte! Vielleicht sollte ich nach meiner Rückkehr mal nach meiner Partnerin sehen, nur um mal nachzuschauen, wie sie mit dem Eiersack zurechtkommt. Wäre mir gar nicht lieb, wenn meine Spinnchen zu früh ausschlüpften.« Dann wurde Dor plötzlich hochgerissen. Hüpfer holte ihn ein wie einen Hummer!
    Und doch war es auf merkwürdige Weise sogar bequem. Hüpfer hatte ihn nicht gefesselt, sondern seine Fäden so geschickt gesponnen, daß Dor gut getragen wurde, ohne eingeengt zu sein. Die meisten Fäden waren unsichtbar, es sei denn, man wußte, wo man hinsehen mußte. Die Spinne war wirklich ein Fachmann auf diesem Gebiet!
    Es fiel ihm nicht schwer, sich in seiner Hängematte auszuruhen, sich zu entspannen, und geborgen fühlte er sich auch. Kurz darauf glitt Hüpfer neben ihn, und gemeinsam hingen sie in der Luft, während die Nacht anbrach, geschützt vor den Gefahren von Erde und Baum.
    Dor zuckte zusammen. Er kratzte sich. Irgend etwas krabbelte in seinem Haar herum. Das war wieder der Floh, wahrscheinlich derselbe, der ihn schon bei seiner Ankunft gebissen hatte. Er überlegte, ob er der Spinne davon berichten sollte, denn die würde doch bestimmt etwas vom Flohjagen verstehen, aber dann fragte er sich besorgt, ob er dabei nicht vielleicht ein Ohr einbüßen könnte. Hüpfers Fänge waren wirklich scharf! Nein, das wollte er lieber selbst erledigen. Wenn ihn das Biest noch einmal beißen sollte, dann würde er –
     
    Als Dor aufwachte, strömte das Licht durch das Astwerk. Er fühlte sich etwas steif, denn er war es nicht gewohnt, in aufrechter Lage zu schlafen. Sein Schwertarm tat ihm etwas weh, und sein Magen grollte ein wenig, doch er hatte einen gesunden Körper und fand das alles nicht weiter schlimm, sondern nur leicht unangenehm.
    Hüpfer rührte sich. Er ließ sich zu Boden gleiten, um dort zu erkunden, ob alles in Ordnung sei, dann kletterte er wieder hoch, um Dor hinunterzulassen. Als Dors Fuß den Boden berührte, bewegte die Spinne ihre Beine geschickt um ihn herum und zog das Netz ab. Dor war wieder frei.
    Plötzlich verspürte er ein unaufschiebbares natürliches Bedürfnis und verschwand hinter einem Busch. In der Luft zu hängen war ja ganz nett, aber in gewisser Weise auch sehr einschränkend! Er fragte sich, ob sich echte Helden jemals mit solchen Problemen abgeben mußten. In den Heldensagen seiner Zeit war davon jedenfalls nie die Rede.
    Als Dor zurückkam, schnatterte Hüpfer ihn an, doch er verstand kein Wort. Was war mit seinem Übersetzer passiert?
    Kurz darauf hatte er es: Die große Spinne hatte das Netz versehentlich mitentfernt. Das war ein naheliegender Fehler. Dor entdeckte ein Stück von Hüpfers eigener Seide und legte es auf seine Schulter. »Übersetze!« befahl er ihm.
    »… Mission, während meine nur darin besteht, in meine normale Welt zurückzukehren«, sagte Hüpfer gerade. »Also ist es meine Pflicht, dich bei der Durchführung deines Auftrags zu unterstützen, damit wir gemeinsam zurückkehren können.«
    »Ja«, stimmte Dor ihm zu.
    »Es hat offensichtlich etwas mit Magie zu tun. Irgendein Zauber hat mich in deine Welt verschlagen, obwohl du auch nicht besonders vertraut mit ihr zu sein scheinst. Also muß es ein fremdartiger Aspekt deiner Welt sein. Du bist

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