Zauberhaft Gekuesst
hörte sie sich dabei wie ihre älteste Schwester Adele an. Als Amy jedoch beinahe vor Lachen vom Stuhl kippte, streifte sie ihren Schuh ab und warf ihn nach ihrer Cousine.
Am nächsten Morgen ging Tate mit einem kribbelnden Gefühl im Magen zur Arbeit. Nicht, weil ihr erster Buchladen in der sterblichen Welt morgen eröffnen sollte. Nicht, weil sie einen seltsamen Geruch in der Küche wahrgenommen hatte, als sie sich morgens eine Tasse Kaffee gekocht hatte. Nicht, weil Amy nun mit einer Beule am Kopf herumlief und allen verkündete, dass die liebe nette Tate ihr einen Schuh an den Kopf geworfen hatte. Und nicht, weil sie sich doch ein Kleid geborgt hatte, obwohl es dafür eigentlich zu kalt war. Sondern weil die Chance bestand, dass N. Cole in ihren Laden kommen würde. Als sie die Tür aufschloss, erklang das kleine Türglöckchen. Ein Geschenk ihrer Tante Tabea. Zufrieden schaute sie sich einmal um. Die Regale waren mittlerweile alle befüllt. Da sie alles per Hand erledigt hatte, dauerte die Arbeit ganze drei Tage und zwei Nächte. Um genau zu sein, war die letzte Nacht die erste seit Langem gewesen, in der sie ein wenig Schlaf abbekommen hatte. In ihrem Kopf spukten Tausende Gedanken herum. Sollte sie heute vielleicht zu Hause bleiben? Was passierte, wenn er nicht kam? Was passierte, wenn er kam? Würde sie zu nervös sein, um mit ihm zu reden? Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann musste Tate sich eingestehen, dass sie nicht nur schüchtern war. Nein, sie hatte auch keine Erfahrung mehr mit Männern. Ihr letztes Date lag etwa achtzig Jahre zurück. Sie hatte einen netten Dschinn kennengelernt. Doch er verstand nicht, dass sie so viel Zeit in der sterblichen Welt verbrachte oder oftmals auf ihre Zauberkräfte verzichtete. Also hatte Tate das Ganze beendet und als Dankeschön hatte er ihr eine fiese Grippe verpasst. Danach hatte sie die Nase von Männern voll gehabt. Ihren Schwestern und Cousinen war es auch nicht anders ergangen. Doch die Reaktion, die sie bei seinem Anblick verspürte, verunsicherte sie. Ihr fielen noch einige Bücher auf, die auf dem Tisch in der gemütlichen Leseecke lagen. Als sie die Bücher in die Regale einräumte, entspannte sie sich ein wenig. Warum sollte sie zaubern, wenn es so einen Spaß machte, die Bücher in Händen zu halten und an den richtigen Platz zu räumen?
Nate stand einige Minuten vor dem Laden mit dem seltsamen Namen Books Becharm .
Bücher verzaubern, wer kam denn auf solch einen Namen? Und warum genau war er eigentlich noch mal hierhergekommen? Als er durch das Schaufenster ins Innere sah, bemerkte er sogleich die Blondine vom letzten Abend. Sie wippte leicht mit den Hüften, so als würde sie einer Melodie folgen. Sie trug ein grünes Kleid, das ihre Kurven vorteilhaft zur Geltung brachten. Ja richtig, wegen ihr. So, als würde Tate seinen Blick spüren, zumindest stand der Name auf der Karte, drehte sie sich um. Anscheinend musste sie sich erschreckt haben, denn ihre Hand wanderte zu ihrem Herzen. Mit einem leicht unsicheren Lächeln auf den Lippen ging sie zur Tür und öffnete.
„Mr. Cole, oh Verzeihung, ich meine Mr. Connely. Schön, sie wieder zu sehen, “ sagte Tate bemüht fröhlich. Und wieder schaute der Mann sie mit diesem intensiven Blick an. Um ihre Hände zu beschäftigen, ging sie zu einem Regal neben der Tür und ordnete die Bücher neu, als er eintrat und nichts sagte. Nate schaute sich derweil um. Der Laden sah innen viel größer aus, als es von außen den Anschein machte. Als Tate die Stille nicht mehr ertrug, fragte sie: „Sagen sie, was macht ein solch erfolgreicher Autor in unserer kleinen Stadt?“ Zu spät bemerkte sie, dass ihre Frage ihm vielleicht unhöflich vorkommen könnte. Doch Nate wanderte weiter durch den Laden und blieb letztendlich vor der Sitzecke stehen.
„Eigentlich müsste ich jetzt in Kanada für eine Signierstunde sein. Doch schon seit einem Jahr überkommt mich das Gefühl, dass ich mal wieder meine Heimat besuchen sollte.“ Seinem Tonfall zufolge schien ihm das sehr seltsam zu sein.
„Sie kommen aus Bridgetown?“ Fragte Tate.
„Ja, als Kind sind mein Bruder und ich mit meinen Eltern weggezogen. Doch meine Großtante lebt noch immer hier und ab und an komm ich sie besuchen. Sie hat mich auch gestern zur Party eingeladen, damit ich mal wieder unter Leute komme und mich nicht mehr in meinem Schreibzimmer verschließe.“ In Tates Gehirn ratterte es. Seine Großtante? Konnte das sein?
„Wer genau ist
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