Zauberhafte Freundschaft
schaute sie erwartungsvoll an. „Was ist heute unsere Aufgabe, hast du eine Nachricht bekommen, wem wir helfen sollen?“, fragte er. Laura kickte ein Steinchen weg und schaute ihm hinterher.
„Nein, es war keine Nachricht da. Wir haben heute nichts zu tun“, sagte sie. Dabei konnte sie Sternenschweif nicht in die Augen sehen. Sie fühlte sich ganz schrecklich, dass sie Sternenschweif nicht die Wahrheit sagte. Sie hatte ihn noch nie anlügen müssen, aber heute hatte sie einfach nicht mehr die Kraft dazu, ihre Aufgabe als Hüterin zu erfüllen.
„Oh, na gut“, meinte Sternenschweif enttäuscht. Für ihn war es das Größte, das Einhorn einer Hüterin zu sein, und er liebte es, Laura bei ihrer Aufgabe zu unterstützen.
„Es tut mir leid, Sternenschweif. Ich bin irgendwie so müde heute. Macht es dir etwas aus, wenn ich dich gleich wieder zurückverwandle? Ich habe noch so viele Hausaufgaben zu erledigen.“ Das war nicht ganz wahr, aber Laura fürchtete, dass Sternenschweif noch weitere Fragen stellen würde, und sie wollte ihn nicht noch mehr anschwindeln müssen.
„Nein, Laura, das macht mir nichts aus. Wenn du müde bist, dann verstehe ich das.“
Laura sprach schnell den Verwandlungszauber, und Sternenschweif stand wieder als kleines graues Pony vor ihr. Sie lächelte entschuldigend und lief zum Haus zurück.
Es ist nur eine kleine Notlüge, redete sie sich ein. Trotzdem konnte sie den Kloß in ihrem Hals deutlich spüren. Sie hatte ihren besten Freund angelogen, und das war ein schlimmes Gefühl.
5
Auch in den nächsten beiden Tagen hatte Laura keine Lust und Kraft, ihre Aufgaben als Hüterin zu erfüllen. Obwohl das Leuchten immer noch von der Kiste ausging und sie an ihre Pflicht erinnerte. Nachts musste sie mit dem Rücken zur Kommode schlafen, da das Leuchten sogar durch die Ritzen der fest verschlossenen Kommodentür zu sehen war. Es war zwar immer schwächer geworden, reichte aber noch dazu aus, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen.
Laura verbrachte viel Zeit damit, die Dekoration für den Tanzabend vorzubereiten. Und um Sternenschweifs Fragen zu entgehen, hatte sie es vermieden, ihn in ein Einhorn zu verwandeln. In der wenigen Zeit, die sie mit ihm verbrachte, übten sie für das Reitfest. Sternenschweif schien zu spüren, dass etwas nicht stimmte. Er bat sie nicht, dass sie ihn verwandeln sollte, denn er wollte Laura Zeit geben, ihre Gedanken zu ordnen und Klarheit über die Situation zu bekommen. Doch seine traurigen Augen verrieten, dass es auch für ihn nicht einfach war.
Das kann ich ihm nicht länger antun, dachte Laura, als sie am Nachmittag in ihrem Zimmer am Fenster stand und auf seine Koppel blickte. Ich muss mit ihm reden, jetzt gleich, beschloss sie. Gemeinsam ritten sie zur geheimen Lichtung, wo Laura Sternenschweif in ein Einhorn verwandelte.
Es herrschte eine komische Stimmung zwischen ihnen. „Hallo, Laura“, sagte Sternenschweif. Seine Stimme klang traurig, und seine Augen hatten ihren strahlenden Glanz verloren. Lauras Herz krampfte sich zusammen, sie brachte kein Wort heraus.
„Wie es aussieht, möchtest du keine Hüterin mehr sein“, sagte er schließlich in die unerträgliche Stille hinein. „Dann sollten wir uns besser beide damit abfinden und Sidra informieren“, fuhr er mit rauer Stimme fort. „So kann ein anderer Einhornfreund Hüter werden und deine Aufgaben übernehmen.“
Laura schossen die Tränen in die Augen. Es tat ihr weh, Sternenschweif so zu sehen. Dazu kam noch das Gefühl, bei ihrer Aufgabe versagt zu haben. Sie wischte tapfer die Tränen weg und räusperte sich.
„Du hast recht, Sternenschweif. Es wäre besser, Sidra zu informieren.“
Sidra war eine der Einhornältesten, die von Arkadia aus über die Einhörner auf der Erde wachten. Sie hatte Sternenschweif und Laura schon früher besucht. Damals, als Laura gerade Hüterin geworden war und keine Ahnung gehabt hatte, was sie mit den Gegenständen aus der Kiste machen sollte, hatte Sidra ihr weitergeholfen. Und sie hatte die beiden zu dem Treffen der Hüter geschickt, auf dem Laura viel gelernt hatte. Doch Sidra war immer von sich aus zu Laura und Sternenschweif gekommen. Laura fragte sich, wie sie Sidra bloß rufen konnten.
Sternenschweif schien ihre Gedanken erraten zu haben. „Ich habe eine neue magische Fähigkeit entdeckt. Ich habe herausgefunden, wie ich mithilfe des Rosenquarzes mit Sidra reden kann“, sagte er.
„Und du hast mir nichts davon erzählt?“, fragte Laura
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