Zauberin von Darshiva
der Murgos ein Bündnis planen?«
Javelin begann hin und her zu gehen. »Es ist sehr schwierig zu schlie-
ßen, was Zakath in irgendeiner bestimmten Situation tun wird«, sagte er nachdenklich. »Viel hängt davon ab, wie ernst seine Probleme im eigenen Land sind. Aber ein Pakt zwischen den Murgos und dem Westen würde auf jeden Fall eine ernsthafte Bedrohung für Mallorea darstellen. Es wür-de ihm kaum etwas anderes übrigbleiben, als sofort nach Cthol Murgos zurückzukehren und eine Großoffensive zu beginnen, um die Murgos zu besiegen, ehe unsere Truppen ihnen beistehen können.«
»Uns mit den Murgos verbünden?« rief Hettar. »Niemals!«
»Niemand spricht von einem wirklichen Pakt, Lord Hettar«, warf Kail ein, der Sohn des Rivanischen Hüters. »Wir wollen Zakath nur lange genug ablenken, daß Belgarion an ihm vorbeischlüpfen kann. Die Unterhandlungen können sich endlos dahinziehen und schließlich zu keinem Ergebnis führen.«
»Oh!« murmelte Hettar und wirkte ein wenig verlegen. »Das ist natürlich etwas anderes.«
»Also gut«, fuhr Varana fort. »Vielleicht gelingt es uns, Zakath tatsächlich in dem Glauben zu wiegen, daß wir mit Urgit ein Bündnis schließen –
wenn wir es richtig anstellen. Javelin, laßt von Euren Leuten ein paar malloreanische Agenten im Drojimpalast töten – aber natürlich nicht alle! –
gerade genug, um Mal Zeth zu überzeugen, daß es sich um ein ernsthaftes diplomatisches Unternehmen handelt.«
»Ich verstehe vollkommen, Eure Majestät.« Javelin lächelte. »Ich habe dazu genau den richtigen Mann – einen erst kürzlich rekrutierten nyissanischen Assassinen namens Issus.«
»Gut. Ein mögliches Bündnis erfüllt denselben Zweck wie ein wirkliches. Wir können Zakath ablenken, ohne einen einzigen Mann zu verlieren – außer vielleicht diesen Issus.«
»Macht Euch seinetwegen keine Sorgen, Eure Majestät«, beruhigte ihn Javelin. »Dieser Mann ist ein Überlebenskünstler.«
»Ich glaube, wir übersehen etwas«, brummte Anheg. »Ich wollte, Rhodar wäre hier.«
»Ja«, pflichtete ihm Porenn mit tränenschwerer Stimme bei.
»Verzeiht, Porenn.« Anheg nahm vorsichtig ihre zierliche Hand in seine Pranke. »Aber Ihr wißt, was ich meine.«
»Ich habe einen Diplomaten in Rak Urgas«, fuhr Varana fort. »Er kann mit dem Vorschlag an König Urgit herantreten. Wissen wir irgend etwas Brauchbares über den König der Murgos?«
»Ja«, sagte Porenn fest. »Er wird ein offenes Ohr für den Vorschlag haben.«
»Woher wißt Ihr das, Eure Majestät?«
Porenn zögerte. »Das würde ich lieber nicht sagen«, entgegnete sie mit einem raschen Blick auf Javelin. »Ich kann Euch nur bitten, mir zu glauben.«
»Selbstverständlich«, versicherte ihr Varana.
Vella stand auf. Sie ging zum Fenster, und das Rauschen ihres Satingewandes füllte die Ratskammer. »Ihr Leute aus dem Westen wollt die Dinge immer noch komplizieren!« kritisierte sie. »Zakath ist euer Problem.
Schickt jemand mit einem scharfen Dolch nach Mal Zeth!«
»Ihr hättet ein Mann sein sollen, Vella«, sagte Anheg lachend.
Sie drehte sich um und blickte ihn mit funkelnden Augen an. »Meint Ihr das wirklich?«
»Nun«, er zögerte, »vielleicht nicht.«
Sie lehnte sich müde an den Fenstersims. »Ich wollte, mein Gaukler wä-
re hier, mich zu unterhalten«, sagte sie. »Von Politik bekomme ich immer Kopfweh.« Sie seufzte. »Ich frage mich, was wohl aus ihm geworden ist.«
Porenn lächelte und beobachtete das Mädchen eindringlich, als ihr ein-fiel, was sie gesehen hatte, als sie der Nadrakerin am ersten Tag in Boktor in die Augen geblickt hatte. »Wärt Ihr schrecklich enttäuscht, wenn Ihr erfahren würdet, daß Euer Gaukler gar nicht das war, was er zu sein schien?« fragte sie. »Belgarath erwähnte ihn in seinem Brief.«
Vella blickte sie scharf an.
»Belgarath kannte ihn«, fuhr Porenn fort. »Es war Beldin.«
Vellas Augen weiteten sich. »Der bucklige Zauberer?« rief sie. »Der fliegen kann?«
Porenn nickte.
Vella sagte so allerlei, was keiner vornehmen Dame über die Lippen kommen würde. Selbst König Anheg erblaßte ein wenig bei der Wahl ihrer Worte. Dann zog sie einen Dolch und ging auf Yarblek zu, während ihr Atem zischend aus dem Mund kam. Mandorallen in seiner Stahlrü-
stung stellte sich zwischen sie und den Nadraker, und Hettar sowie Barak faßten sie von hinten und entwanden ihr den Dolch.
»Du Idiot!« brüllte sie den erschrockenen Yarblek an. »Du unverbesser-licher
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