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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wieder ignorierte er sie einfach. Seine Grausamkeit war vollkommen unpersönlich. Er versuchte nicht einmal, ihre Zuneigung zu gewinnen. Er sprach nie mit ihr. Sie war zu seiner Nutzung da, wenn er das Bedürfnis nach ihr hatte. Wenn sie Schwierigkeiten machte, durch Widerstand oder Flehen, schlug er sie. Es waren beiläufige Hiebe mit der offenen Hand. Sie wirkten mühelos, was ihr klarmachte, dass er wesentlich härter zuschlagen konnte, wenn er ihr weh tun wollte. Ein Schlag lockerte zwei ihrer Zähne, und ihr Ohr dröhnte noch Stunden danach. Aber der Mangel an Bösartigkeit, mit der er sie züchtigte, war noch furchteinflößender als die Schläge selbst. Ob er ihr weh tat, interessierte ihn nicht.
    Irgendwann am Anfang ihrer Gefangenschaft hatte sie noch Rachepläne geschmiedet. Sie hatte den Raum durchstöbert und nach irgendetwas gesucht, das als Waffe dienen könnte. Der Mann war nicht gerade vertrauensselig: Seine Truhen und Schränke waren verschlossen. Aber sie fand auf seinem Tisch Karten, die ihren Verdacht bestätigten. Sie erkannte ein Karte des Hafens von Bingtown und eine andere, die die Mündung des Regenwild-Flusses zeigte. Wie bei allen Landkarten, die sie davon gesehen hatte, klafften auch auf dieser große weiße Flecken. Es standen auch Buchstaben dort, aber sie konnte die chalcedanische Sprache nicht lesen. In den Dokumenten wurden Geldsummen erwähnt und die Namen zweier hochrangiger jamaillianischer Adliger. Es waren vielleicht Informationen über Bestechungsgelder, aber es konnten auch genauso gut Frachtbriefe sein. Sie legte alles genauso wieder hin, wie sie es vorgefunden hatte. Entweder hatte sie es nicht richtig gemacht, oder er schlug sie in dieser Nacht aus einem anderen Grund. Jedenfalls trieb ihr das jeden Gedanken an Widerstand oder Rache aus. Sie dachte nicht einmal mehr daran zu überleben. Ihr Verstand zog sich zurück und überließ es ihrem Körper, allein zu funktionieren.
    Nach einer Weile lernte sie, die Reste seiner Mahlzeiten zu essen. Er aß nicht oft in seiner Kabine, aber andere Nahrungsmittel oder Getränke gab er ihr auch nicht. Sie hatte keine heile Kleidung mehr, also verbrachte sie die meiste Zeit in einer Ecke seines Bettes. Sie dachte auch nicht mehr länger nach. Wenn sie versuchte, ihrer Verwirrung zu entkommen, stieß sie nur auf hässliche Alternativen. Und alle versetzten sie in Furcht. Vielleicht tötete er sie heute. Oder er warf sie seiner Mannschaft vor. Er könnte sie auch für immer in dieser Kajüte behalten. Das Schlimmste wäre, wenn er sie dem Satrapen zurückgab: Ein zerbrochenes Spielzeug, das ihn nicht mehr amüsierte. Vielleicht würde er sie schwängern. Und dann? Die Gegenwart, die sie erdulden musste, zerstörte unwiederbringlich all ihre Zukunftspläne, die sie geschmiedet hatte. Sie würde nicht nachdenken.
    Manchmal starrte sie aus dem Fenster. Dort gab es nicht viel zu sehen. Wasser. Inseln. Vögel, die vorbeiflogen. Die kleineren Schiffe, die sie begleiteten. Manchmal verschwanden diese Schiffe eine Weile und stießen dann einen Tag später wieder zu ihnen. Dann wiesen sie oft Spuren von Kämpfen auf, verbranntes Holz oder zerfetzte Segel oder angekettete Männer an Deck. Sie überfielen die kleinen Siedlungen der Freibeuter in der Inneren Passage, wenn sie sie entdeckten. Sie plünderten und machten die Gefangenen zu Sklaven.
    Irgendwann würden sie nach Bingtown kommen. Dieser Gedanke war für Serilla wie ein Lichtstreif am Horizont. Wenn sie in Bingtown irgendwie entkommen konnte, wenn sie an Land kam, würde sie verbergen können, wer sie war und was ihr widerfahren war. Das war ihr sehr wichtig. Ihr Verstand schreckte davor zurück, so weiterleben zu müssen. Sie konnte nicht mehr länger Serilla sein. Serilla war eine weiche und verwöhnte Akademikerin, eine liebevoll erzogene Gelehrte, ein Höfling, eine Frau der Worte und Gedanken. Sie verachtete Serilla. Serilla war zu schwach, um gegen diesen Mann anzukämpfen. Serilla war zu närrisch gewesen, um das Angebot des Satrapen anzunehmen und mit ihm zu schlafen – statt mit dem Chalcedaner. Serilla war zu feige, sich zu überlegen, wie sie den Kapitän töten oder wenigstens sich selbst umbringen konnte. Obwohl sie wusste, dass Bingtown ihre letzte Hoffnung war, konnte sie sich nicht genug konzentrieren, um einen Fluchtplan zu schmieden. Einige lebenswichtige Bereiche in ihr waren wenn schon nicht zerstört, so doch lahm gelegt worden. Sie löste sich von Serilla und verachtete

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