Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Sie würde nicht zu dem werden, was Cosgo aus ihr hatte machen wollen. Dafür war sie zu stark.
Unvermittelt ließ sie die Decke fallen. Nackt ging sie zu einem Schrank und riss die Türen weit auf. Sie fühlte seinen Blick auf sich und genoss es, dass es sie nicht mehr kümmerte. Sie zog seine Kleidungsstücke eins nach dem anderen heraus, musterte sie kurz und ließ sie dann achtlos fallen. Sie suchte etwas Sauberes, das sie anziehen konnte. Die meisten Kleidungsstücke stanken nach dem Qualm seiner Lustkräuter oder seinem Parfüm, aber schließlich fand sie eine weite weiße Hose und ein rotes Seidenhemd. Die Hose war ihr zu groß, aber sie band sie mit einem feinen schwarzen Schal zusammen. Eine bestickte Weste bedeckte ihre Brüste noch angemessener. Sie nahm eine Haarbürste, säuberte sie von seinen Strähnen und brachte ihre eigenen schmutzigen Locken in Ordnung. Sie riss die Bürste durch ihr Haar, als könnte sie so die Berührung des Chalcedaners loswerden. Cosgo beobachtete sie verblüfft.
»Ich habe nach dir geschickt«, meinte er schwach. »Nachdem Kekki krank geworden ist. Seitdem kümmert sich keiner mehr um mich. Wir hatten so viel Spaß, bevor die Krankheit grassierte. Alle wurden krank, und es ging so schnell. Lord Durden ist in der Nacht nach unserem Kartenspiel gestorben. Dann wurden die anderen krank.« Er senkte die Stimme. »Vermutlich ist es Gift. Keiner von der Mannschaft ist krank geworden. Nur ich und diejenigen, die mir gegenüber loyal waren. Und darüber hinaus scheint es den Kapitän nicht zu kümmern. Sie schicken mir zwar Diener, aber viele von ihnen sind ebenfalls krank, und die übrigen sind Narren. Ich habe jede Medizin versucht, aber keine lindert den Schmerz. Bitte, Serilla, lass mich nicht sterben. Ich will nicht wie Lord Durden über Bord geworfen werden.«
Sie flocht sich das Haar zu einem Zopf, musterte sich im Spiegel und drehte den Kopf hin und her. Ihre Haut war gelblich geworden. Auf der einen Seite ihres Gesichts gingen die Schwellungen allmählich zurück. In einem ihrer Nasenlöcher war noch getrocknetes Blut. Sie hob eines seiner Hemden vom Boden auf und putzte sich die Nase. Dann sah sie den Blick ihres Spiegelbildes. Sie erkannte sich selbst nicht mehr. Es schien ein verängstigtes, wütendes Tier hinter diesen Augen zu lauern. Du bist gefährlich geworden, dachte sie. Das ist der Unterschied. Sie warf dem Satrapen einen Blick zu. »Warum sollte mich das kümmern? Ihr habt mich ihm vorgeworfen, wie man einem Köter einen abgenagten Knochen vorwirft. Und jetzt erwartet Ihr allen Ernstes, dass ich mich um Euch kümmere?« Sie drehte sich um und sah ihn an. »Ich hoffe, Ihr verreckt!« Sie sprach die Worte deutlich aus, damit er verstand, dass sie es ernst meinte.
»Das kannst du nicht wollen!«, jammerte er. »Ich bin der Satrap. Wenn ich sterbe, ohne Erben, dann wird Jamaillia im Chaos versinken. Der Perlenthron ist seit siebzehn Generationen nicht mehr unbesetzt gewesen!«
»Jetzt ist er es«, erwiderte sie liebenswürdig. »Und so wie die Adligen jetzt zurechtkommen, werden sie es auch tun, wenn Ihr tot seid. Vielleicht merken sie es nicht einmal.«
Sie ging zu seinen Schmuckkästen. Die besten Stücke befanden sich sicher in denen, die am festesten verschlossen waren. Beiläufig hob sie eine prächtig verzierte Dose über den Kopf und schmetterte sie auf den Boden. Der dicke Teppich machte ihren Plan jedoch zunichte. Sie würde sich nicht demütigen, indem sie es noch einmal versuchte. Stattdessen gab sie sich mit Gold und Silber zufrieden. Sie öffnete die Fächer einer anderen Kiste und suchte sich Ohrringe und ein Halsband aus. Er hatte sie weggeschickt, als wäre sie eine Hure, die er besaß. Für das, was er ihr angetan hatte, würde er bezahlen, und zwar auf vielfache Weise. Was sie jetzt nahm, war vielleicht ihr einziger Besitz, wenn sie ihn in Bingtown verließ. Sie steckte sich Ringe an alle Finger, und schlang sich eine schwere Goldkette um die Knöchel. Noch nie hatte sie solchen Schmuck getragen. Es ist fast wie eine Rüstung, dachte sie. Jetzt trug sie ihren Wert am Körper statt darin.
»Was willst du von mir?«, fragte er gebieterisch. Er versuchte sich aufzusetzen und sank mit einem Stöhnen zurück. Seine Stimme klang überhaupt nicht mehr befehlend, als er jammerte: »Warum behandelst du mich so hässlich?«
Sein Unglauben schien so aufrichtig, dass sie unwillkürlich antwortete: »Ihr habt mich einem Mann ausgeliefert, der mich immer
Weitere Kostenlose Bücher