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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hatte nicht geantwortet. Doch der weißen Seeschlange, die an ihrer Seite gebettelt hatte, hatte sie Fleisch gegeben. Maulkin hatte sich von ihr abgewandt, verkündet, sie könne nicht Die, die sich erinnert, sein, und gesagt, er wolle ihr nicht länger folgen. Doch seitdem war in allen Gezeiten ihr Duft präsent gewesen. Sie mochte außer Sicht sein, aber Shreeva wusste, dass sie nicht weit entfernt war. Maulkin folgte ihr immer noch, und sie folgten noch immer ihm.
    Maulkin stöhnte und rührte sich in ihrer Umklammerung. »Ich fürchte, es ist das letzte Mal, dass einer von uns diese Reise als etwas anderes als ein bloßes Vieh unternimmt.«
    »Was meinst du damit?«, wollte Sessurea wissen. Er drehte sich umständlich herum, bis sich ihre Augen gegenüberlagen. Er hatte selbst viele Verletzungen davongetragen, aber keine war wirklich gefährlich. Eine tiefe Wunde an einer seiner Giftdrüsen unmittelbar hinter seinem Kiefergelenk war die schlimmste. Wäre der Biss tiefer gegangen, hätten seine eigenen Gifte ihn getötet. Das Knäuel hatte Glück gehabt, dass es noch existierte.
    »Sucht eure Erinnerungen ab«, befahl Maulkin tonlos. »Durchforstet nicht nur die Gezeiten und die Tage, sondern die Jahreszeiten und die Jahre, Jahrzehnte auf Jahrzehnte. Wir waren schon einmal hier, Sessurea. Alle Knäuel sind ausgeschwärmt und in diese Gewässer gewandert, und zwar nicht nur einmal, sondern unzählige Male. Wir sind hergekommen, um die zu suchen, die sich erinnern, die wenigen, denen die gesamten Erinnerungen unserer Art anvertraut worden sind. Das Versprechen war eindeutig. Wir sollten uns versammeln. Wir würden unsere Geschichte zurückbekommen, und wir würden an einen sicheren Ort gelangen, an dem wir unsere Transformation vollziehen könnten. Dort würden wir wiedergeboren werden. Trotzdem wurden wir immer und immer wieder enttäuscht. Zyklus auf Zyklus sind wir ausgeschwärmt und haben gewartet. Ebenso oft haben wir unsere Hoffnungen begraben, unseren Zweck vergessen und sind schließlich wieder in die südlichen Gewässer zurückgeschwommen. Und jedes Mal haben die von uns, die noch über eine Hand voll Erinnerungen verfügten, gesagt: ›Vielleicht haben wir uns geirrt. Vielleicht war das nicht die Zeit, nicht die richtige Jahreszeit, und die Erneuerung kommt erst nächstes Jahr.‹ Aber so war es nicht. Wir haben uns nicht geirrt. Diejenigen, die uns treffen sollten, haben versagt. Sie sind nicht gekommen. Damals nicht, und vielleicht kommen sie auch diesmal nicht.«
    Maulkin verstummte. Shreeva sicherte ihn immer noch gegen den Strom des Wassers. Es gab keinen wohltuenden Schlamm, in den man sich hätte verkriechen können, nur grobes Seegras, Steine und Felsbrocken. Sie hätten sich einen besseren Platz zum Rasten aussuchen sollen. Doch bis Maulkin wieder geheilt war, wollte sie nicht reisen. Außerdem, wohin sollten sie sich wenden? Sie waren in dieser Strömung voller merkwürdiger Salze auf und ab geschwommen, und sie hatte den Glauben daran verloren, dass Maulkin wusste, wohin er sie führte. Und wenn sie sich selbst überlassen waren, wohin sollten sie gehen? Die Frage schien sie plötzlich niederzudrücken, und sie wollte einfach nicht darüber nachdenken.
    Sie reinigte die Linse ihrer Augen und sah dann an ihrem Körper entlang, der mit denen der anderen verschlungen war. Das Rot ihrer Schuppen war hell und strahlend, aber vielleicht wirkte das auch nur im Vergleich zu Maulkins trüber Haut so. Seine falschen, goldenen Augen schimmerten blassbraun. Die eiternden Bisswunden entstellten sie. Er brauchte Futter, Wachstum und eine neue Haut. Dann würde er sich wieder besser fühlen. Sie alle würden sich dann besser fühlen. Shreeva äußerte diesen Gedanken laut. »Wir müssen fressen. Wir sind alle ganz schwach vor Hunger. Meine Giftsäcke sind beinahe leer. Vielleicht sollten wir nach Süden gehen, wo es mehr Nahrung gibt und das Wasser warm ist.«
    Maulkin drehte sich in ihrer Umschlingung herum und sah sie an. Seine großen Augen verfärbten sich kupfern vor Sorge. »Du verschwendest zu viel von deiner Kraft an mich, Shreeva«, tadelte er sie. Sie spürte, wie viel Mühe es ihn kostete, seine Mähne freizuschütteln und sie aufzurichten. Ein zweiter Ruck löste eine schwache Wolke seines Giftes aus. Es reizte und weckte sie, erneuerte ihre Bewusstheit. Sessurea beugte sich dichter zu ihnen heran und umwickelte sie mit seinem längeren Körper. Er nahm Maulkins Gifte in sich auf, sog sie mit

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