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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Erinnerungen für deine an. Hätte Draquius seine Verwandlung überlebt, hätte er seine Hülle verzehrt und so alle Erinnerungen wieder in sich aufgenommen. Das konnte er nicht. Also nehmt sie für euch in Besitz. Rettet die Erinnerungen von jemandem, der gestorben ist, bevor er seinen eigenen Namen über den Himmel trompeten konnte. Erinnert Draquius.«
    Maulkin klappte die Lider vor seine großen, kupferfarbenen Augen. »Es wird ein armseliges Gedenken, Draquius. Wir wissen selbst nicht, wie wir uns am Leben erhalten sollen.«
    »Dann nehmt mein Leben und zieht Kraft und Sinn daraus.« Er ließ Maulkin los und verschränkte seine dünnen Ärmchen vor seiner schmalen Brust. »Befreit mich.«
    Schließlich folgten sie ihm. Sie zerfetzten und zerstückelten ihn, zerschlugen ihn in kleine Brocken. Erschreckt bemerkten sie, dass ein Teil seines Körpers nur aus toten Holzstücken bestand. Aber alles, was silbrig war und nach Erinnerungen roch, nahmen und verzehrten sie. Maulkin aß den Teil, der wie ein Kopf und Oberkörper geformt war. Shreeva glaubte nicht, dass Draquius litt, denn er schrie nicht auf. Maulkin bestand darauf, dass alle an den Erinnerungen des Draquius teilhatten. Selbst die wilden Seeschlangen wurden dazu ermuntert mitzuessen.
    Die silbrigen Fäden seiner Erinnerungen waren schon lange getrocknet und hart geworden. Doch als Shreeva ein Stück davon in ihr Maul nahm, stellte sie überrascht fest, dass es weich wurde und schmolz. Als sie es herunterschluckte, erstrahlten Erinnerungen hell in ihrem Kopf. Es war fast so, als schwämme sie von trübem Wasser in klares. Schwache Bilder einer anderen Zeit schossen ihr durch den Kopf, schimmernd voller Farben und genau bis in alle Einzelheiten. Sie klappte ekstatisch die Lider vor ihre Augen und träumte vom Wind unter ihren Schwingen.

2. Der Stapellauf des Paragon

    Die Flut würde kurz nach Sonnenaufgang einsetzen, sodass die letzten Arbeiten in aller Hast im Licht von Laternen erledigt wurden. Brashen marschierte die ganze Nacht fluchend über die Baustelle. Man hatte den Paragon auf die Seite gelegt und so weit ans Wasser gezogen, wie Brashen es riskieren konnte, ohne das Holz einer zu großen Belastung auszusetzen. Mit Flaschenzügen und Streben im Rumpf hatte man das Schiff noch weiter aufgerichtet. Einige Stellen waren vorläufig kalfatert worden, aber nur behutsam. Die Planken sollten sich bewegen können, wenn das Wasser den Rumpf anhob. Ein Schiff musste biegsam bleiben, wenn es dem Ansturm der Wellen und des Wassers gewachsen sein wollte, erklärte Brashen. Man musste dem Paragon genug Freiheit lassen, seinen Rumpf an das Wasser anzupassen. Jetzt lag sein Kiel frei. Brashen hatte ihn mit einem Hammer abgeklopft. Das Material klang solide. Das sollte es auch, denn der Kiel bestand aus silbergrauem Hexenholz, das so hart war wie Stein. Dennoch mochte Brashen nicht einfach darauf vertrauen, dass etwas war, wie es sein sollte. Seine Erfahrung mit Schiffen sagte ihm, dass genau mit diesen Dingen etwas schief ging.
    Brashen plagten ohnehin gewaltige Bedenken, das Schiff wieder flottzumachen. Er vermutete, dass der Paragon wie ein Sieb lecken würde, bis seine Planken wieder aufquollen. Alte Verbindungsstücke und Balken hatten jahrelang in einer einzigen Position gelegen. Sie konnten brechen oder splittern, wenn sie jetzt den Beanspruchungen ausgesetzt wurden, denen ein Schiff standhalten musste, wenn es schwamm. Alles Mögliche konnte passieren. Brashen wünschte sich sehnlichst, dass sie über ein größeres Budget verfügen würden, eines, das ihnen erlaubt hätte, erfahrene Schiffbauer und Arbeiter anzustellen, die diese Phase der Bergung überwachten. Doch so wie die Dinge lagen, musste er sich allein auf die Kenntnisse verlassen, die er im Laufe der Jahre gesammelt hatte, und auf die Arbeit von Männern, die zu dieser Stunde normalerweise betrunken irgendwo in einer Kneipenecke lagen und schliefen. Es war alles andere als beruhigend.
    Doch den größten Anlass zur Sorge gab ihm Paragons Verhalten. Es hatte sich im Lauf der Arbeiten nur wenig verändert. Das Schiff sprach zwar mit ihnen, aber seine Stimmungen schwankten extrem. Unglücklicherweise schienen seine Gefühle vor allem von finsteren Launen beherrscht zu sein. Paragon war entweder wütend oder trübselig, jammerte kläglich oder geiferte erregt. In den Pausen versank er in Selbstmitleid und Melancholie. Brashen wünschte, das Schiff wäre tatsächlich ein Junge, dann hätte er es

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