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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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war.
    Was die Chalcedeaner zurückgelassen haben mochten, hatten sich vermutlich ihre Nachbarn unter den Nagel gerissen. Sollte er doch durch das geplünderte Haus schleichen. Sicher würde er bald wieder gehen. Nichts in dem Haus war es wert, dass sie ihr Leben riskierte. Wenn sie ihn stellte, könnte sie verletzt werden. Sie redete sich ein, dass hier nichts zu gewinnen war.
    Trotzdem umklammerte sie den Knüppel fester, der mittlerweile ihr ständiger Begleiter geworden war, während sie sich der Eingangstür ihres ehemaligen Familienanwesens näherte.
    Sie schlich lautlos die mit Unrat und Laub übersäten Stufen hinauf und glitt durch die Glasscherben. Dann spähte sie um die Tür herum, aber der Eindringling war nicht zu sehen. Geräuschlos schlüpfte sie in die Eingangshalle. Dort blieb sie stehen und lauschte. Sie hörte, wie innen im Haus eine Tür geöffnet wurde. Dieser Übeltäter schien zu wissen, wohin er ging.
    Kannte sie ihn vielleicht? Wenn ja, wollte er ihr vielleicht gar nichts Böses? Das hielt sie für unwahrscheinlich. Alten Freunden und Partnern traute sie nicht mehr besonders. Genauso wenig konnte sie sich vorstellen, dass jemand erwartete, sie sei zu Hause.
    Schon vor Wochen, am Tag nach dem Sommerball, war sie aus Bingtown geflohen. In der Nacht zuvor war die Spannung wegen der chalcedeanischen Söldner im Hafen plötzlich explodiert. Auf dem Ball hatten sich Gerüchte wie ein Lauffeuer verbreitet, dass die Chalcedeaner eine Landung planten, während die Alten Händler mit ihren Festlichkeiten beschäftigt waren. Man munkelte, dass dies eine List der Neuen Händler wäre, die versuchten, den Satrapen als Geisel zu nehmen und Bingtown zu überrumpeln. Diese Gerüchte genügten, um die Lunten zu entzünden und einen Aufruhr zu entfachen. Die Alten und Neuen Händler hatten gegeneinander und gegen die chalcedeanischen Söldner im Hafen gekämpft. Schiffe wurden angegriffen und in Brand gesteckt. Selbst die Zollpier, das Symbol der Autorität des Satrapen, ging in Flammen auf. Aber diesmal breitete sich das Feuer auch in der Stadt aus. Wütende Neue Händler zündeten die exklusiven Läden in der Regenwildstraße an. Im Gegenzug wurden die Lagerhäuser der Neuen Händler in Brand gesetzt, und schließlich legte jemand in der Halle der Bingtown-Händler Feuer.
    Mittlerweile tobte der Kampf im Hafen weiter. Die chalcedeanischen Galeonen, die als jamaillianische Patrouillenboote getarnt waren, und die chalcedeanischen Galeeren, die als Begleitschutz des Satrapen gekommen waren, riegelten den Hafen ab. Dazwischen steckten die Lebens- und Handelsschiffe der Bingtowner sowie die größeren Fischereischiffe der Drei-Schiffe-Immigranten in der Falle. Schließlich sollten die Angriffe der kleineren Fischerboote des Drei-Schiffe-Volkes das Blatt wenden. Im Dunkeln konnten sich die kleinen Boote an die großen Segler der Chalcedeaner heranpirschen. Plötzlich flogen Töpfe mit brennendem Öl und Pech gegen die Rümpfe oder auf die Decks der Kriegsschiffe. Die chalcedeanischen Besatzungen hatten jetzt viel zu viel damit zu tun, die Feuer zu löschen, als dass sie weiter den Hafen hätten blockieren können. Wie Mücken, die Bullen belästigten, hatten die kleinen Boote die großen Schiffe vor der Hafenmündung unaufhörlich angegriffen. Die chalcedeanischen Kämpfer auf den Piers und in Bingtown selbst mussten entsetzt mit ansehen, wie ihre eigenen Schiffe aus dem Hafen vertrieben wurden. Jetzt plötzlich kämpften die abgeschnittenen Invasoren um ihr Leben. Die Schlacht war immer noch in Gang, als die Bingtowner Schiffe die Chalcedeaner aufs offene Meer hinaustrieben und verfolgten.
    Am Morgen waren die Kämpfe allmählich abgeklungen, und eine Sommerbrise wehte Rauch durch die Straßen der Stadt.
    Für kurze Zeit kontrollierten die Bingtowner Händler ihre Stadt wieder selbst. In dieser kurzen Ruhepause hatte Ronica ihre Tochter und ihre Enkelkinder gedrängt, in die Regenwildnis zu fliehen und sich dort in Sicherheit zu bringen. Keffria, Selden und die schwer verletzte Malta hatten auf einem Lebensschiff entkommen können. Ronica war zurückgeblieben. Sie wollte noch einige persönliche Angelegenheiten regeln, bevor sie ihre eigene Zufluchtsstätte aufsuchte. Zum Beispiel musste sie die Familiendokumente in dem geheimen Versteck verstauen, das Ephron schon vor langer Zeit ersonnen hatte. Dann hatten ihre Dienerin Rache und sie hastig Kleidung und Nahrung zusammengesucht und waren zum Ingelhof

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