Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Regenwildfluss breit und tief. Das andere Ufer lag in ständigem Nebel. Der Himmel war blau und wurde auf beiden Seiten von dem mächtigen Regenwildwald gesäumt. Etwas anderes war nicht zu sehen, weder Schiffe auf dem Wasser noch menschliche Siedlungen am Ufer. Als die Strömung sie immer weiter vom Ufer wegtrug, sank auch ihre Hoffnung auf Rettung. Selbst wenn sie ihren kleinen Kahn jetzt noch ans Ufer steuern konnte, würden sie sich hoffnungslos in der Wildnis unterhalb der Stadt verirren.
    Die Ufer des Regenwildflusses bestanden aus Sumpf und Morast. Es war unmöglich, über Land zurück nach Trehaug zu gelangen. Die Planke entglitt ihren tauben Fingern und fiel polternd ins Boot. »Ich denke, wir werden sterben«, teilte sie den anderen leise mit.
    Keffrias Hände schmerzten entsetzlich. Sie biss die Zähne zusammen und zwang sich, erneut die Griffe der Schubkarre zu packen, die die Grabungsarbeiter gerade vollgeschaufelt hatten.
    Als sie sie anhob und ihre Last den Flur hinaufschob, verdoppelte sich dieser Schmerz. Aber sie hieß ihn willkommen.
    Denn sie verdiente ihn. Dieser scharfe Schmerz konnte sie fast von dem Brennen in ihrem Herzen ablenken. Sie hatte sie verloren. Sie hatte ihre jüngsten Kinder beide in einer einzigen Nacht verloren. Sie war ganz und gar allein auf der Welt.
    Solange es ging, hatte sie sich an der Ungewissheit festgeklammert. Malta und Selden waren nicht in Trehaug. Niemand hatte sie seit gestern gesehen. Ein heulender Spielkamerad von Selden hatte schluchzend gestanden, dass er dem Jungen den Weg in die uralte, versunkene Stadt gezeigt hatte. Einen Weg, den die Erwachsenen für gesichert und verschlossen gehalten hatten. Jani Khuprus hatte Keffria gegenüber kein Blatt vor den Mund genommen. Mit kalkweißem Gesicht und schmallippig hatte sie Keffria mitgeteilt, dass der in Frage kommende Zugang aufgegeben worden war, weil Reyn ihn als gefährlich instabil eingestuft hatte. Falls Selden in diese versunkenen Korridore gegangen war, und falls er Malta mitgenommen hatte, waren sie genau in das Gebiet gegangen, das bei einem Erdstoß am wahrscheinlichsten zusammenfallen würde. Seit dem Morgengrauen hatte es zwei heftige Erdbeben gegeben. Keffria wusste nicht mehr, wie viele leichte Beben sie seitdem gespürt hatte. Als sie darum gebeten hatte, die Grabungsarbeiter den Weg entlangzuschicken, den die Kinder genommen hatten, fanden sie den Tunnel bereits kurz nach dem Einstieg eingestürzt vor. Sie konnte nur zu Sa beten, dass ihre Kinder vor diesem Beben einen sicheren Abschnitt der versunkenen Stadt erreicht hatten, dass sie irgendwo zusammengekauert auf Hilfe warteten.
    Reyn Khuprus war ebenfalls nicht zurückgekehrt. Er hatte die Grabungsarbeiter schon am Vormittag verlassen und sich geweigert zu warten, bis die Korridore gesäubert und befestigt waren. Er war den Arbeitsgruppen vorausgeeilt, hatte sich durch die zum größten Teil zusammengebrochenen Tunnel gearbeitet und war verschwunden. Gerade erst hatten die Arbeiter das Ende der Linie erreicht, die er an die Wand gemalt hatte, um ihnen zu zeigen, wo er entlanggegangen war. Sie hatten einige Kreidezeichen gefunden, einschließlich einer Bemerkung an der Kammer des Satrapen. Hoffnungslos, hatte Reyn geschrieben. Zäher Schlamm drang unter der blockierten Tür hervor und füllte vermutlich den ganzen Raum. Kurz nach dieser Tür war der Korridor vollkommen eingestürzt. War Reyn hier entlanggegangen, war er entweder von den Erdmassen begraben worden oder dahinter abgeschnitten.
    Keffria zuckte zusammen, als jemand sie am Arm berührte.
    Sie drehte sich um und sah sich Jani Khuprus gegenüber. Die Frau wirkte erschöpft. »Haben Sie etwas gefunden?«, fragte Keffria automatisch.
    »Nein«, antwortete Jani leise. Die Furcht, dass ihr Sohn tot sein könnte, war in ihrem Blick deutlich zu erkennen. »Der Korridor läuft beinahe ebenso schnell wieder mit Schlamm voll, wie wir ihn entleeren. Wir haben beschlossen, ihn aufzugeben. Die Altvorderen haben diese Stadt nicht so gebaut wie wir unsere. Die Häuser stehen hier nicht voneinander getrennt, sondern ähneln eher einem gewaltigen Bienenkorb. Es ist ein Labyrinth aus miteinander verbundenen Korridoren. Wir werden versuchen, von einem anderen Flur aus an diesen Abschnitt heranzukommen. Die Mannschaften werden bereits verlegt.«
    Keffria blickte auf ihre beladene Schubkarre und dann den ausgeschachteten Flur entlang. Die Arbeiten waren eingestellt worden, und die Arbeiter gingen wieder an

Weitere Kostenlose Bücher