Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
»Haltet die Planke am Heck ins Wasser. Haltet das Ende fest und benutzt es als Ruder, um uns wieder ins flache Wasser zu lenken, während ich in diese Richtung paddele.«
Der Satrap hielt die Planke in seinen feingliedrigen Händen, als habe er noch nie zuvor ein Stück Holz gesehen. Malta packte ihre Planke, stieß sie wieder ins Wasser und bemerkte verblüfft, wie stark die Strömung jetzt war. Sie umklammerte unbeholfen das Holzstück, während sie versuchte, sich gegen das Wasser zu stemmen, das sie vom Ufer wegtrug. Als sie den Schutz der Bäume verließen, schien ihnen die Morgensonne ins Gesicht. Das Sonnenlicht wurde vom Wasser reflektiert und war nach dem Dämmerlicht unerträglich grell. Es platschte hinter ihr und im selben Moment stieß jemand einen wütenden Laut aus. Sie drehte sich um. Der Satrap saß mit leeren Händen da.
»Der Fluss hat mir die Planke einfach aus der Hand gerissen!«, beschwerte er sich.
»Ihr Narr!«, rief Malta. »Wie sollen wir jetzt steuern?«
Der Satrap lief vor Wut rot an. »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen? Du bist die Närrin, weil du geglaubt hast, dass es uns überhaupt nützen könnte! Das Holz war nicht mal wie ein Ruder geformt. Außerdem selbst wenn es funktioniert hätte, brauchen wir es nicht. Benutz doch deine Augen, Weib!
Wir haben nichts zu fürchten. Da vorn liegt die Stadt! Der Fluss trägt uns direkt dorthin!«
»Oder daran vorbei!«, fuhr Malta ihn an. Sie drehte ihm angewidert den Rücken zu und konzentrierte sich ausschließlich auf ihren einsamen Kampf gegen den Fluss. Den beeindruckenden Anblick der Stadt nahm sie nur kurz zur Kenntnis.
Von unten sah es aus, als würde die Stadt wie ein Schloss mit vielen Türmen in den gewaltigen Bäumen schweben. Auf Höhe des Wasserspiegels war ein langes Dock an mehreren Bäumen befestigt. Der Kendry lag dort vor Anker, aber der Bug des Lebensschiffes war von ihnen abgewendet. Malta konnte die vernunftbegabte Galionsfigur nicht einmal sehen und paddelte wie verrückt.
»Wenn wir näher kommen«, stieß sie hervor, »dann ruft nach Hilfe! Das Schiff könnte uns hören, oder vielleicht die Menschen auf der Pier. Selbst wenn wir vorbeitreiben, senden sie uns vielleicht jemanden hinterher, der uns retten kann.«
»Ich sehe niemanden auf der Pier«, informierte der Satrap sie schneidend. »Genauer gesagt sehe ich nirgendwo jemanden.
Ein ziemlich faules Gesindel, das nur im Bett herumliegt.«
»Niemanden?« Malta konnte diese Frage nur noch hauchen.
Sie hatte einfach keine Kraft mehr. Die Planke drehte sich in ihrer Hand und klatschte nutzlos auf das Wasser. Sie trieben mit jedem Moment, der verstrich, weiter auf den Fluss hinaus.
Malta hob den Blick. Die Stadt war nah, viel näher als noch vor einem Moment. Und der Satrap hatte Recht. Aus einigen Schornsteinen stieg zwar Rauch empor, aber ansonsten wirkte Trehaug verlassen. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. Wo waren die Bewohner? Wieso herrschte nicht wie gewöhnlich geschäftiges Treiben auf den Übergängen und Treppen?
»Kendry!«, schrie sie, aber ihre Stimme klang schwach. Das rauschende Wasser übertönte sie mit Leichtigkeit.
Kekki schien jedoch plötzlich zu begreifen, was hier passierte. »Hilfe! Hilfe!«, schrie sie und sprang leichtsinnig in dem kleinen Boot auf, während sie mit den Händen herumfuchtelte.
»Helft uns! Rettet mich!« Der Satrap fluchte, als das Boot heftig schwankte. Malta sprang hoch und zog die Frau wieder herunter, wobei sie beinahe die Planke verloren hätte. Ein kurzer Blick sagte ihr, dass dieses Stück Holz nun sowieso nicht mehr von Nutzen war. Der kleine Kahn befand sich jetzt vollkommen in der Gewalt des Flusses und wurde rasch an Trehaug vorbeigetrieben.
»Kendry! Hilfe! Hilf uns! Hier draußen auf dem Fluss!
Schick uns Hilfe! Kendry! Kendry!« Ihre Rufe wurden schwächer, als ihre Hoffnung schwand.
Das Lebensschiff zeigte keine Reaktion. Im nächsten Augenblick sah Malta schon zu ihm zurück. Die Galionsfigur war offenbar in tiefem Nachdenken versunken und blickte in Richtung Stadt. Malta sah eine einsame Gestalt auf den Hängebrücken, aber der Mann hatte es eilig und sah sich nicht um. »Hilfe! Hilfe!«
Sie schrie und winkte mit der Planke, solange sie die Stadt sehen konnte, aber das dauerte nicht lange. Die Bäume, die den Fluss säumten, nahmen ihr bald die Sicht. Die Strömung trieb sie unaufhaltsam weiter. Malta blieb niedergeschlagen sitzen.
Dann sah sie sich um. Hier war der
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