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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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fröhliches Glasmosaik, das
die Silhouette einer Frau auf einer altmodischen Schaukel vor einem überirdisch
anmutenden Hintergrund zeigte. Darunter waren in schwungvollen goldenen
Schriftzeichen die Worte Swing On A Star eingeätzt – Die
Sternenschaukel.
    Vom nahen
Hafen tönten das fröhliche Kreischen der Möwen und das Schiffshorn einer
anlegenden Fähre herüber. Obwohl San Juan Island zum Staat Washington gehörte,
glaubte man sich auf der Insel in einer anderen Welt. Sie lag auf der Regenschattenseite
der Olympic Mountains. Selbst wenn es in Seattle grau, trübe und regnerisch
war, schien hier die Sonne. Die Küste war gesäumt von einsamen Stränden, im
Inselinneren wuchsen dichte Nadelwälder. Im Frühling und im Herbst, zur Zeit
der Lachswanderungen, konnte man draußen auf dem Wasser die Atemwolken der Schwertwale
sehen, wenn sie die Lachse jagten.
    Sorgfältig
ordnete Lucy Glasteile an und wieder um, bevor sie einzelne Stücke auf die mit
einer dünnen Schicht Fliesenkleber bestrichene Tischplatte drückte. Das Mosaik
bestand aus einer bunten Mischung von Strandglas, zerbrochenem Porzellan,
Murano- und Millefiori-Glas, die rund um einen Wirbel aus Kristallglas
angeordnet waren. Der Tisch sollte ein Geburtstagsgeschenk für Kevin werden.
Sie wusste, dass ihm das Muster gefallen würde, denn er hatte es im Entwurf
gesehen und bewundert.
    Lucy war so
in ihre Arbeit vertieft, dass sie darüber vollkommen das Mittagessen vergaß.
Irgendwann am frühen Nachmittag klopfte es an der Tür, und Kevin trat ein.
    „Hey”,
lächelte Lucy ihm entgegen und breitete ein Tuch über das Mosaik, damit er es
nicht sah. „Was tust du denn hier? Willst du mich auf ein Sandwich einladen?
Ich komme fast um vor Hunger.”
    Aber Kevin
gab keine Antwort. Seine Gesichtszüge waren angespannt, und er wich ihrem Blick
aus. „Wir müssen reden”, sagte er.
    „Worüber?”
    Er holte
tief Luft. „Das funktioniert nicht für mich.”
    Lucy
entnahm seiner Miene, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Es überlief
sie eiskalt. „Was ... was funktioniert nicht für dich?”
    „Wir.
Unsere Beziehung.”
    Verblüffung
und aufkommende Panik machten es ihr unmöglich, klar zu denken, und sie
brauchte etliche Augenblicke, um sich zu fangen.
    „Es liegt
nicht an dir”, fuhr Kevin fort. „Ich meine, du bist toll. Ich hoffe, du
glaubst mir das. Aber in letzter Zeit war mir das nicht genug. Nein ... das ist
der falsche Ausdruck. Eher im Gegenteil. Du bist vielleicht einfach zu viel für
mich. Ich habe das Gefühl, in dieser Beziehung keinen Freiraum zu haben. Ich
fühle mich eingeengt. Verstehst du, was ich sagen will?”
    Sprachlos
starrte Lucy auf die Glasscherben auf ihrer Werkbank. Wenn sie sich auf etwas
anderes konzentrierte, irgendetwas anderes als Kevin, vielleicht redete er
dann ja nicht weiter.
    „...ist es
mir sehr wichtig, das absolut klarzustellen, damit ich am Schluss nicht als der
Böse dastehe. Niemand muss als der Böse dastehen. Es ist einfach nur ermüdend,
Lucy: Andauernd muss ich dir versichern, dass mir diese Beziehung genauso
wichtig ist wie dir. Wenn du dich auch nur für eine Minute in meine Lage
versetzen könntest, würdest du verstehen, warum ich eine Auszeit davon nehmen
muss. Eine Auszeit von uns.”
    „Du nimmst
keine Auszeit.” Lucy griff mit zitternden Fingern nach einem
Glasschneider und tauchte die Spitze in Öl. „Du machst Schluss mit mir.”
Sie konnte es nicht fassen. Selbst als sie ihre eigenen Worte hörte, konnte sie
es einfach nicht glauben. Mithilfe eines L-förmigen Lineals ritzte sie ein
Stück Glas. Ihr war kaum bewusst, was sie da tat.
    „Siehst du,
genau das meine ich. Diesen Tonfall. Ich weiß, was du
denkst. Du hast dir schon immer Sorgen gemacht, ich könnte dich verlassen. Und
jetzt, wo ich es tue, glaubst du, du hättest schon immer recht gehabt. Aber das
stimmt einfach nicht.” Kevin hielt inne, sah zu, wie sie das Glas mit zwei
Laufzangen fasste. Ein geübter Griff, und die Glasscheibe brach sauber entlang
der eingeritzten Linie auseinander. „Ich sage ja nicht, dass es deine Schuld
ist. Alles, was ich sage, ist: Meine Schuld ist es nicht.”
    Übertrieben
vorsichtig legte Lucy die beiden Glasstücke und die Laufzangen beiseite. Sie
fühlte sich wie im freien Fall, obwohl sie doch still dasaß. War sie eine
Närrin, dass das Ganze sie so überraschte? Hatte es Warnzeichen gegeben, die
sie übersehen hatte? Warum nur war sie so blind gewesen?
    „Du hast
gesagt, du

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