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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Heulen vor
Glück. Tränen und Wut zugleich. Ich begreife einfach nicht, wie man mehrere
verschiedene Gefühle zur selben Zeit haben kann. Für mich ist das genauso, als
würde ich versuchen, gleichzeitig verschiedene Fernsehsender zu
verfolgen.”
    „Ich habe
schon erlebt, dass du mehrere Gefühle zur selben Zeit empfunden hast.”
    „Wann soll
das gewesen sein?”
    „Als Alex
geheiratet hat. In dem Moment, als er und Darcy ihr Ehegelübde abgelegt haben.
Du hast gelächelt, aber deine Augen waren irgendwie feucht.”
    „Oh. Da
habe ich an eine Szene aus Einer flog übers Kuckucksnest gedacht: als
bei Jack Nicholson die Lobotomie durchgeführt worden war und seine Freunde ihn
aus Barmherzigkeit mit einem Kissen erstickten.”
    „Meistens
würde es mir wenig ausmachen, Alex mit einem Kissen zu ersticken”, meinte
Mark trocken.
    Sam grinste
kurz, wurde aber sofort wieder ernst. „Jemand sollte ihn von seinem Leiden
erlösen. Diese Darcy ist ein richtiges Miststück. Erinnerst du dich an die
Generalprobe für das Hochzeitsessen? Sie nannte Alex ihren ersten
Ehemann.”
    „Er ist ihr
erster Ehemann.”
    „Ja, schon,
aber ihn so zu bezeichnen lässt tief blicken. Sie ging offenbar von Anfang an
davon aus, dass es einen zweiten geben würde. Männer sind für Darcy so was wie
Autos. Sie sieht zu, dass sie beim nächsten Mal ein besseres Modell erwischt.
Was ich dabei nicht begreife, ist: Alex hat das gewusst und sie trotzdem
geheiratet. Überleg doch mal, wenn jemand schon unbedingt heiraten will, warum
sucht er sich dann nicht wenigstens eine nette Partnerin?”
    „So übel
ist sie nun auch wieder nicht.”
    „Und warum
habe ich dann jedes Mal, wenn ich mit ihr rede, das Gefühl, ich täte besser
daran, eine Rüstung anzulegen und mein Visier runterzuklappen?”
    „Darcy ist
nicht mein Typ”, meinte Mark, „aber viele Männer finden sie geil.”
    „Kein guter
Grund, eine Frau zu heiraten.”
    „Gibt es
deiner Meinung nach überhaupt einen guten Grund zu heiraten?”
    Sam
schüttelte den Kopf. „Ich würde jederzeit einen schmerzhaften
Unfall mit einem Elektrowerkzeug einer Ehe vorziehen.”
    „Wenn ich
mir so anschaue, wie du mit der Gehrungssäge umgehst, ist damit auch viel eher
zu rechnen.”
    Ein paar
Tage später tauchte
Alex unerwartet im Haus an der Rainshadow Road auf. Seit der Geist ihn das
letzte Mal gesehen hatte, hatte er abgenommen, obwohl er schon vorher kein
Gramm zu viel auf den Rippen gehabt hatte. Jetzt stachen seine Wangenknochen
ungesund aus seinem Gesicht hervor, und unter den eisblauen Augen lagen tiefe
Schatten.
    „Darcy will
sich von mir trennen”, eröffnete Alex seinem Bruder ohne jede Vorrede, als
der ihm die Tür öffnete.
    „Warum?”
    „Keine
Ahnung.”
    „Will sie
es dir nicht sagen?”
    „Ich habe
sie nicht gefragt.”
    Verwundert
riss Sam die Augen auf. „Himmel noch mal, Al. Willst du gar nicht wissen, warum
deine Frau dich verlässt?”
    „Es
interessiert mich nicht sonderlich.”
    „Könnte es
eventuell sein, dass genau das Teil des Problems ist? Dass sie vielleicht einen
Mann braucht, der sich dafür interessiert, wie sie empfindet?”
    „Einer der
Gründe, warum ich mich überhaupt in Darcy verguckt habe, besteht darin, dass
wir nie über solche Themen reden mussten.” Mit diesen Worten betrat Alex
die Eingangshalle, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Fachmännisch
musterte er den Türrahmen, den Sam gerade zusammengenagelt hatte. „So reißt
dir das Holz. Du musst die Nagellöcher vorbohren.”
    Nachdenklich
schaute Sam ihn einen Augenblick an. „Magst du mir dabei helfen?”
    „Na
klar.” Damit schlenderte Alex zu der Werkbank mitten in der Halle hinüber
und nahm sich eine Akkubohrmaschine. Er überprüfte, ob die Laufrichtung stimmte
und das Bohrfutter fest genug angezogen war. Dann drückte er probehalber auf
den Schalter. Metallisches Kreischen zerriss die Luft.
    „Die Lager
sind trocken”, entschuldigte sich Sam. „Ich wollte sie längst nachfetten,
aber ich bin einfach nicht dazu gekommen.”
    „Wird
besser sein, sie ganz auszutauschen. Darum kümmere ich mich später. Fürs Erste
nehmen wir die Bohrmaschine, die ich im Auto liegen habe. Die taugt wenigstens
was: ein Motor mit vier Spaltpolen und ein Drehmoment von vierhundertfünfzig
Pfund.”
    „Nettes
Spielzeug.”
    Typisch
Mann, behandelten sie das Problem der gescheiterten Ehe von Alex, indem sie
einfach nicht darüber redeten und lieber in einvernehmlichem

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