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Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallgrimur Helgason
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Tag um sieben - WABC-TV New York. Da haben sie drei Tage hintereinander mein Gesicht gezeigt, »...in Mafiakreisen unter dem Namen Toxic bekannt«. Aber immer nur als Kurznachricht am Schluss. Eine richtig große Top-Story machen die nur über den Massenmörder des Monats. Diese durchgeknallten Psychos werden an einem Abend landesweit bekannt, während wir rechtschaffenen Arbeitnehmer aus der Auftragskillerbranche nur am Rande erwähnt werden. Ausgerechnet diese Nation, die alles in Geld bemisst, betet die Amateure an und lässt uns Profis links liegen. Ich werde dieses Land nie kapieren. Ich liebe New York, der Rest ist mir immer noch ein Rätsel.
    Die Vororte dünnen aus, und bald darauf haben wir das Land der Starts und Landungen erreicht. Igors Pass ist in meiner Brusttasche und wirkt so echt wie eine Gucci-Handtasche aus China. Dahinter schlägt in meinem Herzen die Trommel des Zweifels.
    »Doviđenja«, sagt Radovan vor dem Terminal. Ich verbiete ihm, mich hineinzubegleiten. Seine Sonnenbrille schreit nach dem FBI wie ein Schwuler auf dem heißen Blechdach.
    Für Dumme ist Dummheit keine gute Tarnung. Heute Morgen habe ich mir die Haare abrasiert und versucht, mich wie ein Russe anzuziehen. Schwarze Lederjacke, die hässlichsten Jeans aus dem Kleiderschrank und Puma-Putin-Turnschuhe. Im Flur habe ich mich umgedreht und meinem Flachbildfernseher mit den Fingern einen Kuss aufgedrückt. Munita hat gefragt, ob sie auf meine Wohnung aufpassen soll, solange ich weg bin, aber ich habe nein gesagt. Eine Fickbeziehung ist schließlich kein Vertrauensverhältnis. So eine Sexbombe tickt keine sechs Monate vor sich hin, ohne hochzugehen, und ich will nicht, dass irgendein Peruaner seinen postkoitalen Schweiß mit meinen Prada-Handtüchern abtrocknet.
    Der Check-in verläuft ohne Probleme. Eine dümmliche Blondine mit tiefen Grübchen sagt, ich solle mir keine Sorgen um mein Gepäck machen. Ich sehe es ja in Zagreb wieder. Als ob es Direktflüge NYC-Zagreb gäbe, nur für das Gepäck. Bei der Passkontrolle heißt es Ruhe bewahren. Ich setze mein Igorgesicht auf, während der Grenzpolizist die chinesische Handwerkskunst bewundert. Dann befehlen mir zwei oberstolze Sicherheitsbeamte, Telefon, Portemonnaie und Kleingeld abzugeben. Jacke, Gürtel und Schuhe. Und entdecken zwischen meinen Münzen etwas, das mein Herz von Samba zu Rock hochschalten lässt. In der hässlichsten Jeans aus dem Kleiderschrank ist sie also abgeblieben, diese Kugel, ein schönes, goldenes 9-mm-Projektil aus einer Browning Hi-Power, die Dikan mir bei meiner Ankunft in New York geschenkt hat.
    »Was ist das? Das ist eine Patrone, oder?«, fragt eine kleine uniformierte Long-Island-Vorortschranze mit Shopping-Mall-Dialekt.
    »Ach ... ja. Das ist ein ... ein Souvenir«, sage ich. »Ein Souvenir?«
    »Ahm ... ja. Die ... die war in meinem Kopf«, sage ich und versuche so auszusehen, als ob das Teil permanente Schäden verursacht hätte.
    Sie kauft es mir ab. Und gibt mir zum Abschied eine Ganzkörpermassage.
    Ich gewöhne mich nie an dieses Reisen ohne Waffe. Es liegt nicht in der Natur eines Mannes, Ozeane unbewaffnet zu überqueren. Allein für dieses Sicherheitsgescheiß könnte ich bin Laden über den Haufen schießen. Oder könnte es eben gerade nicht, weil ich an Bord keine Waffe tragen darf.
    Ich habe gerade angefangen, mich auf Zagreb zu freuen, da fängt der Ärger erst richtig an. Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich zwei FBI-Wichser auf. Sie laufen auf das Gate zu, an dem ich mit meinem Ticket in der Hand in der Schlange stehe. Als Letzter. Das sind Zivilpolizisten, keine Frage. Die kann ich von hier bis New Jersey riechen. Sie tragen immer dieselben Normalo-Jacketts von H&M und dazu diese billigen Sonnenbrillen, die sie sich in ihre FBI-Frisuren stecken. Wahrscheinlich bekommen sie die in einem behördeneigenen Salon in D.C. verpasst. Es sind immer dieselben auf amtliche Art leger gestylten Frisuren, sehr glänzend und ein bisschen lockig. So ähnlich wie Michael Keaton in >Verliebe dich< oder wie der Film hieß.
    Ich gehe hinter einem nackenkissentragenden Fluggast in Deckung, greife mein Handgepäck und schleiche mich davon, weg von den Zivilpolizisten, weg vom Gate. Doviđenja Zagreb. Mein Herz hat die Trommel gewechselt, nun ist es eins dieser Riesendinger, die sie in Symphonieorchestern benutzen. Ich reiße mich zusammen und drehe mich nicht um. »Schaue nie ängstlich über die Schulter!«, pflegte meine Mutter zu sagen. Währenddessen

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