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Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallgrimur Helgason
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verwandelt sich mein rasierter Schädel in einen Springbrunnen. Flughafengänge sind unendlich. Die Leute starren mich an, als ob ich die Eier von Saddam Hussein mit mir herumtragen würde. Dann sehe ich endlich das Symbol, das Notdürftigen auf der ganzen Welt den Weg weist, und wende mich nach links. In der Toilette atme ich durch und trockne meinen Kopf ab. Ich warte einige Minuten. Drei Geschäftsleute sehen mich an, als wäre ich ein russischer Waffenschmuggler, der auf einen Kunden wartet. Dann wage ich mich wieder auf das offene Meer. Nein. So nicht. Im nächsten Moment bin ich wieder in der Toilette - auf dem Flur habe ich sofort einen der Michael Keatons gesehen. Er hat mich nicht bemerkt. Lief einfach vorbei.
    Ich betrete eine der Kabinen und tue so, als würde ich das machen, was ich denke.
    Was nun? Zurück zum Gate kann ich auf gar keinen Fall. Viel zu riskant. Die Keatons würden dort auf mich warten, dämlich lächelnd, wie etwas beschränkte Verwandte. Aber was sonst? Die Lösung zeigt sich mir in Gestalt eines Gürtels; einer Gürtelschnalle, die ich unter der Trennwand zur nächsten Kabine entdecke. Ich warte einen Moment und sende ein Stoßgebet gen Himmel. Endlich beendet der Besitzer des Gürtels sein Geschäft und verlässt seine Kabine. Als auch ich meine Tür öffne, begegnen sich unsere Blicke im Spiegel über der Waschbeckenreihe. Gott muss mich erhört haben. Der Gürteltyp hat eine Glatze, genau wie Igor, haarlos wie ein Totenschädel. Hier stehen zwei glatzköpfige, dicke Männer auf ihrer Reise durch das Leben - nur dass der Gürteltyp eine fast unsichtbare Brille trägt und etwas älter als Igor ist. Viel älter sollte er nun nicht mehr werden. Igor knipst ihn aus mit einem fast lautlosen Schlag auf den Hinterkopf, genau auf den G-Punkt. Seine Brille fällt ins Waschbecken, als der Kopf gegen den Spiegel knallt. Kein Blut. Der Typ ist noch dicker als ich, aber ich schaffe es trotzdem, ihn wieder in die Kabine zu wuchten, wo er seinen letzten Haufen auf dieser Welt gemacht hat, und schließe hinter mir zu.
    Ich fühle seinen Puls. Das Herz ist aus.
    Mit Schrecken stelle ich fest, dass meine Nummer 67 ein Kirchenmann ist. Er trägt einen weißen Kragen um den Hals. Schwarzes Hemd, schwarzes Jackett, schwarzer Mantel. Weiße Haut. Ich suche nach seinem Ticket, Pass und Brieftasche, und tata! Toxic Igor hat einen neuen Namen: Reverend David Friendly. Geboren am 8. November 1965 in Vienna, Virginia. Das ist okay. Das kriege ich hin. Ein Amerikaner war ich noch nie. Wo will er hin? Reykjavik steht auf dem Ticket. Das ist in Europa, glaube ich. Unter ziemlichen Anstrengungen schaffe ich es, Mantel und Jackett von seinem schweren geweihten Leib zu ziehen, und knöpfe sein Hemd auf. Der Springbrunnen ist wieder angeschaltet, und ich schnaufe wie eine Wildsau. Als ich merke, dass jemand die Toilette betritt, lege ich eine Pause ein und hoffe, dass seine Pinkelgeräusche mein Schnaufen übertönen. Ich höre, wie er sich die Hände wäscht und trocknet.
    Sobald die Luft rein ist, verlasse ich die JFK-Toilette; ein auferstandener Jesus mit Heiligenschein um den Hals und einem neuen Ziel im Leben: Gate 2.
     

3. ICELANDAIR
    Verrückt. Da überquere ich mit Schallgeschwindigkeit den Atlantik, und doch hat seine Seele mich eingeholt. Ich finde keine Ruhe auf meinem extra engen Fensterplatz, in diesem Flugzeug voll mit langbeinigen Frauen und langweiligen Männern. Keine Ahnung, warum, aber meine Beine bringen mich fast um. Mr. Friendly muss gute Beziehungen zum Himmel haben; eine ganze Heerschar von Engeln zwickt mich mit spitzen Fingernägeln und würgt mich mit dem Priesterkragen. Kirchenmänner sind am schlimmsten.
    Im Krieg bin ich einmal dazu abkommandiert worden, in einem kleinen Dorf in der Nähe der Stadt Knin eine Kapelle zu bewachen. Die Serben hatten sie als Bombenlager benutzt, aber nun brachten wir die Gegend unter Kontrolle. An einem nebligen Sonntagmorgen erschien plötzlich der Dorfpriester wie aus dem Nichts und wollte eine Messe halten, sagte er. Ich sagte, kommt nicht in Frage. Niemand durfte die Kirche betreten. Er war alt, mit weißem Bart, aus seinen Ohren kamen weiße Haare. Eigentlich sah er eher wie ein Mönch aus, nicht wie ein Priester. Sein Gesicht wirkte auf eine sehr friedliche Art müde. In seine Augen zu sehen, war wie eine Vorschau auf das Leben im Jenseits: zwei stille Teiche in den ewigen Jagdgründen. Fast schien es mir, als wäre er schon tot. Ihm schien alles

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