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Zehntausend Fallen (German Edition)

Zehntausend Fallen (German Edition)

Titel: Zehntausend Fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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geöffneter Fahrertür auf der rechten Fahrspur stand. Das war ziemlich rücksichtslos, denn die Straßen hier waren nicht unbedingt breit. Das Auto musste zu dem Mann gehören, der ein paar Meter abseits auf dem Feld zu sehen war. Ellen überlegte, den parkenden Wagen langsam zu umfahren, dann sah sie das Gewehr.
    Von einer Sekunde auf die andere war Ellen hellwach.
    Der Mann hielt sich das Gewehr an den Kopf. Das konnte nur eins bedeuten. Wenn sie hinlaufen würde, wäre es vielleicht zu spät.
    Ellen drückte wie wild auf die Hupe und schrie aus Leibeskräften: »Heh, Sie da! Was haben Sie vor? Lassen Sie das!«
    Ellen sah noch, wie der Mann zusammenzuckte. Dann krachte der Schuss. Der Mann sackte zusammen, das Gewehr fiel neben ihn auf den Boden.
    »Scheiße!«, brüllte Ellen.
    Sie sprang aus ihrem Wagen und lief auf das Feld. Der Kopf des Mannes war blutüberströmt. Ellen griff an die Halsschlagader und spürte einen schwachen Pulsschlag. Der Mann lebte noch. Per Handy rief sie den Notarzt und die Polizei. Bis die kamen, konnte es dauern. Ellen stillte die Blutung, so gut es eben ging. Wie schwer der Mann verletzt war, konnte sie nicht sagen. Sie hoffte, dass der Schuss nicht in den Schädel eingedrungen war. Vielleicht hatte sich der Mann erschreckt, als sie gehupt hatte.
    In einer Tasche fand Ellen den Ausweis mit Namen und Adresse. Andreas Schuster hieß er. Er wohnte in einem der Dörfer ungefähr zehn Minuten von hier. Gelegentlich kam Ellen dort durch. Dann fand sie das Foto. Schuster hatte eine hübsche Frau und zwei süße Kinder. Sie mussten ungefähr so alt sein wie Hanna und Elias, die Kinder ihrer eigenen Schwester.
    Wie kann man sich bloß umbringen wollen, wenn man solch eine Familie hat?
    Der ankommende Notarzt riss Ellen aus ihren Gedanken. Mit seiner leuchtenden Weste und einer großen Tasche in der Hand kam er im Laufschritt aufs Feld gerannt. Als er das Gewehr sah, stutzte er kurz.
    »Ich kam gerade vorbei, als er sich erschießen wollte«, erklärte Ellen.
    Der Arzt fragte nicht weiter, sondern untersuchte Schuster.
    »Er lebt noch«, stellte er fest, aber das wusste Ellen schon.
    »Wird er durchkommen?«
    »Keine Ahnung«, antwortete der Arzt, während er vorsichtig die Wunde säuberte, um sie besser untersuchen zu können. »Die Kugel hat die Schädeldecke längs aufgeschlitzt, aber bis ins Gehirn ist sie hoffentlich nicht gekommen. Wie groß der Schaden dort ist, kann ich nicht sagen.«
    Der Assistent kam mit einer Trage, und gemeinsam schafften sie Schuster darauf.
    »Sie haben ihm das Leben gerettet«, bemerkte der Arzt.
    Ellen zuckte mit den Schultern. »Es war Zufall, dass ich gerade jetzt hier vorbeikam. Wo bringen Sie ihn hin?«
    »In die Ruppiner Kliniken. Die haben eine gute Unfallstation.«
    Endlich kam auch ein Polizeiwagen. Ein Beamter stieg aus, den Ellen nicht kannte. Er wischte sich Schweiß von der Stirn, bevor er seine Mütze aufsetzte.
    Der würde die sportlichen Tests zur Aufnahme in den Polizeidienst heute nicht mehr bestehen, dachte Ellen, als sie den umfangreichen Körper auf sich zukommen sah.
    »Haben Sie angerufen?«, fragte der Beamte.
    »Ja.«
    »Ihren Namen bitte und warum Sie angerufen haben.«
    »Ellen Faber. Dieser Mann wollte sich erschießen. Ich kam gerade rechtzeitig.«
    Ellen deutete zur Bahre, die die Ärzte in den Notarztwagen schoben.
    Der Beamte brummelte etwas Unverständliches. Rux, hieß er, wie Ellen dem Namensschild auf der Uniform entnahm. Rux wandte sich an den Notarzt und ließ sich kurz den Befund erklären. Dann wollte er gehen.
    Ellen folgte ihm. »Und? Was passiert jetzt?«
    Rux stoppte. »Der Arzt bringt den Mann ins Krankenhaus. Das sehen Sie doch.«
    »Werden Sie die Angehörigen benachrichtigen?«
    »Das machen die im Krankenhaus.«
    »Wollen Sie nicht wissen, warum sich der Mann umbringen wollte?«
    »Nein. Er lebt noch. Das reicht mir.«
    Ellen hatte Mühe, ihren aufwallenden Zorn unter Kontrolle zu halten. So viel Desinteresse brachte sie auf die Palme. Sie musste sich ganz bewusst ins Gedächtnis rufen, dass sie keine Befehlsgewalt hatte. Jetzt nicht mehr.
    »Dann nehmen Sie wenigstens das Gewehr mit. Oder wollen Sie das hier liegen lassen? ... Herr Rux.« Den Titel »Hauptkommissar« ließ Ellen ganz bewusst weg.
    Rux brummte wieder etwas, sah erst Ellen an und dann das Gewehr, das noch auf dem Feld lag. Mit deutlich sichtbarem Widerwillen stapfte er auf den Acker und hob das Gewehr auf. Auf dem Rückweg zum Streifenwagen tat er

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