Zeichnen für Dummies (Fur Dummies)
merken.
Ihr Gedächtnis funktioniert unmittelbar nach der Betrachtung am besten. Innerhalb von Minuten beginnen Sie, Informationen zu vergessen. Fertigen Sie eine grobe Skizze an, sobald Sie die Gelegenheit dazu erhalten. Wenn Sie mehr als 48 Stunden warten, wird es sehr schwierig, das Motiv aus dem Gedächtnis abzurufen.
Die folgende dreiteilige Übung ermittelt Ihre momentane Erinnerungsfähigkeit, führt Sie Schritt für Schritt durch einige einfache Techniken zur Speicherung von Bildern im Gedächtnis und ermutigt Sie zu zeichnen, was Ihre Erinnerungen hergeben.
Teil 1. Denken Sie an ein Objekt zu Hause, das Sie täglich sehen. Zeichnen Sie es jetzt, ohne es vorher noch einmal zu betrachten. Sie werden es schwierig finden, weil Sie es bislang nie im Hinblick auf eine Zeichnung angeschaut haben.
Teil 2. Legen Sie Ihre Zeichenutensilien für ein paar Minuten beiseite. Holen Sie sich nun das Objekt, und stellen Sie es vor sich auf. Entspannen Sie sich. Stellen Sie sich vor, es wäre eine leicht beschlagene Glasscheibe zwischen Ihnen und dem Objekt. Suchen Sie sich eine Stelle auf dem Objekt aus, an der Sie Ihre Zeichnung auf das virtuelle Glas beginnen werden.
Beginnen Sie, mit der Spitze eines Stiftes (oder Ihren Fingern) das Objekt auf der imaginären Glasscheibe nachzuzeichnen. Nachdem Sie die gesamte Kontur erfasst haben, benutzen Sie dieselbe Technik für die Details und Strukturen. Halten Sie nun nach Lichtern und Schatten Ausschau und »zeichnen« Sie sie ebenfalls.
Wenn Sie denken, dass das Bild in Ihrem Gedächtnis gespeichert ist, schließen Sie die Augen und versuchen Sie, so viele Informationen wie möglich abzurufen. Wenn nötig, untersuchen Sie das Objekt nochmals. Machen Sie das so lange, bis Sie glauben, dass Sie jetzt eine akkurate Zeichnung anfertigen können.
Teil 3. Zeit, das Objekt wieder zur Seite zu legen. Nehmen Sie Ihr Zeichenwerkzeug zur Hand. Zeichnen Sie Ihr Motiv noch einmal auf eine neue Seite in Ihrem Zeichenblock. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und vergleichen Sie die Zeichnung mit ihrem Vorgänger. Mit ziemlicher Sicherheit wird es beim zweiten Mal sehr viel einfacher gewesen sein, das Objekt zu zeichnen.
Projekt 12: Phantomzeichnung
Bestimmt haben Sie in einem Film oder im Fernsehen schon Fahndungsbilder von Verdächtigen gesehen, die von einem Phantomzeichner hergestellt wurden. In meiner 25-jährigen Karriere als forensische Zeichnerin wurde ich oft gefragt: »Wie schaffst Du es bloß, Bilder aus dem Gedächtnis anderer Leute zu zeichnen?« Ich hätte gerne geantwortet, dass ich über einige magische Talente verfüge, aber dem ist leider nicht so. Alles, was ich mache, sind Skizzen, während mir die Zeugen oder Opfer erzählen, was sie gesehen haben. Aus dem Gedächtnis anderer Leute zu zeichnen, unterscheidet sich gar nicht so stark vom Zeichnen aus dem eigenen – vorausgesetzt, beide sprechen dieselbe Sprache.
Falls die folgende Zeichnung aussieht wie Ihr Nachbar, erschrecken Sie nicht. Die Person, die gleich beschrieben wird, ist fiktiv und entspringt lediglich meiner Vorstellungskraft. Auf der letzten Seite dieses Kapitels sehen Sie das fertige Ergebnis, doch blättern Sie noch nicht um! Warten Sie, bis Sie Ihre Version fertig gestellt haben.
In dieser Übung bin ich der Zeuge und Sie sind der forensische Zeichner. Zuerst schildere ich Ihnen, was ich gesehen habe. Danach erkläre ich Ihnen, wie Sie bei der Umsetzung der Zeichnung vorgehen müssen.
Lesen Sie die folgende Beschreibung sorgfältig durch, bevor Sie zu zeichnen beginnen. Nach jedem Detail sollten Sie einen Moment innehalten und sich ein imaginäres Bild von dem machen, was Sie soeben gehört haben.
Der Verdächtige war weiß, männlich und 25 bis 35 Jahre alt. Er trägt ein helles, kragenloses T-Shirt.
Er hatte ein langes, dünnes, irgendwie rechteckig geformtes Gesicht.
Er hatte hoch stehende Wangenknochen, einen eckigen Kiefer und ein großes Kinn.
Im unteren Teil des Gesichtes waren Bartstoppeln.
Sein Haar war mittelbraun, gerade und dünn. Es fiel zum größten Teil nach vorne über seine Stirn und war unordentlich. Es wirkte schmutzig oder nass.
Seine Ohren waren von durchschnittlicher Größe und standen nicht ab.
In seinem linken Ohr trug er einen Ohrring.
Auf seiner Stirn waren Falten.
Seine Augenbrauen waren dunkel, dick und buschig. Sie waren breit und überspannten fast das gesamte Gesicht.
Seine Augen waren dunkel, wirklich klein und sahen fast schon gruselig aus.
Er
Weitere Kostenlose Bücher