Zeig Gefühl, Darling (German Edition)
anstellt.“
In diesem Moment sah Ralph aus dem Fenster und fluchte. „Drüben beim Juwelier sind zwei Cops! Was machen wir jetzt, Floyd?“
Floyd war bereits in Bewegung, schnappte sich, eine Warnung zischend, den Umschlag vom Tresen und zog seine eigene Waffe. Er richtete sie auf Harry. „Wir gehen hinten raus. Du kommst mit uns.“
Harrys erste Reaktion war Erleichterung, weil sie ihn statt der Frau mitnahmen. Nicht dass er ein Held war, aber er war auf Situationen wie diese trainiert und wusste, wie man sich zu verhalten hatte. Doch dann schnappte sich Floyd das Mädchen.
Harrys Muskeln spannten sich an. „Ihr braucht sie doch gar nicht, Floyd. Sie wird euch nur aufhalten.“
„Wenn sie das versucht, wird es ihr leidtun.“
„Eine Geisel ist mehr als genug.“
„Halt den Mund, verdammt noch mal! Ich habe schon genug von dir gehört. Und jetzt beweg dich!“
Mit den Pistolen im Rücken wurden Harry und das Mädchen zum Hinterausgang des Ladens getrieben. Wartete Dalton noch immer auf ein Signal? Jetzt würde er jedenfalls keines mehr bekommen. Aber wieso war die Polizei dort? Hatte Dalton auch ohne Harrys Zeichen irgendwie mitbekommen, dass etwas schief lief?
Darauf ließen sich jetzt keine Antworten finden. Es blieb auch keine Zeit mehr, die Umstände zu überdenken, während sie durch den leichten Nieselregen zu einem gemieteten Lieferwagen getrieben wurden, der in der schmalen Gasse parkte. Obwohl es Mitte Juni war, schien die Sonne nicht, und es war ziemlich kühl. Floyd wedelte mit seiner Pistole und deutete auf die offene Hecktür des Lieferwagens. Harry kletterte hinein und wollte der Frau helfen, die jedoch seine Hand ignorierte und unbeholfen selbst hinaufkletterte.
„Du fährst, Ralph. Ich bleibe hinten bei der kleinen Lady.“ Floyd grinste anzüglich. „Los, ihr zwei, in die Ecke. Setzt euch hin, und haltet den Mund.“
Harry zog seinen langen Trenchcoat aus, breitete ihn galant auf dem schmutzigen Boden der leeren Ladefläche aus und bedeutete der Frau, sich zu setzen. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu und zog sich in die gegenüberliegende Ecke zurück, wo sie sich auf den Boden sinken ließ und die Arme um die Knie schlang. Durch diese Haltung spannte der Jeansstoff um ihre Oberschenkel, und Harry registrierte, dass sie schlank und ihr Po wohlgerundet war. Er zwang sich, den Blick auf ihr Gesicht zu richten.
Sie wirkte deprimiert und sehr nachdenklich, aber glücklicherweise nicht so verängstigt, wie sie es eigentlich hätte sein müssen. Ihre Wange war von dem Schlag geschwollen. Erneut stieg Zorn in ihm auf. Vorsichtig setzte er sich, wobei er abwechselnd Floyd und die Frau im Auge behielt.
Mit einer derartigen Entwicklung der Dinge hatte er nicht gerechnet, als er sich bereit erklärt hatte, sich für Dalton um diese Angelegenheit zu kümmern. Und schon gar nicht war er darauf vorbereitet gewesen, von einer Frau abgelenkt zu werden, noch dazu von einer so störrischen, die sich als Mann auszugeben versuchte. Wenn Harry etwas nicht mochte, dann waren es halsstarrige, rechthaberische, unbelehrbare Frauen. Von diesem Frauentyp hatte er vor langer Zeit genug bekommen.
Trotzdem konnte er den Blick nicht von ihr abwenden.
Eine kleine Deckenlampe verbreitete trübes Licht im hinteren Teil des Lieferwagens. Ralph zog von außen die Rolltür zu, sodass sie gefangen waren.
Harry musterte die Frau erneut. Wieso steckte sie jetzt mit in der Sache? Er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie etwas im Schilde geführt hatte. Nur fiel ihm absolut keine plausible Erklärung ein, was es gewesen sein könnte. Er war überzeugt, dass ihr nicht klar gewesen war, in was sie hineinstolperte, bis es zu spät war.
Floyd marschierte aufgebracht auf und ab, gute fünfzehn Minuten lang, während sie sich immer weiter von der Polizei wegbewegten. In der Ferne waren keine Sirenen zu hören, nur das sanfte Prasseln des Regens und das Motorgeräusch des Lieferwagens.
„Setzt euch nebeneinander“, befahl Floyd und ließ sich an der gegenüberliegenden Wand nieder. Er stützte die Waffe auf sein Knie. „Ich will euch beide im Auge behalten können.“
Die Frau erhob sich fluchend und setzte sich neben Harry. „Mistkerl!“, zischte sie ihm zu.
„Wie bitte?“, erwiderte Harry mit einer Mischung aus Erstaunen und Verärgerung.
Plötzlich wandte sie sich ihm zu und boxte ihn mit aller Kraft gegen den Arm. „Das ist alles Ihre Schuld! Die haben überhaupt nicht auf mich geachtet, bis Sie ihre
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