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Zeig keine Angst!

Zeig keine Angst!

Titel: Zeig keine Angst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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Dig.
    Der Bruder der toten Trixi, der mit seinen zwanzig Jahren so taff ist wie zwei gestandene Männer. Der Kerl, der mir mit seinem Messer den Kopf aufgeschlitzt hat. Und da ist es schon wieder. Er hat es gezückt. Die Klinge sieht noch größer aus als in dem Moment, in dem sie mich erwischt hat. Vielleicht klebt noch mein Blut dran.
    Ich greife in meine Tasche und taste nach dem Messer, das ich dem Mistkerl aus dem Krankenhaus abgenommen habe.
    Es ist da, einsatzbereit.
    Aber ich kann es nicht rausziehen. Das ist nicht gut, Bigeyes. Ich bin wieder wie gelähmt, so wie bei Paddy und dem anderen Mistkerl. Aber jetzt ist es noch schlimmer. Ich kann das Messer nicht mal rausziehen. Wenn Dig seines wirft, hat er leichtes Spiel.
    Und er wirft es tatsächlich.
    Ich sehe, wie es durch die Dunkelheit auf mich zuschwirrt. Ich weiß nicht, warum ich mich nicht von der Stelle rühre. Vielleicht will ich, dass es mich trifft. Aber das tut es nicht. Im letzten Augenblick sinkt es und bohrt sich in das Gras zwischen meinen Füßen.
    Ich schaue auf das Messer runter, dann zu Dig rüber.
    Er hat mich nicht verfehlt. Er hat zwischen meine Beine gezielt. Er hätte mich leicht treffen können. Ich bin nahe genug. Aber das wollte er nicht. Warum nicht? Ich weiß es schon, Bigeyes. Weil er sich sicher ist, dass ich mich nicht wehren kann. Nicht mal mit seinem eigenen Messer.
    Ich beuge mich runter, hebe das Messer auf und betrachte es. Es hat eine fiese Klinge. Kein Wunder, dass es mich so übel verletzt hat. Es ist ziemlich schwer, viel schwerer als Trixis Schnappmesser oder das in meiner Tasche. Es gab Zeiten, da hätte mir dieses Scheißding gefallen. Ich nehme es fest in die Hand und sehe Dig an. Ich taxiere ihn und schwinge meinen Arm nach hinten.
    Er erstarrt.
    Ich bleibe mit erhobenem Messer stehen. Ich will ihn vor Angst zittern sehen. Das schuldet er mir. Aber er verzieht keine Miene. Er sieht mich nur kurz abschätzend an, dann entspannt er sich. Ganz lässig steht er da und wartet. Er hat Mumm. Das muss ich zugeben. Ich hasse den Kerl, aber er ist knallhart.
    Ich mache einen Schritt auf ihn zu. Er wird wieder steif. Jetzt ist er sich nicht mehr sicher. Jetzt habe ich ihn. Aber er rührt sich trotzdem nicht. Ich will, dass er zurückweicht, zur Seite springt, irgendwas. Aber nein. Er bleibt einfach stehen, wartet ab und beobachtet mich in der Dunkelheit. Dann spricht er, leise und mit schwerer Zunge.
    Â»Du wirfst es eh nicht.«
    Ich mache noch einen Schritt vorwärts. Er rührt sich immer noch nicht. Ich warte und beobachte ihn. Ich bin ihm jetzt so nahe, dass ich ihn blind treffen würde.
    Â»Du wirfst es eh nicht«, sagt er noch mal. »Und das weißt du.«
    Bilder kommen mir in den Kopf und es sind lauter Gesichter. Paddy, der Mistkerl aus dem Krankenhaus und die beiden Typen, die ich im Haus der Alten auf der Treppe sah. Alle machen sich über mich lustig, weil ich es nicht mehr fertigbringe.
    Weil ich nicht mehr töten kann.
    Und jetzt Digs Gesicht. Woher weiß er es? Haben meine Feinde es ihm erzählt? Oder sieht er es mir an? Erkennt er es an der Art, wie ich dastehe? Kann er es mir vom Gesicht ablesen? Wir sind einander jetzt nahe genug. Er kann meine Augen gut sehen. Und ich seine. Klar und deutlich.
    Er beobachtet mich genau, aber sein Blick ist ruhig und entspannt. Es liegt überhaupt keine Furcht darin. Ich lasse den Helm zu Boden fallen und schwinge wieder das Messer über die Schulter. Er verzieht immer noch keine Miene, sondern beobachtet mich weiter. Dann schüttelt er den Kopf.
    Â»Vergiss es. Du kannst dich ja kaum noch auf den Beinen halten.«
    Er hat recht, Bigeyes. Ich schwanke und die Welt dreht sich wieder. Mir wird vor Angst und Erschöpfung wieder schwarz vor Augen. Und weitere Bilder schießen mir durch den Kopf – die liebe Becky, ihr totes Gesicht schaut mich an, und all die anderen, deren Anblick ich nicht ertragen kann. Die Gesichter, die nie verschwinden.
    Und dazwischen das von Dig, das mich beobachtet.
    Ich spüre, wie ich das Messer fallen lasse. Die Gesichter beginnen sich zu drehen. Die Dunkelheit nimmt zu. Ich erinnere mich nicht daran, umgekippt zu sein. Ich weiß auch nicht, wie lange ich bewusstlos gewesen bin. Aber als ich wieder zu mir komme und die Augen öffne, blicke ich in Digs Gesicht. Er hält mich fest, und das hasse ich.
    Â»Lass mich los«, murmele ich.
    Er reagiert nicht. Da

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