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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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gibt es momentan keinen Grund zur Eile.« Er sah konzentriert auf die Uhr, leitete dabei aber im Kopf bereits das für den Nachmittag anberaumte Meeting.
    »Heute Morgen sind Sie aber nicht der Erste«, stellte Gabe trocken fest.
    »Wie bitte?« Lou unterbrach das Meeting und stand wieder auf der kalten Straße vor seinem Bürogebäude, wo der eisige Atlantikwind den Menschenmassen, die warm eingemummelt zur Arbeit eilten, gnadenlos ins Gesicht peitschte.
    Gabe kniff die Augen zusammen. »Braune Slipper. Ich hab schon ein paarmal beobachtet, wie Sie den Besitzer dieser Schuhe begleitet haben. Und der ist jetzt schon im Büro.«
    »Braune Slipper?« Lou lachte, erst verwirrt, dann beeindruckt und schließlich etwas besorgt, weil er sich fragte, wer es da vor ihm zur Arbeit geschafft hatte.
    »Sie kennen ihn – ziemlich arroganter Gang. Bei jedem {41 } Schritt hüpfen diese kleinen Wildlederquasten, so eine Art Mini-Cancan. Weiche Sohlen, kommen aber schwer auf. Kleine breite Füße, und er geht auf dem Außenrist. An den Stellen sind die Sohlen immer abgelaufen.«
    Lous Stirn legte sich in nachdenkliche Falten.
    »Samstags trägt er Schuhe, als käme er gerade von Bord einer Yacht.«
    »Alfred!«, rief Lou in plötzlicher Erkenntnis. »Der ist dann sicher tatsächlich gerade von seiner Ya– … « Er brach ab. »Alfred ist schon da?«
    »Seit ungefähr einer halben Stunde. Ist reingestapft, anscheinend ziemlich eilig, in Begleitung eines weiteren Paars schwarzer Slipper.«
    »Schwarze Slipper?«
    »Ja, schwarze Herrenschuhe. Blitzeblank, aber nicht besonders schick. Schlicht und sachlich. Praktisch. Schuhe, die das tun, was Schuhe tun sollen. Ich kann sonst nicht viel über sie sagen, abgesehen von der Tatsache, dass sie sich im Allgemeinen etwas langsamer bewegen als die anderen Schuhe.«
    »Sie sind sehr aufmerksam.« Lou betrachtete den Mann auf der Decke nachdenklich und überlegte, was er wohl gemacht haben mochte, bevor er hier auf dem kalten Boden eines Hauseingangs gelandet war. Gleichzeitig versuchte sein Gehirn fieberhaft zu analysieren, wer all diese Menschen waren, von denen Gabe sprach. Dass Alfred heute so früh zur Arbeit erschienen war, brachte ihn völlig durcheinander.
    Einer ihrer Kollegen – Cliff – hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten, und nun waren alle ganz aufgeregt – jawohl, aufgeregt! –, weil eine gute Stelle frei geworden war. Wenn Cliff nicht wieder gesund wurde – was Lou {42 } insgeheim hoffte –, würde es in der Firma weitreichende Veränderungen geben, und jedes ungewöhnliche Benehmen seitens Alfreds war bedenklich. Genau genommen war Alfreds Verhalten allerdings immer irgendwie bedenklich.
    Gabe zwinkerte. »Sie haben da drin nicht zufällig Arbeit für einen aufmerksamen Menschen, oder?«
    Lou breitete seine behandschuhten Hände aus. »Nein, tut mir leid.«
    »Kein Problem, Sie wissen ja, wo Sie mich finden, falls Sie mich doch brauchen sollten. Ich bin der Typ mit den Doc Martens.« Er lachte und hob seine Decke kurz hoch, so dass die hohen schwarzen Stiefel zum Vorschein kamen.
    »Ich frage mich, warum die so früh dran sind«, sagte Lou gedankenverloren und starrte Gabe dabei an, als hätte dieser übersinnliche Fähigkeiten.
    »Da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen. Aber letzte Woche sind sie zusammen zum Lunch gegangen. Oder sie haben zumindest das Gebäude gemeinsam zu einer für Otto Normalverbraucher üblichen Lunchzeit verlassen, sind durchschnittlich lange weg gewesen und dann auch zusammen zurückgekommen. Was sie dazwischen gemacht haben, lässt sich nicht allzu schwer erraten«, schmunzelte er. »Dafür muss man kein Genie sein. Zum Glück, denn heute kann einem echt das Hirn einfrieren.«
    »An welchem Tag war denn dieser Lunch?«
    Gabe schloss nachdenklich die Augen. »Am Freitag, glaube ich. Der Kerl ist Ihr Konkurrent, stimmt’s? Der mit den braunen Slippern?«
    »Nein, er ist mein Freund. So eine Art Freund jedenfalls. Eigentlich eher ein Bekannter.« Zum ersten Mal merkte man Lou an, dass er beunruhigt war. »Er ist mein Kollege, {43 } aber Cliffs Zusammenbruch ist für uns beide eine Riesenchance, na ja, Sie verstehen schon … «
    »Eine Chance, Ihrem kranken Kollegen den Job wegzunehmen«, vollendete Gabe den Satz mit einem Lächeln. »Wie nett. Die langsamen Schuhe, die schwarzen, die haben übrigens neulich abends das Büro gemeinsam mit einem Paar Louboutins verlassen.«
    »Loub– … was ist das denn?«
    »Damenschuhe. Zu erkennen an

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