Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Gespenster

Zeit der Gespenster

Titel: Zeit der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
fragte die Schwester freundlich.
    Spencer schüttelte den Kopf. Schließlich war er mal Wissenschaftler gewesen. Und noch hatte kein Labor das Medikament entwickelt, das seinen Schmerz lindern könnte.

    In natura war Curtis Warburton kleiner, als er im Fernsehen wirkte, aber es mangelte ihm nicht an dem Charisma, das Bogeyman Nights zu der Sendung mit den höchsten Einschaltquoten gemacht hatte. Sein schwarzes Haar wurde in der Mitte von einer weißen Strähne durchzogen. Die hatte er seit einer Nacht vor neun Jahren, als der Geist seines Großvaters am Fuße seines Bettes erschienen war – ein Ereignis, das ihn dazu bewogen hatte, sich mit der Erforschung paranormaler Phänomene zu befassen. Seine zierliche Frau Maylene, deren übersinnliche Fähigkeiten der Polizei von Los Angeles wohl bekannt waren, saß neben ihm und machte sich Notizen, während Curtis den Besitzern des Hauses Fragen stellte.
    »Zuerst in der Küche«, murmelte Eve O’Donnell, und ihr Mann nickte. Das Rentnerehepaar hatte sich dieses Haus am See als Sommerwohnsitz gekauft, und in den drei Monaten, seit die beiden hier wohnten, hatten sie mindestens zweimal in der Woche übernatürliche Phänomene beobachtet. »Gegen zehn Uhr morgens hab ich alle Türen abgeschlossen, die Alarmanlage eingeschaltet und bin zur Post gefahren. Als ich zurückkam, war die Alarmanlage noch immer eingeschaltet … aber in der Küche standen alle Schränke offen, und die Frühstücksflocken lagen überall auf dem Tisch. Ich hab Harlan angerufen, weil ich dachte, er wäre vielleicht zwischendurch nach Hause gekommen und hätte das Chaos angerichtet.«
    »Ich war aber die ganze Zeit über im Elks Club«, warf ihr Mann ein. »Ich war nicht im Haus. Keiner war da.«
    »Und dann haben wir nachts um zwei von oben auf dem Speicher diese Dampforgelmusik gehört. Sobald wir hinaufgingen, hörte sie auf. Und als wir die Tür aufgemacht haben, stand da ein Spielzeugklavier für Kinder, ohne Batterien, mitten im Raum.«
    »Wir haben kein Spielzeugklavier«, fügte Harlan hinzu. »Und ein Kind schon gar nicht.«
    »Als wir dann Batterien reingetan haben, hat es gar nicht die Musik gespielt, die wir gehört hatten.« Eve zögerte. »Mr. Warburton, Sie verstehen hoffentlich, dass wir keine Leute sind, die … die an solche Sachen glauben. Aber … Aber wenn es nichts Übersinnliches ist, dann bin ich dabei, den Verstand zu verlieren.«
    »Mrs. O’Donnell, Sie werden nicht verrückt.« Curtis berührte mitfühlend ihre Hand. »Morgen früh haben wir bestimmt schon eine genauere Vorstellung davon, was in Ihrem Haus vor sich geht.« Er schaute über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Ross auch alles filmte. Je nachdem, wie sich die Dinge entwickelten, könnte er einen Beitrag über die O’Donnells in Bogeyman Nights bringen, und dann war das Gespräch hier von entscheidender Bedeutung. Die Warburtons erhielten täglich über dreihundert E-Mails von Leuten, die glaubten, dass es in ihren Häusern spukte. In fünfundachtzig Prozent der Fälle erwies sich das als Schwindel, oder die Gespenster entpuppten sich als Mäuse im Gebälk. Die Übrigen – nun ja, Ross hatte inzwischen lange genug mit der Materie zu tun, um zu wissen, dass es Dinge gab, die einfach unerklärlich blieben.
    »Haben Sie irgendwelche Geistervisionen gehabt?«, fragte Curtis. »Temperaturschwankungen erlebt?«
    »In unserem Schlafzimmer ist es manchmal höllisch heiß, und von einer Minute zur nächsten wird uns eiskalt«, antwortete Harlan.
    »Gibt es irgendwelche Bereiche im Haus, in denen Ihnen besonders unbehaglich zumute ist?«
    »Der Speicher, ganz eindeutig. Und das Badezimmer im ersten Stock.«
    Curtis’ Augen huschten von dem handgeknüpften Orientteppich zu der antiken Vase auf dem Kaminsims. »Ich muss Sie warnen, dass eine Geistersuche eine kostspielige Angelegenheit werden kann.«
    Als Warburtons Feldforscher hatte Ross in Bibliotheken und Zeitungsarchiven nach Dokumenten über das Grundstück der O’Donnells gesucht – in der Hoffnung, dabei auch auf Informationen zu stoßen, dass sich hier ein Mord oder Selbstmord ereignet hatte. Seine Nachforschungen hatten nichts dergleichen ergeben, aber das war für Curtis kein Hinderungsgrund. Schließlich konnte ein Geist sowohl eine Person als auch einen Ort heimsuchen. Geschichte konnte wie ein schwacher Duft in der Luft schweben oder wie eine Erinnerung sein, die sich auf der Innenseite der Augenlider eingeprägt hat.
    »Der Preis spielt keine

Weitere Kostenlose Bücher